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VonFranziska Kaindl
daraus schließen
Mit Beginn des Ukrainekrieges stieg die Nachfrage nach Jodtabletten in Apotheken. Doch wozu sind die Pillen gut – und braucht man sie wirklich?
Nachdem der russische Präsident Wladimir Putin die Atomstreitkräfte seines Landes in Alarmbereitschaft versetzt hat, machen sich hierzulande immer mehr Menschen Sorgen über einen möglichen Atomkrieg. Zudem befürchten viele, dass bei militärischen Auseinandersetzungen auch Atomkraftwerke getroffen werden könnten, wodurch radioaktives Material freigesetzt werden könnte. In Wien gibt es laut Online-Portal bereits Engpässe bei Kaliumiodid-Tabletten Der Standard gemeldet. Aber auch in Deutschland steigt die Nachfrage, wie Apotheker Thomas Benkert aus Mammendorf, der auch Präsident der Bundesapothekerkammer* ist, bestätigt.. Doch was genau sollen die Jodtabletten bei radioaktiver Strahlung bewirken?
Bei radioaktiver Strahlung sollen Jodtabletten helfen
Bei einem Unfall im Kernkraftwerk kann es unter anderem radioaktive Stoffe freisetzen radioaktives Jod – Kommen Sie. Wird dieses eingeatmet oder über die Nahrung aufgenommen, kann es sich in der Schilddrüse anreichern und so Risiko für Schilddrüsenkrebs zunehmen, wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mitteilt. Um zu verhindern, dass sich radioaktives Jod in der Schilddrüse anreichert, muss zum richtigen Zeitpunkt eine hohe Dosis nicht radioaktiven Jods eingenommen werden. Dies wird auch genannt Jodblockade vorgesehen.
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Deshalb sollten Sie hochdosierte Jodtabletten nicht alleine einnehmen
„Apotheker raten von der eigenständigen Einnahme von Jodtabletten abzum Schutz vor einer vermuteten Exposition gegenüber radioaktivem Jod, dringend ab“, erklärt Prof. Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker (AMK) in einer Pressemitteilung. „Selbstmedikation beinhaltet erhebliche Gesundheitsrisikenhat aber derzeit keinen Nutzen.“ In Deutschland gibt es derzeit keine rationale Begründung für die Einnahme hochdosierter Jodtabletten, da keine Belastung mit radioaktivem Jod vorliegt, wie es auch in der Mitteilung heißt. Die Ukraine und der dort stattfindende Krieg sind weit genug entfernt – es ist also nicht zu erwarten, dass die Einnahme von Jodtabletten notwendig werden könnte.
Personen über 45 Jahre sollten keine Jodtabletten einnehmen, wie auch das BfS mitteilt: „Für sie überwiegen die Risiken von Nebenwirkungen den Nutzen der Vermeidung eines erhöhten Schilddrüsenkrebsrisikos.“ latente Hyperthyreose leiden – dh eine Schilddrüsenüberfunktion ohne Symptome. Ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung ist betroffen. Bei ihnen könnte die Einnahme von hochdosierten Jodtabletten zu einer Überfunktion der Schilddrüse mit Krankheitszeichen führen – bis hin zum akuten Herz-Kreislauf-Versagen. Daher sollten Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen Jodtabletten nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen.
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Warum eine Bevorratung mit Jodtabletten nicht unbedingt sinnvoll ist
Jodtabletten sollen „nur auf ausdrückliche Aufforderung der Katastrophenschutzbehörden eingenommen werden“ – in der von den Behörden vorgegebenen Dosis, erläutert das BfS. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) um etwa das 100- bis 1.000-fache der normalen täglichen Jodaufnahme über die Nahrung. Die Jodtabletten, die in Apotheken erhältlich sind oder vom Arzt verschrieben werden, haben eine zu geringe Joddosis, um für eine Jodblockade verwendet zu werden, wie auf der Website des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit und Verbraucherschutz angegeben (BMUV) angerufen. Darüber hinaus 189,5 Millionen Kaliumjodtabletten in Deutschland auf Lager, die bei Bedarf an die Bevölkerung ausgegeben werden – in einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern um ein betroffenes Kernkraftwerk. Die Jodtabletten schützen nur vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse – bei anderen radioaktiven Stoffen helfen sie nicht. (fk) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIEN.