Krieg in der Ukraine: Das müssen Flüchtlinge in Deutschland wissen

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Ukraine-Krieg
Wie Ukraine-Flüchtlingen jetzt in Deutschland geholfen wird

Im Zelt der Berliner Stadtmission erhalten Geflüchtete Verpflegung und Tipps zur Weiterreise. Deutschlandweit wird die Flüchtlingshilfe derzeit massiv ausgebaut

© Jörg Carstensen / DPA

Jeden Tag kommen mehr Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland an, die meisten davon in Berlin. Vielerorts wird daran gearbeitet, Unterkunft und Hilfe zu organisieren. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Die Bundesregierung war nach eigenen Angaben von der großen Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine überrascht. Am Montag kamen mindestens 147.000 Menschen. Vielerorts wird derzeit daran gearbeitet, Unterkünfte und Hilfe für Geflüchtete zu organisieren. Fragen und Antworten:

Wie viele Flüchtlinge kamen an?

Das Bundesinnenministerium gab die Zahl der registrierten Flüchtlinge am Montag mit 146.998 an. Tatsächlich dürfte die Zahl noch viel höher liegen. Ukrainische Staatsbürger können ohne Visum in die Europäische Union einreisen und sich innerhalb des Schengen-Raums frei bewegen. In Deutschland ist Berlin das Hauptziel der Flüchtlinge. Laut Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) registriert Berlin täglich so viele Flüchtlinge wie alle anderen Bundesländer zusammen.

Wie können Menschen untergebracht werden?

Deutschlandweit werden derzeit die Unterbringungsstrukturen massiv hochgefahren – in Berlin beispielsweise am ehemaligen Flughafen Tegel und im alten Terminal des Flughafens Schönefeld oder in den Messehallen. Auch andere Städte nutzen Messehallen, Turnhallen oder Schulen.

Wo finden Flüchtlinge Unterkunft?

Neben staatlichen Unterkünften gibt es aktuell viel Solidarität von privaten Wohnungsanbietern. Auf den Webseiten www.wohnung-ukraine.de und airbnb.org können Wohnungen angeboten und gesucht werden. Allein am Montag registrierten über 143.000 Anbieter mehr als 327.000 Betten für kostenlose Übernachtungen allein auf www.wohnung-ukraine.de.

Was ist der Unterschied zwischen registrierten und nicht registrierten Flüchtlingen?

Ukrainer können sich ohne Anmeldung 90 Tage legal in Deutschland aufhalten. Die Registrierung als Kriegsflüchtling hat jedoch den Vorteil, dass Sie Anspruch auf Sozialleistungen haben – etwa finanzielle Unterstützung, medizinische Hilfe oder Unterkunft.

Im Gegenzug müssen sich Betroffene dann aber auch an die staatlich organisierte Verteilung halten. Nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel ermitteln die deutschen Behörden, in welchem ​​Bundesland jemand untergebracht ist. Berlin beispielsweise wäre nur für fünf Prozent der Flüchtlinge zuständig und damit auf absehbare Zeit entlastet.

Welche Rechte haben ukrainische Flüchtlinge in Deutschland?

Registrierte Flüchtlinge haben dank der von der EU aktivierten Massenzuwanderungsrichtlinie auch handfeste konkrete Rechte. Sie können angestellt oder selbstständig sein, Schulen und Universitäten besuchen und haben Anspruch auf Wohnraum und staatliche Unterstützung.

Wie können sich Flüchtlinge informieren?

Neben Medien und Internet arbeitet die Bundesregierung an einer App, die die Orientierung in Deutschland erleichtern soll. Die geplante Plattform „Deutschland für die Ukraine“ soll einen Überblick über Hilfsmaßnahmen geben und wird in den kommenden Tagen fertiggestellt.

Wer trägt die Kosten für die Flüchtlingshilfe?

Die Kostenfrage ist derzeit ungeklärt. Der Druck der Bundesländer wächst, eine Lösung für die Kosten zu finden, die derzeit von den Kommunen und Ländern getragen werden. Darüber wird am Donnerstag bei der Ministerpräsidentenkonferenz beraten.

Es gibt zwei gegensätzliche Modelle – entweder Hilfe nach Hartz IV oder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Während der Bund den Großteil der Kosten für Hartz IV trägt, sind die Länder für die Hilfen aus dem Asylbewerberleistungsgesetz selbst zuständig.



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Können Flüchtlinge in Deutschland Arbeit finden?

Die Bundesagentur für Arbeit schätzt den Arbeitsmarkt derzeit als aufgeschlossen für Flüchtlinge aus der Ukraine ein. Zuletzt hatte der Arbeitsmarkt mit gut 2,4 Millionen Arbeitslosen im Februar die Folgen der Corona-Pandemie weitgehend verarbeitet.

Arbeitsmarktexperten zufolge ist ein Großteil der Flüchtlinge gut qualifiziert. Da in vielen Branchen Fachkräftemangel herrscht, bieten sich hier Chancen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat bereits angekündigt, den Arbeitsmarkt für Ukrainer zu öffnen und ihnen Möglichkeiten zu bieten, schnell Deutsch zu lernen.

Ralf Isermann/kng
AFP