Vierte Impfung: Was Sie über die vierte Impfdosis wissen sollten

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Vierte Impfung: Was Sie über die vierte Impfdosis wissen sollten

Vierte Impfung
Einer für alle? Was Sie über die vierte Impfdosis wissen sollten

An der grundsätzlichen Wirksamkeit der Corona-Impfung bestehen keine ernsthaften Zweifel mehr. Allerdings stellen sich zunehmend Fragen, wie nachhaltig der Impfschutz ist und ob in Zukunft eventuell regelmäßige Auffrischungskurse notwendig sind

© Oliver Berg / dpa

Na dann: Die Ständige Impfkommission hat für besonders gefährdete Personen eine zweite Auffrischimpfung empfohlen. Ist das der schleichende Beginn eines ewigen Nachschubs? Wahrscheinlich nicht!

Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier… Was für Adventskerzen gilt, gilt jetzt auch für Impfungen. Zumindest für alle Menschen über 70, für Bewohnerinnen und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen, Menschen mit Immunschwächekrankheiten und alle Beschäftigten im Gesundheitswesen.

Ihnen allen hat die Ständige Impfkommission (Stiko) nun eine zweite Auffrischimpfung gegen das Coronavirus empfohlen. Bei gesundheitlich gefährdeten Personen sollte sie frühestens drei Monate nach der ersten Auffrischimpfung gegeben werden, das Pflegepersonal sollte frühestens nach sechs Monaten da sein.

Ob die Empfehlung in naher Zukunft ausgeweitet wird, ist unklar. Zur dritten, sogenannten Auffrischungsimpfung wurden zunächst ältere Menschen aufgerufen, bevor Virologen nach Sichtung zahlreicher Studien zu dem Schluss kamen, dass von einer Auffrischungsimpfung eindeutig alle profitieren.

Da stellt sich die Frage: Läuft die Impfung jetzt in einer Dauerschleife, wie es zum Beispiel bei einer Grippeimpfung üblich ist?

Daten aus Israel Grundlage für Stiko-Empfehlung

Das kann im Moment niemand genau sagen. Die Stiko stützt ihre Empfehlung für den vierten Stich auf Daten aus Israel. Wurden zunächst Personen über 60 und Beschäftigte im Gesundheitswesen zur vierten Impfung aufgefordert, wurde die Empfehlung nun auf Personen mit Vorerkrankungen, deren Betreuer und Erwachsene ausgeweitet, die am Arbeitsplatz besonders ansteckungsgefährdet sind. Rund 610.000 Menschen in Israel haben inzwischen eine vierte Dosis des Impfstoffs erhalten. Es hat sich gezeigt, dass der Infektionsschutz doppelt so hoch ist wie nach der dritten Impfung. In der Gruppe der über 60-Jährigen ist der Schutz vor einer schweren Erkrankung sogar drei- bis fünfmal so hoch.

Doch lohnt sich zum jetzigen Zeitpunkt die vierte Impfung? Wäre es nicht besser, auf die von Biontech/Pfizer und Moderna für März angekündigten neuen Impfstoffe zu warten, die an die Omicron-Variante angepasst sind?

Die Stiko sagt klar nein. Menschen, für die ein zusätzlicher Schutz sinnvoll sei, sollten ihrer Meinung nach auf die bereits verfügbaren Impfstoffe zurückgreifen. Als Begründung nannte Stiko-Chef Thomas Mertens, dass die neu entwickelten Impfstoffe zunächst geprüft werden müssten. Die Kommission ist auf die Daten der klinischen Studien von Moderna und Biontech/Pfizer angewiesen, was wiederum Zeit in Anspruch nehmen würde.

Anders als in Israel kommen Gesundheitsexperten hierzulande aber nicht zu dem Schluss, dass der vierte Stich für alle freigegeben werden sollte. Dazu gebe es keinen Anlass, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der „Bild“. In seinen Augen sei der Normalbürger nach drei Impfungen „vermutlich sehr gut vor schwerer Krankheit und Tod auf lange Zeit geschützt“.

Ähnlich äußerte sich die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Christiane Falk, in der „Süddeutschen Zeitung“: „Mit der dritten Impfung besteht langfristig eine umfassende Immunität.“ Und auch die Frankfurter Immunologin Sandra Ciesek glaubt, dass eine vierte Impfung derzeit nicht für alle notwendig ist. Für Omikron macht das „keinen großen Unterschied“. Die Antikörper seien weniger gestiegen als nach der zweiten oder dritten Impfung „und ich kenne auch einige, die sich trotz vier Impfungen angesteckt haben“. Langfristig seien aber auch mehr als drei Impfungen denkbar: „Ich glaube schon, dass sich einige Leute regelmäßig impfen lassen müssen.“

Auswirkungen auf die Impfpflichtdebatte

Die Stiko-Empfehlung zur zweiten Auffrischimpfung wird die Debatte um die Impfpflicht aber sicherlich verändern. Das Argument, dass eine Herdenimmunität nur durch eine Impfpflicht erreicht werden kann, erscheint zumindest dann fragwürdig, wenn sich herausstellt, dass die bestehenden Impfstoffe zu keinem nachhaltigen Infektionsschutz führen und dieser immer wieder aufgestockt werden muss.

Quellen: Sueddeutsche Zeitung, RNDDPA, AFP