Hat sie in ihrem neuen Job alte Überzeugungen über Bord geworfen? Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (64, SPD) wird offenbar von Amts wegen an die Leine genommen.
Neukölln ist seit Jahren religiös Mobbing umstritten: Muslimische Schüler und Eltern bedrohen und beleidigen Lehrer und Mitschüler, weil sie sich angeblich nicht korankonform verhalten.
Eine Studie hatte Ende vergangenen Jahres erschreckende Beispiele publik gemacht. Ein Jahr zuvor, am 23. November 2020, prangerte ein offener Brief von Pädagogen und Bildungsexperten an die damalige Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) dieses Problem an. Darin hieß es: „Die Berliner Schulen brauchen ein qualifiziertes Unterstützungsangebot, um wirksam gegen religiöses Mobbing, konfrontative Religionsäußerungen und islamistische Idealisierung vorzugehen.“ Täglich gibt es Streit.
Unterzeichnet ist der Brief von Busse, damals Leiter der Grundschule in der Köllnischen Heide und Vorsitzender des Verbandes der Berliner Schulräte.
Als der Neuköllner CDU-Abgeordnete Christopher Förster (35) nach religiösem Mobbing fragte, ließ Busse ihren Staatssekretär Alexander Slotty (38, SPD) antworten. Zu mehreren Punkten verweigerte Slotty eine Antwort, weil der Begriff „konfrontative religiöse Praxis“ angeblich „kein allgemein akzeptierter wissenschaftlicher Begriff mit einer klaren Definition“ sei. „Die Einzelmeldungen religiös aufgeladener Konflikte bieten keine ausreichende Datengrundlage“, sagte der Staatssekretär.
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Hat Busse um 180 Grad gedreht auf das Thema? Ihre Behörde beschwert: Sie verwenden „die in der Senatsverwaltung üblichen Begriffe“, heißt es auf Anfrage der BZ. Seit Jahren spricht der Senat von „politischen und religiösen Konflikten“.
Mit dieser Antwort gibt sich der CDU-Abgeordnete nicht zufrieden: „Frau Busse sollte ihrer Linie treu bleiben, sich nicht der Partei- und Koalitionslogik unterwerfen!“
Förster weiter: „Wir dürfen die Augen vor dem Problem des religiösen Mobbings nicht verschließen, es wird nicht verschwinden. Der Schulfrieden ist ernsthaft gefährdet. Aber Frau Busse fehlt offensichtlich die Unterstützung der Partei.“