Die Hälfte der wach verbrachten Zeit ist Gedankenwandern. Das Lernen und Arbeiten wird schwieriger und das Unfallrisiko steigt. Aber in diesem Zustand entstehen auch eigene, spontane Inhalte. Welche Tricks für Geistesblitze sorgen.
Von
Sebastian Herrmann
Das Summen der elektrischen Zahnbürste schaltet den Geist ab. Den ganzen Tag klopft ein ständiger Strom unzusammenhängender Gedanken von innen an meine Schädeldecke. Als spielten die Gedanken Fangen und Verstecken auf die Nerven. Nun fließen die Neuronenimpulse weiter durch das Bewusstsein, aber das abendliche Tagträumen mit der Zahnbürste im Mund zeichnet sich nun durch eine Leichtigkeit aus, die in den Stunden zuvor am Schreibtisch gefehlt hat. Anstatt sich gegenseitig aus dem Weg zu schieben, nehmen sich die Gedanken jetzt die Hände und winken höflich, bevor sie wieder vergehen. Der Pfefferminzgeruch der Zahnpasta, das Summen der Bürste und die mechanischen Putzbewegungen wirken wie Elemente einer Meditation. Die Aufgabe ist so herrlich klar: Auf den Badewannenrand setzen und zwei Minuten putzen, bis die Zahnbürste fertig meldet, Mund ausspülen, fertig, keine weiteren Fragen.