Rohstoffe – Experte: Die Zeit der billigen Rohstoffe ist vorbei – Wissen

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Luxemburg/London (dpa) – Der Krieg in der Ukraine wird nach Einschätzung eines Branchenexperten Rohstoffe dauerhaft verteuern und den Markt nachhaltig durcheinanderwirbeln.

„Angesichts aller Unsicherheiten, die der Beginn des laufenden Jahrzehnts mit sich bringt, ist eines klar: Wir sehen das Ende einer Ära billiger Rohstoffe“, sagte der Chef des luxemburgischen Rohstoffkonzerns Eurasian Resources Group ( ERG), Benedikt Sobotka, der Deutschen Presse-Agentur. „Die Auswirkungen der Pandemie werden durch den Konflikt verschärft.“ Die internationalen Sanktionen tragen zu einem beispiellosen Preisanstieg bei, sagte Sobotka.

Die Kosten für Weizen, Düngemittel, Rohöl, Erdgas, Aluminium und Kupfer sind alle auf Jahreshöchststände geklettert und weitere Preisschwankungen sind unvermeidlich. „Viele wichtige Elemente unseres täglichen Lebens werden in den kommenden Monaten tendenziell teurer – von Brot und Kaffee über Computer und Autos bis hin zu Baumaterialien, Häusern und der Art und Weise, wie wir unsere Haushalte mit Strom versorgen“, betonte der Firmenchef .

„Größte Transformation seit Jahren“

ERG ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Produzenten von Kobalt und Kupfer und einer der wichtigsten Lieferanten von Aluminiumoxid und Eisenerz. Der Konzern ist hauptsächlich in Kasachstan, Brasilien und im südlichen Afrika aktiv und beschäftigt rund 75.000 Mitarbeiter.

„Der Rohstoffsektor durchläuft den wohl größten Wandel seit Jahren“, sagte Sobotka. Einige Änderungen dauern zwar länger, sind aber nur vorübergehend, wie z. B. Probleme in der Lieferkette. Andere hingegen, wie etwa die Frage der Bezugsquellen oder die Definition strategischer Materialien, sind grundlegender. „Es ist nicht mehr möglich, den besten Kunden, die rentabelste Route oder das billigste verfügbare Material auszuwählen“, sagte Sobotka. „Dies sind die Kosten einer verbesserten langfristigen Nachhaltigkeit und die Auswirkungen der globalen geopolitischen Unsicherheit, an die sich die Produzenten anpassen müssen.“

Konkrete Folgen hätten die Kämpfe zum Beispiel für Autohersteller, denn die Ukraine sei ein wichtiger Lieferant. Russland ist von zentraler Bedeutung für viele Metalle wie Nickel, das für Batterien wichtig ist, und Aluminium, das für Dinge wie Karosserien und Räder benötigt wird, sowie Palladium und Platin, die kritische Komponenten in Fahrzeugabgassystemen sind.

Bei Kupfer und Kobalt hat sich der bestehende Angebotsdruck verschärft, zumal die weltweiten Lagerbestände gering sind. Schon vor Kriegsbeginn prognostizierten Experten ein Kupferdefizit. Der Branchenexperte sagte, dass die höhere Nachfrage durch die Umstellung auf erneuerbare Energien und E-Mobilität die Preise für Kupfer und Kobalt weiter treiben werde.

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