Klimawandel verschiebt Kaffee-, Avocado- und Cashew-Anbaugebiete – Wissen

Startseite » Klimawandel verschiebt Kaffee-, Avocado- und Cashew-Anbaugebiete – Wissen
Klimawandel verschiebt Kaffee-, Avocado- und Cashew-Anbaugebiete – Wissen

Kaffee aus Neuseeland, Cashewnüsse aus den USA und Avocados aus China: Schon in 30 Jahren könnte sich der Anbau dieser drei Nutzpflanzen in Regionen lohnen, in denen diese Pflanzen bislang kaum gedeihen. In den traditionellen tropischen Anbauländern hingegen dürfte sich die Ernte aufgrund steigender Temperaturen immer mehr verschlechtern. Das geht aus einer Studie von Umweltwissenschaftlern im Fachblatt hervor PLOS EINS aus. „Die Ausweitung geeigneter Anbauflächen verschiebt sich tendenziell nach Norden und Süden“, erklärt der Hauptautor des Fachartikels, Roman Grüter von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Millionen Menschen in Entwicklungsländern leben vom Anbau von Kaffee, Cashewnüssen und Avocados. «Sie sind oft die Haupteinnahmequelle der lokalen Kleinbauern», sagt Grüter. Die Nachfrage steigt weltweit. Weil die drei Plantagenfrüchte teilweise Jahrzehnte alt sind, müssen die Bauern langfristig planen. Dennoch gibt es zumindest für Cashews und Avocados noch keine globale Einschätzung, wie sich die Grenzen geeigneter Anbaugebiete durch den Klimawandel verschieben werden. Das haben die Umweltwissenschaftler um Grüter nun mit Computermodellen berechnet.

Wälder könnten gerodet und wertvolle Ökosysteme zerstört und in Plantagen umgewandelt werden.

Dazu verglich Grüters Team die biophysikalischen Anforderungen von Kaffee, Cashewnüssen und Avocados mit den prognostizierten Klimabedingungen für das Jahr 2050 und erstmals mit den Bodenverhältnissen für die ganze Welt. Die Folge: Der Klimawandel dürfte vor allem die derzeit wichtigsten Kaffeeproduzenten treffen. Länder wie Brasilien, Vietnam, Indonesien und Kolumbien könnten fast alle ihre besten Anbaugebiete verlieren – sie wären in drei Jahrzehnten mittelmäßig. „Die besten Anbaugebiete stehen unter Druck“, sagt Grüter. Andererseits würden Länder weiter im Norden wie die USA und China und im Süden wie Uruguay, Argentinien, Südafrika und Neuseeland profitieren. Dort könnte sich der Kaffeeanbau in Zukunft lohnen.

Für den Anbau von Avocados und Cashews hingegen dürfte die Zahl geeigneter Flächen zunehmen – in den bisherigen Hochburgen wie Indien, der Elfenbeinküste und Benin (Cashews) sowie Peru, der Dominikanischen Republik und dagegen abnehmen Indonesien (Avocados). Fraglich ist jedoch, ob die Zunahme potenziell geeigneter Anbaugebiete die Verluste in den bisherigen Hauptanbaugebieten kompensieren kann. Grüter spricht von „Interessenkonflikten“. Möglicherweise werden die betreffenden neuen Flächen bereits anderweitig genutzt oder sind sogar geschützt. Die Gefahr: Für lukrative Plantagen könnten Wälder gerodet und wertvolle Ökosysteme zerstört werden.

Die Hauptförderländer wiederum müssen sich etwas einfallen lassen, um ihre wichtigen Einnahmequellen zu schützen. Grüter schlägt zum Beispiel vor, Unterkulturen, Abdeckungen und Hecken einzusetzen, um dem Wasserverlust bei Dürren und Hitzewellen entgegenzuwirken. Sie könnten auch Pflanzensorten züchten, die mit trockeneren und heißeren Bedingungen zurechtkommen. Oder verwenden Sie im Fall von Kaffee Robusta-Bohnen anstelle von Arabica. Auch Bewässerung würde helfen, wenn sich die Bauern das leisten können und überhaupt genug Wasser vorhanden ist. Je weiter die Erderwärmung jedoch die Zwei-Grad-Celsius-Marke überschreitet, desto schwieriger dürfte es werden, die traditionellen Anbaugebiete zu erhalten – bis irgendwann nichts mehr übrig bleibt, als sie aufzugeben.