Auf einem Monitor der PCR-Analyse im Labor des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes werden verschiedene Varianten des Corona-Virus wie Delta und Omicron angezeigt. Mutationen im Coronavirus lassen sich mittels Sequenzierung nachweisen.
© Julian Stratenschulte/dpa
Die Omicron-Variante ist hoch ansteckend und mitverantwortlich für die schnelle Ausbreitung von Corona-Infektionen. Warum sind die Steigungen oft harmlos? Forscher finden die Ursache.
Als der neue Corona-Mutant Omikron erstmals gemeldet wurde, waren viele Bürger verunsichert. Die häufigste Frage war, ob dies eine gefährlichere Variante des Virus sei. Das stellte sich bald heraus Omikron ansteckender* ist, aber die Patienten werden normalerweise nicht schwerer krank als diejenigen, die durch Delta- oder andere Mutationen verursacht werden. Seit dem Aufkommen der Omicron-Variante analysieren Forscher weltweit ihre Struktur und ob die Wirkmechanismen von Impfungen und Corona-Therapien auch für die neue Mutante gelten.
Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) berichtete am 10. Januar, dass sich die Omicron-Variante von SARS-CoV-2 mit alarmierender Geschwindigkeit ausbreitet. „Er könnte bald die derzeit weltweit dominierende Delta-Variante ablösen. Bisher ist wenig darüber bekannt, ob derzeit verfügbare Impfstoffe und Medikamente gegen diese Variante wirken werden. Ihr Spike-Protein, der zentrale Angriffspunkt für Antikörper, trägt mehr als 30 Mutationen im Vergleich zum ursprünglichen Virus zu Beginn der Pandemie„, sagt der DZIF-Bericht.
Weniger Corona-Intensivpatienten trotz steigender Covid-Inzidenz: Forscher suchen nach der Ursache
Allerdings zeichnet sich derzeit ab, dass trotz steigender Corona-Infektionszahlen die lebensbedrohlichen Verläufe nicht im gleichen Maße zunehmen. Dafür sprechen auch die aktuell fallenden Preise Zahlen aus dem DIVI-Intensivregister. Damit sank die Zahl der gemeldeten intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Fälle am 24. Januar bundesweit auf 2.333 Personen. Am 7. Dezember mussten noch 4.918 Menschen wegen einer Corona-Erkrankung auf Intensivstationen behandelt werden.
Eine These, die diese Entwicklung begründen könnte: Omicron führt selten zu schwerer Corona. Ein Forschungsteam der Goethe-Universität und des Universitätsklinikums Frankfurt am Main sowie der britischen University of Kent in Canterbury geht nun der Ursache auf den Grund.
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„Offenbar kann Omikron die betroffenen Zellen nicht daran hindern, Interferon zu produzieren“
Anhand von Zellkulturen untersuchten die Forscher unter anderem, wie gut omicron auf Corona-Medikamente wie etwa antivirale Medikamente anspricht. Ein zentrales Studienergebnis: Bisher eingesetzte und in Entwicklung befindliche Corona-Medikamente zeigen eine gute Wirksamkeit gegen omicron. „Antivirale Tests zeigten eine ähnliche Empfindlichkeit von Omicron- und Delta-Isolaten gegenüber EIDD-1931, PF-07321332, Remdesivir, Favipravir, Ribavirin, Nafamostat, Camostat und Aprotinin und somit gegenüber einer Reihe von Medikamenten mit unterschiedlichen Wirkmechanismen. Dies zeigt, dass die Mutationen in der Omicron-Variante keine signifikanten Änderungen im Empfindlichkeitsprofil der Viren gegenüber Medikamenten bewirken“, so die Forscher in ihrer Studie. die auf dem Fachportal Nature veröffentlicht wurde.
Zudem kamen die Wissenschaftler um Denisa Bojkova vom Universitätsklinikum Frankfurt zu dem Schluss, dass Omicron weniger in der Lage ist, zelluläre Abwehrmechanismen gegen Viren zu blockieren als Delta. Die Viren der Omicron-Variante sind besonders empfindlich gegenüber einem unspezifischen, zellulären Abwehrmechanismus, der sogenannten Interferon-Antwort. heißt es in einer Pressemitteilung der Goethe-Universität in Frankfurt. „Unsere Zellkulturexperimente liefern eine erste Erklärung dafür, warum omicron-Infektionen oft zu milden klinischen Verläufen führen: Offenbar kann omicron anders als delta die betroffenen Zellen nicht daran hindern, Interferon zu produzieren und auszuschütten“, sagt Studienautor Professor Martin Michaelis von der University of Kent Interferone sind Teil des Immunsystems: Es sind Proteine oder Glykoproteine, die in erster Linie eine antivirale Wirkung haben. (jg) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIEN.