Neue Details zum Sekt-Desaster in Weiden: Flasche bei eBay gekauft – Region

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Neue Details zum Sekt-Desaster in Weiden: Flasche bei eBay gekauft – Region

– Nach dem tragischen Tod eines 52-Jährigen in Weiden gibt es neue Erkenntnisse über die Herkunft der Flasche, in die flüssiges Ecstasy abgefüllt wurde. Medienberichten zufolge kaufte 2019 ein Champagner-Liebhaber die Drei-Liter-Flasche bei eBay. Das Bundesamt für Verbraucherschutz warnt nun offiziell vor dieser besonderen Abfüllung des französischen Herstellers.


Anhand der Chargennummer auf dem Etikett ist nun klar, dass diese „Moët & Chandon Ice Impérial“ Doppelmagnum im Jahr 2017 am Hauptsitz der Kellerei in Épernay abgefüllt wurde. Die Flasche wurde wohl in die Niederlande geliefert, wo inzwischen ein zweiter Fall einer mit Ecstasy versetzten Sektflasche bekannt geworden ist. Dort wurden vier Personen durch die auch als MDMA bekannte Droge verletzt.



Nach aktuellem Ermittlungsstand wurde die Flasche, deren Inhalt eine Party in Weiden vergiftete, auf der Auktionsplattform eBay angeboten und 2019 von einer in der Oberpfalzstadt lebenden Privatperson erworben. Der Fan edler Weine hatte zudem Videos seiner Sektvorräte auf Facebook gepostet und die betreffende Doppelmagnum an den Italiener in der Weidner Innenstadt verkauft, wo sich in der Nacht zum 13. Februar eine Clique zum Feiern getroffen hatte.

Kurz nach Mitternacht stieß die Gruppe auf einen Freund an, der in einer Dating-Show eines Privatsenders aufgetreten war. Wie berichtet, befand sich statt Champagner jedoch konzentriertes Ecstasy in der Flasche, die ein Mitarbeiter der Bar bei besagtem Champagnersammler für 490 Euro gekauft hatte. Der 52-jährige Todesopfer, der die Flasche wenige Tage vor der Feier beim Restaurantbetreiber bestellt hatte, starb kurz nach einem Probeschluck, sieben weitere Gäste mussten mit schweren Vergiftungen in Krankenhäuser gebracht werden.

Flasche war offenbar neu verkorkt worden

Die weiß eingefärbte Drei-Liter-Flasche, die üblicherweise vom Hersteller in einer speziellen Holzkiste geliefert wird, scheint vom Vorbesitzer in der Originalverpackung gekauft worden zu sein. Forensische Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Flasche nicht mehr mit dem Originalkorken verschlossen war. Anscheinend war es geöffnet und neu verkorkt worden.


Deshalb warnt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) jetzt offiziell vor Drei-Liter-Flaschen der Marke „Moët & Chandon Ice Impérial“ mit der Chargennummer LAJ7QAB6780004. Auch die manipulierte Flasche, die in den Niederlanden gefunden wurde, hatte diese Chargennummer auf dem Etikett, und es ist nicht auszuschließen, dass weitere dieser Flaschen mit flüssigem MDMA im Umlauf sind. Die niederländische Behörde für Lebensmittel- und Verbraucherproduktsicherheit (NVWA) hat daher ebenfalls eine Produktwarnung veröffentlicht.

Rotbraune Farbe und intensiver Anisgeruch

„Lassen Sie die Flasche unangetastet, wenn der Inhalt von dem bei Champagner Üblichen abweicht. Probieren Sie nichts!“ warnt das BVL. Selbst das Eintauchen einer Fingerkuppe in die Flüssigkeit und das Schmecken, ohne sie herunterzuschlucken, kann zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen. Und „einen kleinen Schluck nehmen“ könnte tödlich sein.

Rein optisch unterscheidet sich Liquid Ecstasy jedoch deutlich von Champagner. Es sprudelt nicht, hat eine rotbraune Farbe, die mit der Zeit dunkler wird, und riecht ziemlich intensiv nach Anis.

Die Ermittler der Sonderkommission „Markt“ in Weiden arbeiten nun mit den Behörden in den Niederlanden zusammen und gehen unter anderem der Frage nach, wie die fraglichen Flaschen nach fünfjähriger Abfüllung in Frankreich zu den vergifteten Endverbrauchern gelangten vor. Weitere Details will Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer angesichts der laufenden Ermittlungen nicht nennen.


Die Ermittlungen gegen das Personal des italienischen Restaurants in Weiden sind dagegen mittlerweile abgeschlossen. Anhaltspunkte dafür, dass die Betreiber und Mitarbeiter vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt hätten, gebe es laut Schäfer nicht. Auch das Schicksal der Kellnerin, die bei der Feier die Flasche am Tisch öffnete, beweist, dass die Szenebar und ihre Stammgäste wohl einer Verkettung unglücklicher Umstände zum Opfer gefallen sind. Auch sie hatte einen Schluck probiert und musste mit einer schweren Vergiftung ins Krankenhaus.