Krebs: Patienten krebsfrei dank „lebendem“ Medikament – ​​Wissenschaftler sprechen von einem Durchbruch

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Krebs: Patienten krebsfrei dank „lebendem“ Medikament – ​​Wissenschaftler sprechen von einem Durchbruch

Nach einer innovativen Krebsbehandlung blieben die Patienten zehn Jahre lang krebsfrei. Die Therapie wird auch in Deutschland eingesetzt.

Pennsylvania – Krebs ist immer noch eine Krankheit, die viele Menschen tötet. Forscher arbeiten an innovativen Therapieformen zur Behandlung verschiedener Krebsarten. Eine der neueren Therapieformen ist laut Deutscher Krebsgesellschaft die Immuntherapie mit CAR-T-Zellen. CAR-T-Zellen werden zur Behandlung von Formen von Blutkrebs (Leukämie) und Lymphknotenkrebs eingesetzt.

Eine Studie der University of Pennsylvania in den USA zeigt nun den langfristigen Erfolg der Behandlung, wie das US-Wissensportal Popular Science und die New York Times berichten. Im Rahmen der klinischen Studie wurden 2010 drei Patienten mit der innovativen Immuntherapie behandelt. Zwei der Patienten sprachen gut auf die Therapie an und blieben über zehn Jahre krebsfrei. Laut Popular Science gehören die beiden Männer namens Doug Olson und William Ludwig zu den ersten Patienten überhaupt, die mit CAR-T-Zellen behandelt wurden. Doug Olson wird heute 75 Jahre alt. William Ludwig starb im vergangenen Jahr an den Folgen einer Corona*-Infektion. Bei beiden wurden im Blut noch CAR-T-Zellen nachgewiesen, als die Krebszellen längst verschwunden waren.

In einer Studie, in der drei Patienten mit Blut- und Lymphdrüsenkrebs mit CAR-T-Zellen behandelt wurden, waren auch zwei Patienten nach zehn Jahren krebsfrei.

© Science Photo Library/Imago

Krebsbehandlung: Die Immuntherapie mit CAR-T-Zellen hält Patienten zehn Jahre lang krebsfrei

Der leitende Forscher Carl June, ein Immunologe an der University of Pennsylvania, sagte der New York Times, er stehe der CAR-T-Zell-Immuntherapie positiv gegenüber. „Jetzt können wir endlich das Wort ‚Heilung‘ mit CAR-T-Zellen aussprechen“, sagte er.

Steven Rosenberg, Chirurg und Krebsforscher am National Cancer Institute in den USA*, war etwas zurückhaltender, aber auch vom langfristigen Erfolg der Behandlung überzeugt. Laut Popular Science behandelte Rosenberg 2009 den ersten Patienten mit Lymphknotenkrebs mit einer CAR-T-Zelltherapie. Auch dieser Patient erholte sich und ist seitdem krebsfrei. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass der Krebs nach so langer Zeit wiederkehre, sagte Rosenberg. Obwohl es noch zu früh ist, um mit Sicherheit sagen zu können, dass diese Patienten geheilt sind, sind die Fälle sehr ermutigend. „Ich denke, es ist ein guter Schritt in diese Richtung“, so Rosenberg weiter. Die Therapie kann diesen Patienten ein relativ normales Leben zurückgeben.

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Eine Immuntherapie mit CAR-T-Zellen kann Krebs möglicherweise langfristig „heilen“.

David Maloney, ein Onkologe und Forscher am Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, machte laut Popular Science eine ähnliche Aussage. „Um das Wort ‚Heilung‘ zu verwenden, muss man die Patienten über einen langen Zeitraum begleiten, um sicherzustellen, dass sie keinen Rückfall erleiden“, sagte Maloney. Sind diese Menschen bis zu zehn oder elf Jahre nach der Behandlung krebsfrei, könnte man in manchen Fällen von einer „Heilung“ sprechen.

Die Idee der Immuntherapie gegen Krebs* ist, dass körpereigene Zellen die Krebszellen bekämpfen sollen. Krebszellen verstecken sich jedoch oft vor ihrem eigenen Immunsystem. Die T-Zellen erkennen sie daher seltener und die Krebszellen können sich schnell ausbreiten. Bei der CAR-T-Zelltherapie werden entnommene T-Zellen im Labor genetisch so verändert, dass sie Krebszellen im Körper erkennen und bekämpfen, wie auf der Website des Universitätsklinikums Erlangen erläutert wird.

Krebs besiegen: So funktioniert die CAR-T-Zelltherapie

Dazu werden dem Patienten weiße Blutkörperchen entnommen. Aus diesen werden dann die T-Zellen entfernt und im Labor ein Virus in ihre DNA eingeschleust. Die Zelle nimmt dann das genetische Material des Virus auf und produziert ein Protein. Das Protein haftet an der Oberfläche der T-Zelle. Der sogenannte chimäre Antigenrezeptor (CAR) erkennt und bekämpft die Krebszellen. Die manipulierten T-Zellen werden dem Patienten dann wieder injiziert. Zuvor erhält der Patient eine Chemotherapie, die auch die Krebszellen angreift, damit das Verfahren noch besser funktioniert.

Nach der Rückkehr in den Körper könnten sich CAR-T-Zellen im Laufe mehrerer Wochen bis zu 10.000-fach vermehren, sagt der Krebsexperte Rosenberg laut Popular Science. Der Patient wird mit seinen eigenen Zellen behandelt. „Es ist eine lebende Droge“, sagte Rosenberg. Die CAR-T-Zellen konnten jahrelang im Körper überleben und schienen in der Lage zu sein, eine vollständige und dauerhafte Genesung herbeizuführen.

Allerdings gibt es auch einige Nachteile der Immuntherapie mit CAR-T-Zellen: So sollen sie beispielsweise auch gesundes Gewebe angreifen. Darüber hinaus ist die CAR-T-Zelltherapie bei der Behandlung häufiger Krebsarten wie Dickdarmkrebs, Magenkrebs, Prostata-, Brust- und Gebärmutterkrebs noch nicht wirksam. Bisher sind in Deutschland zwei Verfahren mit CAR-T-Zellen zugelassen. Darüber hinaus müssen erwachsene Patienten zwei weitere Krebstherapien ohne Erfolg abgeschlossen haben, um die Behandlung zu erhalten. Bestimmte Faktoren wie Rauchen oder Übergewicht erhöhen das Krebsrisiko*. (df)

In Marburg untersucht das Gesundheitsamt die Zahl der Krebsfälle in einem Kreis*. *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIEN.

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