Judith Rakers ist seit 2005 Sprecherin der „Tagesschau“ und mehrerer anderer Nachrichtenformate.Bild: NDR/Thorsten Jander
Judith Rakers gibt einen privaten Blick hinter die Kulissen ihres Jobs als „Tagesschau“-Sprecherin. Seit Ende Februar befindet sich die Welt in einer Ausnahmesituation: Die Ukraine wird von Russland angegriffen und der Rest der Welt muss sich überlegen, was damit zu tun ist. Hunderttausende Ukrainer fliehen aus ihrer Heimat oder haben sich in Bunkern verschanzt.
Immer wieder wird die Kriegslage unübersichtlich, in den sozialen Medien kursieren Falschmeldungen oder irreführende Schlagzeilen. Umso wichtiger sind verlässliche, sachlich richtige Informationen. In der „Tagesschau“ und in anderen Nachrichtenformaten müssen Berichte möglichst neutral aufbereitet werden, eine persönliche Meinung außerhalb eines Kommentars ist nicht üblich.
Dass das gerade in der aktuellen Situation nicht einfach ist, hat Judith Rakers in einem emotionalen Post auf Instagram erfahren. Sie erklärte, dass es ihr sehr schwer falle, die von ihr geforderte Neutralität zu wahren, und wünschte sich in ihrer Erklärung auch ein möglichst schnelles Ende des Krieges in der Ukraine.
Judith Rakers gewährt private Einblicke
Anscheinend direkt nach einer aktuellen „Morgenmagazin“-Ausgabe hat Rakers ein Selfie geschossen, auf dem offenbar noch die schriftlichen Berichte der Sendung liegen. Eigentlich wollte sie, wie die 46-Jährige erklärte, nichts Politisches in den sozialen Medien posten. Sie konzentriert sich auf Instagram lieber auf „die schönen Dinge im Leben, die kleinen, die glücklich machen“.
Doch nun entschied sich Rakers, diese selbst auferlegte Regel zu brechen. Grund ist ihr Job als Nachrichtensprecherin. Sie erklärt: „Denn wir als Tagesschau müssen bei allen Themen, über die wir auch in den Nachrichten berichten, NEUTRAL bleiben.“ Objektivität ist für sie ein großes Gut und auch die Neutralität ihrer Arbeit findet sie sehr wichtig, aber: „Da ich heute Morgen in der Frühschicht nur schlechte Nachrichten für Sie hatte, möchte ich klarstellen, dass mir das nicht leicht fällt.“ Und weiter:
„Auch mich berühren diese Nachrichten, die Bilder, die Angst der Menschen. Der verzweifelte Überlebenskampf einer ganzen Nation.“
Mit dem Posten verlässt Judith Rakers klar ihren neutralen Anspruch aus ihrem Arbeitsalltag. Sie fügt der Nachricht dringend einen letzten Satz hinzu und schreibt: „Ich sage es jetzt so neutral wie ich kann: Dieser Wahnsinn muss aufhören.“
Kollegen ermutigen Judith Rakers
Tatsächlich postet Judith Rakers sonst vor allem Fotos vom heimischen Bauernhof, einer schlafenden Katze, einem guten selbstgekochten Essen oder auch einem After-Work-Cocktail auf ihrem Instagram-Profil. Dass sie sich nun entschieden hat, ihren 221.000 Followern diese Seite ihrer Gefühlswelt zu zeigen, findet auf ihrem Profil viel Zuspruch.
Auch ihre Kollegin Susan Link bestätigte Rakers in ihrem Statement und kommentierte: „Liebe Judith, so ist das! Du berichtest neutral und mit wohlgewählten Worten. Und doch gehen die Bilder und Schicksale nicht an dir vorbei.“ Auch Schauspieler Oliver Wnuk meldete sich zu Wort und dankte Rakers für ihre Arbeit.
Ein Benutzer fügte auch anerkennend hinzu: „Ich beneide Sie in der heutigen Zeit nicht um Ihren Job. Ich persönlich kann mir aussuchen, wie viele Neuigkeiten ich aufnehmen möchte. Sie können es nicht. Respekt für Ihre Einstellung dazu und auch dafür, dass Sie klar sind, was Sie tun über all dies sagen, Geschichte bewahren – ohne es ausdrücklich gesagt zu haben.“
(cfl)
Wann und wie den Krieg gegen die Ukraine beenden? Die Talkrunde bei Anne Will am Sonntagabend fand keine konkrete Antwort auf die Frage aller Fragen. Der Westen könne das Risiko eines Atomkriegs, ausgelöst durch eine Flugverbotszone, nicht verantworten, sagt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, und der stellvertretende Vorsitzende der FDP, Alexander Graf Lambsdorff, stimmen ihr zu. Für den ukrainischen Botschafter Andriy Melnyk ist das nur eine Ausrede. Aber die Ukraine kann diesen Krieg noch gewinnen, glaubt Ex-Nato- und Bundeswehr-General Egon Ramms.