boom Es war gestern Morgen kurz nach neun, als ich ein lautes Knacken hörte, gefolgt von meinem Hund, der hysterisch bellte. Als ob der Sturm nicht genug Aufregung für sie wäre, war die Hängematte umgefallen (ja, ich weiß, man hätte ahnen können, dass die Dachterrasse bei diesem Wetter nicht der ideale Ort für sie war). Lilli war nicht mehr zu beruhigen, sie verbrachte den Rest des Tages an meine Füße gekuschelt unter dem Schreibtisch.
Das Wetter hat Deutschland in diesen Tagen fest im Griff. Die Hurrikantiefs Ylenia und Zeynep sind einmal über uns hinweggefegt oder stehen kurz davor, haben Häuser, Autos und Oberleitungen beschädigt. Die Tiefs haben auch einige Verletzungen und sogar Todesfälle gefordert.
So schockierend diese Fälle und so verheerend die Folgen sind: Angst vor einem solchen Unwetter haben die meisten Menschen in Deutschland eigentlich nicht. Ganz im Gegensatz zu anderen extremen Wetterlagen und den Folgen des Klimawandels, wie steigendem Meeresspiegel, langen Dürreperioden oder heftigen Hitzewellen: Im vergangenen Sommer gaben in einer internationalen Umfrage drei von vier Jugendlichen an, Angst zu haben Klimawandel. Meine Kollegin Marlene Weiß hat hier kommentiert, warum das verständlich, aber schädlich ist.
Bei Hunden ist es genau umgekehrt. Obwohl sie nicht an die mittel- und langfristigen Auswirkungen des Klimawandels denken, haben sie Angst vor einem gewöhnlichen Sturm, und noch mehr vor einem Gewitter. Manche Tiere geraten sogar in Panik. Das liegt zum einen am Lärm und zum anderen am Druckabfall bei Gewitter, den Tiere viel stärker wahrnehmen als wir.
Der Klimatatzenabdruck eines Hundes entspricht einer Autofahrt von 3.700 Kilometern
Tiere leiden bereits unter normalen Wetterphänomenen – und nun kommen noch die Folgen der Erderwärmung hinzu. Alles in allem sind wahrscheinlich mehr Tiere als Menschen von der globalen Erwärmung betroffen. Umweltschützer schätzen, dass dies in den kommenden Jahrzehnten der Fall sein wird bis zu 30 Prozent der in Deutschland heimischen Arten könnten aussterben, weil sie sich nicht an veränderte Umweltbedingungen anpassen können. Nach dem Strom rote Liste jede zweite Amphibienart und mehr als zwei Drittel aller Reptilienarten sind hierzulande vom Aussterben bedroht.
Aber auch der beste Freund des Menschen leidet unter dem Klimawandel. Hunde kämpfen mit den steigenden Temperaturen im Sommer, weil sie nicht wie Menschen schwitzen und so ihre Körpertemperatur regulieren können. Unser vertrauenswürdiger Tierarzt sagt, er habe noch nie so viele dehydrierte Hunde oder Hunde mit Hitzschlag gesehen wie in den letzten zwei oder drei Jahren. Im Winter droht ein weiteres Problem: Zecken. Da die Winter milder sind, suchen sie bereits im Februar nach ihren Opfern.
Aber Moment mal, die Fraktion schreit „Verzicht“. Ist Mitgefühl für einen Hund in diesem Zusammenhang überhaupt angebracht? Tragen nicht auch Tiere zur Erderwärmung bei? Forscher haben vor einigen Jahren ausgerechnet, dass der „Klima-Pfotenabdruck“ eines Hundes einer Pkw-Fahrleistung von rund 3.700 Kilometern pro Jahr entspricht. Die einer Katze ist mit 1.400 gefahrenen Kilometern deutlich besser, die eines Pferdes mit 21.500 Kilometern deutlich schlechter. Die Ernährung macht den Unterschied. Unser Futter besteht hauptsächlich aus Gemüse und Nebenprodukten der Fleischproduktion. Aber wenn ich mir den Discounter anschaue und sehe, wer für 2,99 das Kilo seinen Einkaufswagen mit Suppenfleisch füllt, dann kann ich mir das kaum anders erklären, als dass zu Hause noch ein hungriger Hund wartet.
Doch bevor ich in mein E-Mail-Postfach gehe und frage, ob man dem Klima zuliebe eigentlich Kinder haben sollte und ob es in Zeiten des steigenden Meeresspiegels zeitgemäß ist, einen Hund zu halten, sei kurz die oben erwähnte Studie erwähnt hat auch gezeigt, dass alle Hunde, Katzen, Goldfische und Kanarienvögel zusammen etwas mehr als ein Prozent der gesamten Umweltbelastung durch den Konsum ausmachen. Nichts im Vergleich zu Wohnen, Heizen und Fahren.
Habt ein friedliches Wochenende – grüßt euer Haustier von mir.
(Dieser Text stammt aus der wöchentlichen Newsletter Klima Freitag du hier kostenlos kann bestellen.)