Genf (dpa) – Die Verhandlungen über ein internationales Rahmenabkommen zum Schutz der Biodiversität sind in Genf ohne Einigung auf ein unterschriftsreifes Papier zu Ende gegangen.
Um den Text für die geplante Abschlusskonferenz im Spätsommer in Kunming, China, fertigzustellen, sollen Ende Juni weitere Gespräche in Nairobi stattfinden. Darauf einigten sich die rund 200 teilnehmenden Staaten am Dienstag. „Die Parteien haben noch viel zu tun“, sagte Elizabeth Maruma Mrema, Leiterin des Sekretariats der UN-Konvention über die biologische Vielfalt (CBD).
Der Vertrag soll im Rahmen der CBD-Konvention geschlossen werden. Ziel ist es, das Artensterben, die Zerstörung der Natur und den Verlust von Lebensräumen für Flora und Fauna weltweit zu stoppen. Ziel ist es, bis 2030 30 Prozent aller Meeres- und Landflächen zu schützen. Derzeit sind nur etwa 8 Prozent der Ozeane und 17 Prozent der Böden geschützt.
Reiche Länder haben eine Pflicht
Um diese Ziele umzusetzen, wird viel Geld benötigt, aber über die Höhe der Mittel wird noch diskutiert. Afrikanische Staaten machten auf sich aufmerksam, indem sie forderten, dass reiche Länder ihre Hilfszahlungen bis 2030 auf 700 Milliarden Dollar (638 Milliarden Euro) erhöhen, um ärmere Länder beim Naturschutz zu unterstützen.
Das ist deutlich mehr als bisher im Verhandlungstext vorgesehen: Darin heißt es, dass die weltweiten Mittel für Biodiversität von derzeit 160 Milliarden Dollar auf mindestens 200 Milliarden Dollar pro Jahr aufgestockt werden sollen. Außerdem sollen umweltschädliche staatliche Subventionen jährlich um 500 Milliarden Dollar gekürzt werden.
Uneinig waren sich die Delegierten am Ende der zweiwöchigen Beratungen auch über die Meilensteine, an denen der Fortschritt beim Schutz der Biodiversität gemessen werden soll. Über die Notwendigkeit und den zeitlichen Ablauf der Stufen muss laut CBD-Sekretariat weiter verhandelt werden.
Umweltverbände forderten von Deutschland und anderen Ländern mehr politisches Engagement, um das Rahmenabkommen zum Abschluss zu bringen. „Man merkt deutlich, dass das Thema Biodiversität in den Regierungen angesichts der Dringlichkeit dieser Krise nicht die Priorität hat, die es braucht. Das ist fatal, denn es geht um unsere Lebensgrundlage“, sagte Florian Titze vom WWF Deutschland.
„Die wichtigsten Fragen sind noch offen: Woher kommt das nötige Geld und wie soll der Schutz von 30 Prozent der Landoberfläche und der Ozeane umgesetzt werden?“ kritisierte Thilo Maack von Greenpeace.
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