Köln/Houston (dpa) – Der Astronaut Matthias Maurer hat als vierter Deutscher in der Raumfahrtgeschichte die Raumstation ISS für eine Außenmission verlassen.
Nach rund sieben Stunden im offenen Kosmos ist der Saarländer am Mittwoch zusammen mit seinem US-Kollegen Raja Chari wieder in den Außenposten der Menschheit geklettert, wie Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigen. Die US-Astronauten Kayla Barron, Thomas Marshburn und Mark Vande Hei halfen den beiden. Nach dem Einsteigen, noch im Raumanzug, streckt Maurer trotz Komplikationen jubelnd die Arme in die Luft.
Die beiden Astronauten stiegen aus, um auf der externen europäischen Forschungsplattform „Bartolomeo“ neue Schläuche an einem Kühlsystem anzubringen, eine Kamera auszutauschen sowie Strom- und Datenverbindungen herzustellen. „Wir bewundern Ihre Hartnäckigkeit und danken Ihnen für Ihre Arbeit“, sagte die Leitstelle am Ende des Einsatzes. Maurer und Chari dankten ihren Kollegen für ihre Unterstützung.
Maurer „bei guter Gesundheit“
Maurer hatte bei seinem Einsatz mit mehreren kleineren Problemen zu kämpfen: Zunächst verzögerte eine lose Kamera an seinem Helm, die dann provisorisch mit Draht fixiert wurde, die Arbeit. Danach verhedderte er sich in seinen Fesseln, konnte sich aber mit Hilfe von Anweisungen der Leitstelle befreien. Bei der Rückkehr stellte sich schließlich heraus, dass sich etwas Wasser in seinem Helm befand. Maurer sei „bei guter Gesundheit“ und „nicht in Gefahr“, teilte die Nasa mit. Der Vorfall soll untersucht werden.
Für die Astronauten der europäischen Raumfahrtagentur Esa war es die erste externe Mission in rund 400 Kilometer Höhe über der Erde. „Heute ist der Tag“, twitterte die ESA. Vor dem Weltraumspaziergang war die Besatzung der Raumstation zu sehen, die Maurer und Chari beim Anziehen ihrer Raumanzüge half. Maurer hatte die Feldmission zuvor als das „große Highlight“ seines Weltraumflugs bezeichnet.
Bei Outdoor-Missionen erleben Astronauten extreme Temperaturunterschiede von minus 150 Grad auf der Nachtseite und plus 120 Grad auf der Tagseite der ISS. Kühlung und Heizung befinden sich im Anzug. Zudem ist Maurers US-Raumanzug trotz des geringeren Innendrucks relativ steif – gegen diesen Widerstand müssen Astronauten bei Außeneinsätzen immer ankämpfen. Das macht die Mission im offenen Kosmos noch anstrengender.
Einsatz im Schatten des Ukrainekrieges
Am 11. November flog Maurer mit drei Kollegen der US-Raumfahrtbehörde Nasa in einem US-Raumschiff zur ISS, wo er bis Ende April bleiben soll. Der 52-Jährige ist der zwölfte Deutsche im All und der vierte auf der ISS. Auch seine drei Vorgänger auf dem Außenposten der Menschheit hatten eine Feldmission absolviert: Thomas Reiter (2006), Hans Schlegel (2008) und Alexander Gerst (2014).
Die Exkursion fand inmitten der verschärften Spannungen zwischen Russland und dem Westen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg statt. Zumindest vorerst haben die US-Raumfahrtbehörde Nasa und die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos angekündigt, die ISS weiterhin gemeinsam zu betreiben. Neben Maurer und Chari befinden sich derzeit die Russen Anton Schkaplerow und Pyotr Dubrow sowie die Amerikaner Vande Hei, Marshburn und Barron an Bord der ISS. Auch die drei Russen Oleg Artemyev, Denis Matweyev und Sergey Korsakov kamen letzte Woche dazu.
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