Wissenschaft – Vier Quadratmeter Hoffnung für Insekten – Wissen

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Wissenschaft – Vier Quadratmeter Hoffnung für Insekten – Wissen

Brighton (dpa) – Bereits vier Quadratmeter Wildblumenwiese in einem Garten können eine wertvolle Oase für Insekten sein.

Dann lassen sich deutlich mehr Bestäuber finden, zeigt ein zweijähriges Experiment englischer Forscher zusammen mit Citizen Scientists. Dementsprechend gibt es in Gärten mit einer solchen Mini-Blumenwiese beispielsweise mehr Wildbienen und Hummeln sowie Wespen.

„97 Prozent der Wildblumenwiesen im Flachland gingen zwischen 1930 und 1984 in England und Wales verloren“, erklärt die Gruppe von Janine Griffiths Lee an der University of Sussex in Brighton im Journal of Insect Conservation. Könnten schon kleine Flächen mit solchen Wiesen dazu beitragen, den Lebensraum für Nützlinge zu verbessern und die biologische Vielfalt zu erhöhen? Zur Verdeutlichung rief das Team Bürger mit einem Garten von mindestens 20 Quadratmetern dazu auf, sich über eine Amateurforschungseinrichtung und soziale Medien zu engagieren.

150 Citizen Scientists wurden in drei Gruppen eingeteilt: Eine erhielt eine Wildblumensamenmischung, die in Gartencentern verkauft wurde; man erhielt eine Samenmischung, die aus wissenschaftlicher Literatur über die Vorlieben von Nützlingen formuliert war; es gab keinen Samen für die dritte Gruppe, die als Kontrollgruppe diente.

Alle Teilnehmer bekamen farbige Schalen zum Befüllen mit Wasser und etwas Spülmittel – Insekten wurden damit gefangen. Im zweiten Jahr kamen Klebefallen hinzu. Diese wurden von Mai bis August jeweils in der ersten Woche des Monats für zwei aufeinanderfolgende Trockentage aufgestellt.

Insgesamt 34.438 gefangene Insekten wurden von Experten identifiziert, bevor alle gesammelten Daten mit statistischen Methoden ausgewertet wurden. Im ersten Jahr zogen die Mini-Wildblumenwiesengärten 109 Prozent mehr Hummeln, 24 Prozent mehr Einzelbienen und 126 Prozent mehr Einzelwespen an als die Kontrollgärten. Im zweiten Jahr gab es 111 Prozent mehr Hummeln, 87 Prozent mehr Einzelbienen und 85 Prozent mehr Einzelwespen.

Die erste Mischung lockte mehr Bienen und Hummeln an, während die zweite Mischung mehr Wespen anlockte – darunter auch Schlupfwespen, die sich in den Nachkommen von Schadinsekten einnisten und diese töten. In beiden Mischungen waren Kornblumen, Wiesen-Gänseblümchen, Schwarze Flockenblume, Karotten, Horn- und Wiesenklee sowie Rotes Lichtnelke vertreten. Insgesamt sorgte die im zweiten Jahr gekaufte erste Mischung aber für eine deutlich höhere biologische Vielfalt unter den Insekten als die zweite Mischung.

„Dieses Projekt zeigt, dass Mini-Wiesen den Bestäubern wirklich helfen können, indem sie sowohl die Insektenzahl als auch die Gartenvielfalt erhöhen“, erklärt Griffiths Lee. Selbst kleine Blumenbeete, ob in Gärten, Schrebergarten oder an Straßenrändern, könnten laut Co-Autorin Beth Nicholls messbare Vorteile für Insekten und Bestäuber bringen. Die Forschungsgruppe hofft, dass die Ergebnisse mehr Gärtner dazu bewegen werden, kleine Wildblumenwiesen anzulegen – selbst wenn sie nur vier Quadratmeter groß sind.

© dpa-infocom, dpa:220320-99-596130/3