Pilotprojekt zur Wasserrückhaltung und Grabenbewirtschaftung im Raum Celle wird gefördert durch die DBU und den Landkreis Celle – Celler Presse

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Bezirk CELLE. Pünktlich zum Internationalen Tag des Wassers am 22. März kann der Oberverband Feldirrung Celle auf die gesicherte Finanzierung eines lange vorbereiteten Pilot- und Demonstrationsprojekts zurückgreifen. Es untersucht und erprobt die Möglichkeiten und Grenzen einer an den Klimawandel angepassten Landschaftsentwässerung in ländlichen, sommertrockenen Regionen der niedersächsischen Geest. „Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 125.000 Euro und vom Landkreis Celle mit 105.000 Euro gefördert. Insgesamt rechnen wir mit Projektkosten von rund 290.000 Euro“, erklärt Cord Otte, Vorsitzender des Oberverbandes Feldirrung (OVF) in Celle.

Der Klimawandel führt zu Niederschlagsänderungen und Temperaturerhöhungen, so dass Auswirkungen auf die Grundwasserneubildung und damit auf Grundwasserstände und Oberflächenabfluss zu erwarten sind. Ziel des Projekts ist es, diese Effekte weitestgehend zu kompensieren und so einen echten, aber auch strategischen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel zu leisten. „Wassersparen wird durch die Folgen des Klimawandels, wie etwa häufigere Trockenperioden, zu einem immer wichtigeren Thema“, sagt Wasserexperte und DBU-Projektleiter Dr. Volker Wachendörfer. Das Gebot der Stunde ist es, Wasser in der Landschaft zu halten, anstatt die Strategie zu verfolgen, Wasser so schnell wie möglich abzulassen.

Durch das Zurückhalten von Wasser in sommertrockenen Gräben wird der Oberflächenabfluss verringert, die Grundwasserneubildung erhöht und der Grundwasserspiegel ausgeglichener. Außerdem werden die Phasen niedriger Grundwasserstände verkürzt mit den daraus resultierenden positiven Effekten für Feuchtbiotope, Grundabflüsse in Fließgewässern etc. sowie für andere Grundwassernutzer. „Das unterstützt einerseits den Wasserhaushalt der Landschaft und erhöht andererseits das Angebot für die Grundwasserentnahme“, erklärt Cord Otte, der einen landwirtschaftlichen Betrieb in Bergen betreibt. Eine gezielte und verantwortungsvolle Bewirtschaftung der Rückhalteanlagen ermöglicht es den Grabengemeinden, die Grundwasserkörper aktiv zu entlasten und sich so an den Klimawandel anzupassen.

In lokaler Zusammenarbeit von Land- und Forstwirtschaft, Wasser- und Bodenverbänden, Grundeigentümern, Genehmigungsbehörden und weiteren Akteuren werden im Projekt geeignete Flächen zur Unterstützung des Landschaftswasserhaushalts identifiziert. Das Interesse der betroffenen Anwohner, also meist der Landbewirtschafter, beruht auf der wahrgenommenen stärkeren Dürre, die zunehmend Wälder und landwirtschaftliche Flächen betrifft. Aufgrund des trockenen Klimas und seiner leichten Böden hat sich Ostniedersachsen und damit auch der Landkreis Celle parallel zur Mechanisierung der Landwirtschaft über viele Jahrzehnte zu einer intensiven Bewässerungsregion entwickelt. Das Pilotprojekt macht die spezifischen lokalen Zusammenhänge zwischen Oberflächenabfluss, Grundwasserneubildung und Verdunstung transparent. Es wird gezeigt, wie mit einfachen technischen Mitteln den Veränderungen durch den Klimawandel entgegengewirkt werden kann. Dazu sind eine Vielzahl kleiner Maßnahmen in den Grabenanlagen geplant.

Cord Otte: „Das Projekt soll ein Leuchtturm sein. Wir erhoffen uns viele Erkenntnisse, um möglichst viele weitere Maßnahmen zur Unterstützung des Landschaftswasserhaushaltes in Eigenregie durch andere Kleingrabengemeinden anzustoßen. fasste die Erfahrungen zusammen.

Das Eigeninteresse des OVF Celle und seiner Mitglieder basiert zum einen auf einer neuen Sensibilität innerhalb der Landwirtschaft für die Grundwasserbildung und den notwendigen Biotopschutz und zum anderen auf der aktuellen intensiven gesellschaftlichen Diskussion um das gute Grundwasser. Insgesamt wurde in den drei Trockenjahren 2018, 2019 und 2020 in der Region Celle sehr deutlich, dass sich grundwasserabhängige Biotope wie Fließgewässer und Landökosysteme in einer extremen Stresssituation befinden. Dies hat die Konkurrenzsituation mit den Grundwassernutzern und hier insbesondere mit der Feldbewässerung verschärft. Um diese Konkurrenzsituation zu entschärfen, greifen die Landnutzer und Bewirtschafter im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung behutsam in das Projekt ein. Otte: „Wo immer es konfliktfrei möglich ist, wird das Oberflächenwasser vor Ort zurückgehalten und wenn möglich dem Grundwasser zugeführt.“

Insgesamt gibt es im Raum Celle mehrere 100 Kilometer geeignete Gräben, deren Oberflächenabfluss um ein Vielfaches höher ist als die Entnahme, beispielsweise durch Wasserwerke oder zur Feldbewässerung. Es besteht also ein erhebliches Handlungs- und Gestaltungspotential.

Hintergrundinformationen zur Oberen Verbandsfeldbewässerungsanlage in Celle

Der Oberverband Feldberegnung Celle (OVF Celle) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach dem Wasserverbandsgesetz. Seine Mitglieder sind 18 örtliche Beregnungsverbände (BV) im Landkreis Celle und im Bereich der Stadt Celle. Damit sind alle landwirtschaftlichen Sprinkler und Grundstückseigentümer der 18 BV mittelbare Mitglieder im OVF Celle. Das Verbandsgebiet umfasst eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von knapp 39.000 Hektar. Der OVF Celle vertritt die Interessen der landwirtschaftlichen Bewässerung (Ackerbewässerung) im Landkreis Celle gegenüber Behörden und Institutionen und übernimmt für seine Mitgliedsverbände vielfältige Beratungs-, Unterstützungs- und Koordinationsaufgaben im laufenden Betrieb. Aufsichtsbehörde sind der Landkreis Celle und die Stadt Celle.

Detaillierte Informationen zu Maßnahmen:

Folgende technische Maßnahmen sind geplant:

  • temporärer Einbau und Betrieb von kleinen Dämmen (z. B. einfache Holzbohlenwehre) in Gräben – meist in den Wintermonaten und je nach Gebietsmanagement auch danach (bis ganzjährig) und evtl. Änderung der Dammhöhe bzw
  • Unterhaltung (ganz oder teilweise) in Gräben zu reduzieren bzw
  • Grabenböden anheben bzw
  • Abbruch (vollständig oder teilweise) von Gräben.

Das Projekt zielt darauf ab, die folgenden Aspekte hervorzuheben:

  • den Betrieb von temporären Dämmen
  • die technisch-hydraulische Wirksamkeit
  • die sozioökonomische Akzeptanz
  • den rechtlichen Rahmen
  • Wirksamkeit der Staumaßnahmen
  • Organisationsstruktur der Betroffenen und Beteiligten
  • Genehmigungsabwicklung mit dem Landkreis Celle als Genehmigungsbehörde,
  • Übertragbarkeit auf andere Regionen.

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