Sprache: Jury wählt boostern Anglizismus des Jahres – Unterhaltung

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Sprache: Jury wählt boostern Anglizismus des Jahres – Unterhaltung

Die Corona-Krise hatte bereits die Wahl zum „Anglizismus des Jahres“ für 2020 geprägt. Damals fiel die Wahl auf den Begriff „Lockdown“, der sich für Schließungen eingebürgert hatte. Für 2019 wählte die Jury den Ausdruck „… for future“ (wie in „Fridays for Future“). Davor ging der Titel an „Gendersternchen“ (2018), „Fake News“ (2016) oder „Shitstorm“ (2011).

Im Zuge der Corona-Pandemie habe sich der deutsche Wortschatz „mit einer selten beobachteten Geschwindigkeit erweitert“, heißt es in der Initiative. Dieser Trend hat sich fortgesetzt. Neben dem Gewinner „Booster“ hätten es dieses Mal die Wörter „Long Covid“ und „QR-Code“ auf die Shortlist geschafft. Als Begriff für „die auf absehbare Zeit wohl wichtigste chronische Erkrankung der Gesellschaft“ habe „Long Covid“ gute Aussichten, sogar zum Anglizismus des Jahrzehnts zu werden, so die Sprachinitiative.

Außerdem standen zwei Wörter ohne Bezug zu Corona auf der Shortlist: „Cringe“ und „Wake“. Das Adjektiv „woke“ stammt ursprünglich aus der schwarzen US-Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre und wurde verwendet, um Menschen zu beschreiben, die rassistische Gesellschaftsstrukturen erkannten – oft mit der Aufforderung „Bleib wach!“. (auf Englisch: „Bleib wach!“). Im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung sei sie „von den konservativen Kulturseiten in Deutschland und anderswo als Synonym für das überholte Schlachtfeld politisch korrekt entdeckt worden“.

Das Adjektiv „aufgewacht“ werde mittlerweile vor allem als Beschreibung anderer verwendet, „um sich über Menschen lustig zu machen, die auf soziale Missstände hinweisen“, erklärt die Initiative. „Cringe“ beschreibt ein intensives Gefühl, sich für andere zu schämen. Bei der vom Langenscheidt-Verlag veranstalteten Wahl zum „Jugendwort des Jahres 2021“ hat der Begriff „cringe“ – anders als jetzt mit der Anglizismus-Kür – sogar gewonnen.

Neben dem „Anglizismus des Jahres“ der gleichnamigen Wissenschaftsinitiative und dem „Jugendwort des Jahres“ des Langenscheidt-Verlages werden auch das „Wort des Jahres“ und das „Unwort des Jahres“ gekürt in Deutschland. Die Gesellschaft für Deutsche Sprache hatte „Wellenbrecher“ zum Wort des Jahres 2021 gekürt – der Begriff steht für Maßnahmen zur Bekämpfung einer Corona-Welle.

Eine sprachkritische Kampagne hat den Begriff „Pushback“ kürzlich als Unsinn des Jahres 2021 identifiziert. Er stehe für „die Praxis der europäischen Grenztruppen, Flüchtlinge an der Grenze zurückzuweisen und am Grenzübertritt zu hindern“, so die Jury von Linguisten und einem Journalisten, erklärt.

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