Blackout
Energiemangel: Was passiert in der Region Basel, wenn der Strom ausfällt?
Conrad Ammann, Chef des Basler Energieversorgers Primeo, skizziert, was passiert, wenn im Winter der Strom knapp wird.
Stromausfall: Die Fussballer von Sion und Servette Genf mussten am 3. August 2020 das Feld verlassen, ohne etwas erreicht zu haben.
Oft fällt das Wort Versorgungsengpass. Conrad Ammann, Chef des Basler Energieversorgers Primeo, sorgt sich um eine Stromknappheit, wie es im Fachjargon heisst. Natürlich steht er damit nicht alleine da. Das Thema machte landesweit Schlagzeilen, insbesondere vor dem Krieg in der Ukraine, ausgelöst durch den massiven Anstieg der Strompreise im Dezember.
Davon ist natürlich auch Primeo Energie (ehemals Elektra Birseck Münchenstein, EBM) betroffen. Normalerweise würden an den europäischen Strombörsen rund 5 Euro pro Megawattstunde bezahlt, sagte Ammann bei der Jahresmedienkonferenz am Hauptsitz in Münchenstein. Im Dezember kletterten die Preise zeitweise auf 3000 Euro. Um darauf vorbereitet zu sein, hat das Unternehmen seine liquiden Mittel deutlich erhöht.

Conrad Ammann, Chef des Energieversorgers Primeo Energie.
Doch was passiert konkret, wenn der Strom in der Region nicht ausreicht? Zunächst würden sanfte Maßnahmen zum Einsatz kommen, sagte Ammann auf die Frage nach verschiedenen Szenarien. So wäre die Bevölkerung beispielsweise aufgerufen, den Stromverbrauch zu senken und die Heiztemperatur im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung zu senken. Industrieunternehmen müssten, wenn sie dazu in der Lage sind, von Gas auf Öl umsteigen.
Auch konkrete Verbote sind möglich, etwa mit Blick auf das Beheizen des eigenen Schwimmbades oder von Infrarotheizungen im Freien. Das sei für den Gesetzgeber natürlich schwer umzusetzen, da dafür großflächige Kontrollen nötig seien, sagte Ammann.
Die dritte Stufe ist die sogenannte Quotenzuteilung. Große Stromkunden wären aufgefordert, ihren Stromverbrauch deutlich zu reduzieren. Als einfaches Beispiel nannte Ammann Verkehrsunternehmen wie BVB oder BLT, die statt sieben Minuten nur noch alle 15 Minuten fahren würden. Denkbar wäre beispielsweise, dass große Hotels oder Restaurants an zwei Tagen in der Woche schließen.
Worst Case: Strom nur morgens und abends
Reicht dies nicht aus oder folgen Privatpersonen und Unternehmen diesem Aufruf nicht, droht ein Stromausfall in Stadtteilen oder ganzen Gemeinden. Denkbar wäre in einem solchen Fall eine sogenannte rollierende Stromunterbrechung: Beispielsweise würde ein Stadtteil oder eine Gemeinde nur zwischen 8 und 12 Uhr und abends wieder mit Energie versorgt.
Ammann betonte, dass dies ein Worst-Case-Szenario sei – er sei dennoch optimistisch, dass es dazu nicht kommen werde. Ganz aus der Luft gegriffen sind die beschriebenen Szenarien aber nicht. Wirtschaftsminister Guy Parmelin forderte die Unternehmen im vergangenen Herbst in einer Videobotschaft auf, sich auf mögliche Stromengpässe vorzubereiten.
Eine solche Situation sei neben der Pandemie die grösste Bedrohung für die Versorgung in der Schweiz, warnte Parmelin, gestützt auf eine Risikoanalyse des Bundes. Gleichzeitig betonte das Departement von Energieministerin Simonetta Sommaruga, dass in absehbarer Zeit nicht mit einer Stromknappheit zu rechnen sei, wie die Tamedia-Zeitungen berichteten.
Sollte es im Winter tatsächlich zu Stromengpässen kommen, käme die Organisation zur Stromversorgung in Ausnahmelagen (Ostral) ins Spiel. Sie wird im Auftrag der Bundesregierung eingesetzt. Sie wäre es, die die genannten Stromkontingente aufstellen würde. Leiter von Ostral ist Lukas Küng, der auch in der Geschäftsleitung von Primeo Energie sitzt.
Gutes Geschäftsjahr: Umsatz um 37 Prozent gesteigert
Trotz der Turbulenzen im vierten Quartal 2021 blickt Primeo-Chef Ammann zuversichtlich auf das laufende Jahr. Zumindest der Rückblick stützt diesen Optimismus. Das Unternehmen steigerte den Umsatz um 37 Prozent auf CHF 1,1 Milliarden. Neben den höheren Strompreisen ist das deutliche Plus vor allem auf eine Partnerschaft mit den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) zurückzuführen. Primeo und EKZ haben ihren Energievertrieb Anfang 2021 zusammengelegt.
Auch das Betriebsergebnis (EBIT) konnte deutlich gesteigert werden – um 40 Prozent auf CHF 72 Millionen. Nach Abzug von Zinsen und Steuern beträgt der Reingewinn CHF 39 Millionen, was einer Steigerung von 45 Prozent entspricht. Ammann kommentiert die Zahlen wie folgt: „Wir sind ein bisschen stolz darauf, dass wir mit der Konzentration auf vier Bereiche ein stabiles Haus gebaut haben, das auch in schwierigen Zeiten standhält.“
Die vier Bereiche umfassen neben dem Strom- und Netzgeschäft auch Wärme und erneuerbare Energien. Das Unternehmen beschäftigt 617 Mitarbeiter, davon rund 400 in Münchenstein.