Wetzlar/Gießen (dpa/lhe) – Der Amphibienzug nimmt in Hessen in diesem Jahr kaum Fahrt auf. Nachdem es vor allem nachts zunächst zu kalt war, macht die Trockenheit den Tieren derzeit zu schaffen. „Auch in diesem März machen sich die ungünstigeren klimatischen Bedingungen für Amphibien aus vielen Vorjahren bemerkbar“, erklärt Michael Jünemann vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Gießen. Insgesamt blieben Niederschlag und Bodenfeuchte gering.
„Trotzdem wird es aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit zu lokalen Bewegungen von Tieren kommen, die sich wahrscheinlich eher an der Grenze der Wahrnehmungsschwelle bewegen“, erklärte Jünemann. Eine Massenmigration ist unwahrscheinlich.
Der Hessische Naturschutzbund (Nabu) appellierte dennoch an Autofahrer, besonders in der Dämmerung vorsichtig zu sein und auf die Amphibien aufzupassen. Überall dort, wo die Tiere unterwegs sind, sollte auf 30 Kilometer pro Stunde abgebremst werden, rieten die Naturschützer und verwiesen auf die entsprechenden Schilder.
Manchmal überqueren die Kröten und Frösche die Straßen nicht direkt, sondern sitzen lange auf der warmen Fahrbahn – wies Nabu-Amphibienexperte Dominik Heinz kürzlich darauf hin. Eine weitere oft unterschätzte Gefahr sei der Strömungsdruck der Fahrzeuge, so Heinz. Bei Geschwindigkeiten von über 30 Stundenkilometern werden Amphibien auch am Straßenrand getötet, weil der Strömungsdruck ihre inneren Organe verletzt.
Während der Amphibienwanderung sind Naturschützer im Einsatz, um Schutzzäune zu kontrollieren. Die Kröten plumpsen in Eimer, die an den Zäunen aufgestellt sind, und die Helfer tragen sie dann sicher über die Straße. Daher sollten auch Autofahrer zur Sicherheit der Helfer vorsichtig fahren, so der Nabu. Ihre Einsätze finden meist in der Abenddämmerung statt, obwohl die meisten Tiere unterwegs sind.
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