Reaktionen auf den Ukrainekrieg: Verwirrung im Südwesten – Region & Land

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Reaktionen auf den Ukrainekrieg: Verwirrung im Südwesten – Region & Land

Solidarität mit der Ukraine wird in Freiburg nicht nur mit blau-gelben Fahnen am Rathaus gezeigt. Screenshot: Martin Horn/Facebook


Neben Solidarität und Sorge um die Ukraine folgen in Baden-Württemberg erste Konsequenzen.

Oberndorf – Der russische Einmarsch in die Ukraine hat weitreichende Folgen für die Menschen und die Wirtschaft in Baden-Württemberg. Nach tagelangen erfolglosen Appellen in Moskau verurteilten Politiker und Vertreter aus Wirtschaft und Kirchen im Südwesten den Angriff auf das Schärfste. Ein Überblick:



Der Europa-Park stellt die Zusammenarbeit mit Gazprom ein

Der russische Erdgasriese Gazprom sponsert seit 2009 die Europa-Park-Achterbahn Blue Fire und war bis 2020 sogar Teil ihres offiziellen Namens mit sofortiger Wirkung“, sagte eine Parksprecherin am Donnerstag. Der Park hatte bereits am Dienstag erklärt, aufgrund der aktuellen Entwicklungen mit seinem Partner in Kontakt zu stehen. Damals hatte der Park aber noch auf eine friedliche Lösung des politischen Gesamtkonflikts gehofft – leider vergeblich.

Herrenknecht hält sich vorerst bedeckt

Der Tunnelbohrspezialist Herrenknecht aus der Ortenau hat in den vergangenen Jahrzehnten dutzende Projekte in Russland realisiert. Firmengründer und CEO Martin Herrenknecht hält sich derzeit mit dem Krieg in der Ukraine bedeckt. „Aufgrund der aktuellen Gesamtsituation und der Dynamik der Ereignisse wollen wir uns derzeit nicht äußern“, sagte ein Unternehmenssprecher. Dübelunternehmer Klaus Fischer warnt vor Putin Klaus Fischer, Inhaber der Unternehmensgruppe Fischer: „Der russische Angriff auf die Ukraine hat gezeigt, dass der Westen Wladimir Putin falsch eingeschätzt hat. Das ist aber nichts Neues.“ Westliche Politiker hätten in den vergangenen Jahren geglaubt, Russland und seine Präsidenten führen und steuern zu können, so Fischer weiter. „Ich erinnere mich auch gut an diesen Putin

Deutsche aus Russland stehen eher auf der Seite der Ukraine

In Lahr (Ortenaukreis) leben rund 10.000 Deutsche aus Russland, die in den 1990er Jahren als Spätaussiedler nach Baden kamen. „Die Atmosphäre hier unterscheidet sich kaum von der der anderen Deutschen hier in der Region“, berichtet Olesja Romme von der Lahrer Landsmannschaft der Russlanddeutschen. Einige Leute unterstützten Putins Politik, aber die überwiegende Mehrheit der späten Umsiedler sieht den russischen Präsidenten als einen finsteren Aggressor, der „eine ehemalige Brudernation angreift“. Die Verbindung zwischen den Spätumsiedlern in Lahr und Russland ist nicht so groß, da die meisten von ihnen damals aus Kasachstan umgesiedelt wurden.

Hofstetten hofft auf Meldungen von Trostjanez

In Hofstetten (Ortenaukreis) warten Menschen darauf, dass sich Freunde aus Trostjanez melden. 2019 knüpfte die kleine Schwarzwaldgemeinde erstmals Kontakte zur Gemeinde in der Westukraine bei Lemberg (Lemberg). Hofstettens Bürgermeister Martin Aßmuth (CDU) ist besorgt. Am Donnerstagnachmittag wartete er noch auf Nachrichten aus der Ukraine, dass er auf heißen Kohlen sitze. Die Bilder aus der Region seien erschreckend, sagt er. Zumal er 2019 selbst Lemberg besucht hat. Er hofft, dass es allen den Umständen entsprechend gut geht.




