Vechta (dpa/lni) – Sie sortieren Mikrochips oder spielen „Vier gewinnt“ und sehen aus wie große weiße Arme, die aus der Tischplatte wachsen: Im Roboterlabor der Universität Vechta, auch Robolab genannt, treffen Jung und Alt, Senioren u Kinder können dabei Roboter aus nächster Nähe beobachten und auch mit ihnen spielen. Initiator des Robolab ist Nick Lin-Hi, Inhaber der Professur für Ökonomie und Ethik an der Universität. Ziel des mit Regionalentwicklungsmitteln der Europäischen Union finanzierten Labors sei es, die Ängste der Menschen vor neuen digitalen Technologien abzubauen, sagt Lin-Hi.
Der Name des Robolabs lautet „Moin Veroza“, was soviel bedeutet wie „Vechtaer Roboter zum Anfassen“. Im Winter wurde es offiziell eröffnet, doch aufgrund der Corona-Situation konnten bisher nur wenige Besucher die Räume nahe der Universität Vechta besichtigen. Das soll sich ändern: Laut der wissenschaftlichen Mitarbeiterin und Leiterin des Robolabs, Marlene Reimer, sollen Besuche und Workshops voraussichtlich in den nächsten Tagen nach Anmeldung wieder stattfinden. „Aktuell sind unter anderem wieder Termine mit Unternehmensvertretern, Workshops mit Schülern und Auszubildenden sowie Besichtigungstermine mit Familien geplant.“
In Sachen Digitalisierung und moderner Technik hinke Deutschland vielen anderen Ländern hinterher, nicht zuletzt in Asien, sagt Nick Lin-Hi. „Wir müssen wirklich aufpassen, dass wir den Anschluss nicht verlieren.“ So kam er auf die Idee, einfachen Bürgern die Möglichkeit zu geben, die neue Technik auszuprobieren. Seiner Beobachtung zufolge haben viele Menschen Angst vor Technik, weil sie zum Beispiel befürchten, dass ihnen Roboter oder künstliche Intelligenz ihre Jobs wegnehmen könnten. Allerdings berge die Digitalisierung mehr Chancen als Risiken: „Herausforderungen wie die Begrenzung des Klimawandels werden wir ohne moderne, digitale Technologien kaum meistern können.“
Die Corona-Krise in Deutschland habe nicht nur gezeigt, wie weit das Land in Sachen Digitalisierung hinterherhinke, sondern auch, wie groß die Skepsis vieler gegenüber moderner Technik und Wissenschaft sei, sagt Lin-Hi. Das Robolab ist ein Versuch, die Akzeptanz moderner Technik in der Gesellschaft zu erhöhen.
Möglichkeiten dafür soll es nicht nur in großen Metropolen geben, sondern auch in ländlicheren Regionen. Auch deshalb lag „Moin Veroza“ in der Kreisstadt Vechta.
Reimer, der das Robolab leitet, berichtet von großem Interesse. Workshops mit Altenheimen und Firmen haben bereits stattgefunden, Schulen haben bereits Interesse bekundet. Viele Familien mit Kindern hätten auch nach Terminen gefragt.
© dpa-infocom, dpa:220306-99-404777/2