Patienten sollten stärker in die Krebsforschung eingebunden werden

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Patienten sollten stärker in die Krebsforschung eingebunden werden

Patienten in Deutschland sollen stärker in die Krebsforschung eingebunden werden. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach am Freitag anlässlich des dritten Jahrestages der nationalen Dekade gegen den Krebs von einem „neuen Kapitel“ in der Krebsforschung. Die Betroffenen müssten viel stärker als bisher mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen eingebunden werden.

Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, wies darauf hin, dass sich Krebs von Patient zu Patient unterscheidet und dass bereits in einem einzigen Patienten eine „große Anzahl unterschiedlicher Krebszellen“ vorhanden ist, was unter anderem wirkt sich auch auf das Ansprechen auf die Therapie aus. Es geht um individuell abgestimmte Prävention und Behandlung.

In Deutschland erkranken jährlich etwa eine halbe Million Menschen an Krebs. Krebserkrankungen sind die zweithäufigste Todesursache. Baumann schätzt, dass die Krebsfälle in Deutschland bis 2030 voraussichtlich auf 600.000 Fälle pro Jahr ansteigen werden. Schätzungsweise 70 Prozent aller Todesfälle könnten durch eine gesunde Lebensweise und Früherkennung verhindert werden.

Laut Bauman gehen in Deutschland jedes Jahr „mehr als vier Millionen Lebensjahre“ durch Krebs verloren. Deshalb ist Spitzenforschung notwendig. „Nur mit wirklich innovativen Ideen bekommen wir die Krankheit in den Griff“, so der DKFZ-Experte.

In Zukunft sollte sich die Forschung beispielsweise stärker darauf konzentrieren, wie sich eine Therapie auf die Lebensqualität oder die Berufspraxis eines Patienten auswirkt, und nicht nur darauf, wie lange er mit einem neuen Medikament lebt. Auf der Pressekonferenz in Heidelberg nannte Patientenvertreter Jan Geißler auch einige zu klärende Fragen – zum Beispiel, ob ein Patient im Rahmen einer Studie alle zwei Wochen in eine Klinik muss, ob eine Krankenschwester auch Blut abnehmen könne nach Hause, oder ob tatsächlich eine belastende Knochenmarkuntersuchung nötig war.

Die Bundesregierung hat Anfang 2019 eine nationale Dekade gegen Krebs ausgerufen, um die Krebsforschung zu fördern und die Prävention zu stärken. Dazu gehört auch der Aufbau eines nationalen Krebspräventionszentrums. Unter anderem kündigte Stark-Watzinger an, dass in diesem Jahr Projekte gefördert werden, die der Forschung den Zugang zu Gesundheitsdaten erleichtern sollen. Es geht darum, mit Hilfe künstlicher Intelligenz „versteckte Datenschätze“ zu heben.

Veröffentlicht: 02.04.2022 – Quelle: Agence-France-Presse