Andreas Schwab (CDU) betont die historische Tragweite des Krieges

„Dies ist der erste Einmarsch gegen einen friedlichen Nachbarn in Europa seit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939“, sagte der Europaabgeordnete aus Rottweil. Er sieht keine unmittelbare Gefahr für die EU, warnt aber: „Aber Putins Verhalten ist unberechenbar.“

Freiburg hat am Rathaus die ukrainische Flagge gehisst

Es ist ein Zeichen der Verbundenheit mit der Partnerstadt Lemberg. Bürgermeister Martin Horn hatte bereits am Montag angekündigt, der Partnerstadt bei der Beschaffung von Notstromaggregaten zu helfen. Nun sollen weitere Hilfslieferungen logistisch vorbereitet werden, wie die Stadt erklärte.Singen plant eine Mahnwache für seine Partnerstadt Die Stadt Singen im Landkreis Konstanz ruft zu einer Mahnwache für „Frieden und Freiheit in Europa“ und zur Solidarität mit ihrer ukrainischen Partnerstadt Kobeljaki am Samstag, 26. Februar, um 11 Uhr auf Ehrenbürger von Singen und Kobeljaki, spricht. Beide Städte sind seit Jahrzehnten partnerschaftlich eng verbunden und tauschen sich politisch und kulturell aus. Singennarren haben für Donnerstagabend ein spontanes Friedenstreffen vor der größten Kirche der Stadt geplant, bei dem Kerzen angezündet werden sollen.

Die FDP sagt ihren politischen Aschermittwoch ab

Angesichts des Krieges in der Ukraine hat die FDP Baden-Württemberg beschlossen, ihre Politische Aschermittwochsveranstaltung am 2. März in Karlsruhe abzusagen, teilte Parteisprecher Julian Schröder am Donnerstag mit.

Rottenburg will ukrainische Flüchtlinge aufnehmen

„Wir sind vorbereitet, wenn Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen werden müssen“, sagt Rottenburgs Bürgermeister Stephan Neher. Rottenburg ist ein „sicherer Hafen“ und seit drei Jahren Mitgliedsgemeinde der „Seebrücke“, einem Bündnis, das bereit ist, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. In einem Hochhaus in der Stadt könnten kurzfristig viele Flüchtlinge untergebracht werden.

Stihl-Tochter in der Ukraine schließt Betrieb

Die Kiewer Niederlassung des Waiblinger Motorsägenherstellers sei „bis auf weiteres“ geschlossen worden, teilte das Unternehmen seinen weltweit 18.000 Mitarbeitern mit. Die Lieferungen dorthin wurden eingestellt, und es wird versucht, den Kontakt zu den Kollegen vor Ort aufrechtzuerhalten, heißt es in einer Unternehmensmitteilung.

Bishop sieht „das Unvorstellbare“ geschehen

Bischof Gebhard Fürst, der seit 2000 das Bistum Rottenburg-Stuttgart leitet, reagierte am frühen Morgen auf Twitter: „Das Unvorstellbare ist passiert: Russland ist in die Ukraine einmarschiert, es gibt Krieg in Europa! Wir stehen in voller Solidarität mit der Ukraine und sind unser Gedanken und Gebete sind bei unseren vielen ukrainischen Freunden und den dort seit Jahren laufenden Hilfsprojekten.“ Der Erzbischof von Freiburg, Stephan Burger, rief zum Gebet für den Frieden und für die Menschen in der Ukraine auf. „Als Christen lehnen wir Gewalt in Konflikten ab. Angesichts der Kämpfe auf unserem Kontinent bringe ich meine Sorgen zu Gott und bete für die Menschen in der Region.“

Kretschmann und Strobl verurteilen Angriff

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat den russischen Einmarsch scharf verurteilt. Der russische Präsident Wladimir Putin habe gegen alle Regeln der internationalen Ordnung und des Völkerrechts verstoßen und „Europa und die Welt in eine tiefe Krise gestürzt, die an die dunkelsten Zeiten auf dem europäischen Kontinent erinnert“, betonte er. Auch Kretschmanns Stellvertreter Thomas Strobl findet deutliche Worte: „Die Lage in Osteuropa ist ernster denn je“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag. „Wir erleben eine Situation, die wir in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr hatten: Der russische Präsident Wladimir Putin hat seine Maske fallen gelassen und einen feigen und rechtswidrigen Angriffskrieg gegen einen demokratischen Staat geführt.“