Ausnahmezustand in Berlin
In Schleswig-Holstein hingegen gab es eine Sturmflut. In Husum, an der Eidersperre und in Büsum beispielsweise lagen die Hochwasserwerte mehr als 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser. Genaue Zahlen lagen zunächst nicht vor.
Die Berliner Feuerwehr hat wegen des Sturmtiefs „Ylenia“ den Notstand ausgerufen. Seit 02:00 Uhr nehmen die wetterbedingten Einsätze stark zu. Zur Unterstützung der Berufsfeuerwehr wurden mehrere Freiwillige Feuerwehren zum Einsatz gerufen. In Lichterfelde etwa fielen drei Bäume auf mehrere geparkte Autos und auch ein Lichtmast wurde mitgerissen. Aus Berlin gab es zunächst keine Berichte über Verletzte.
Der Sturm beeinträchtigte auch den Flugverkehr. Lufthansa strich vorsorglich 20 Flüge, wie das Unternehmen in der Nacht auf Anfrage mitteilte. Reisenden wurde geraten, sich auf der Website der Fluggesellschaft über den Status ihres Fluges zu informieren. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt sind nach Angaben des Betreibers Verbindungen nach Berlin, Hamburg und München betroffen.
Auf dem exponierten Brocken im Harz wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zwischen 0.30 Uhr und 1.00 Uhr durchschnittliche Windgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern gemessen. Der Spitzenwind in dieser Zeit betrug 152 Kilometer pro Stunde.
In Nordrhein-Westfalen hat Landesschulministerin Yvonne Gebauer (FDP) den Unterricht abgesagt. Auch in mehreren Regionen Niedersachsens oder Bayerns dürfen Schulkinder wegen der Wettergefahren zu Hause bleiben.
Der nächste Hurrikan kommt
Laut DWD nimmt der Wind vom Tief „Ylenia“ ab Donnerstagnachmittag langsam ab. Allerdings sollte die Verschnaufpause nur kurz sein. Der nächste Hurrikan – „Zeynep“ genannt – soll bereits am Freitagnachmittag von den britischen Inseln kommen.
Vor allem die Nordhälfte wird laut DWD voraussichtlich erneut betroffen sein. Doch ganz sicher sind die Prognosen nicht: „Die Modelle haben noch sehr unterschiedliche Simulationen“, sagte Pressesprecher und Meteorologe Andreas Friedrich am Mittwoch. Die Wetterlage ist sehr dynamisch.
Laut ADAC in Nordrhein-Westfalen sollten Autofahrer ihr Auto stehen lassen und nicht unbedingt notwendige Fahrten vermeiden. Mit umgestürzten Bäumen oder Ästen muss jederzeit gerechnet werden. Die Deutsche Bahn teilte mit, dass für den Zeitraum Donnerstag/Freitag Kulanzregelungen für die Gültigkeit bereits gekaufter Fernverkehrstickets gelten. Eine flexiblere Nutzung über mehrere Tage oder kostenfreie Stornierungen sind möglich.
Zahlreiche Zoos, etwa in Berlin, Wuppertal in Nordrhein-Westfalen und in Magdeburg (Sachsen-Anhalt), sollen vorsorglich geschlossen bleiben. Der Besuch von Friedhöfen war hier und da verboten. Auch viele Skigebiete haben sich auf die Orkantiefs eingestellt. Bereits am Mittwoch stand die Fichtelberg-Schwebebahn in Sachsen still. Wegen Baumbruchgefahr müssen einige Wanderwege gesperrt werden. Wochenmärkte wurden in vielen Städten abgesagt.
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