Energiewende und Bürokratie – Wissen

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Energiewende und Bürokratie – Wissen

Anfang März sagte He Lifeng, Vorsitzender der staatlichen Entwicklungs- und Reformkommission Chinas, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters auf dem Nationalen Volkskongress in Peking, er habe den Bau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen in der Wüste Gobi und anderen Wüstenregionen mit angekündigt eine Nennleistung von 450 Gigawatt an. Ein gigantisches Projekt. Das entspricht in etwa der insgesamt in Deutschland installierten Wind- und Sonnenenergie – mal vier.

Chinas Rolle in der Energiepolitik ist zwiespältig, denn gleichzeitig laufen die Kohlenbergwerke auf Hochtouren und das Land ist derzeit für rund ein Drittel der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Ohne China geht im Klimaschutz nichts. Der Ausbau erneuerbarer Energien macht Hoffnung. Hier gilt das Motto: Think big!

Der Kontrast zu Deutschland könnte kaum größer sein, denn hierzulande wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien zu einem großen Teil von privaten Kleininvestoren getragen. Hausbesitzer, Landwirte oder Bürgerenergiegenossenschaften installieren Photovoltaikanlagen, letztere auch Windkraftanlagen. Es ist die vielzitierte Energiewende von unten – oder besser gesagt: sie könnte sein.

Doch der deutsche Staat hat sich einige bürokratische Hürden einfallen lassen, weshalb sich viele Interessenten zurückziehen. Ein Kollege hat mir kürzlich gesagt, dass er sehr gerne eine PV-Anlage auf dem Dach seines Reihenhauses bauen würde. Er hat jedoch gelernt, dass es sich nur lohnt, solange er dort lebt. Wenn er auszieht und das Haus vermietet, liefert er den Strom an den Mieter und wird damit zum Stromanbieter. Mit allen Melde- und Zahlungspflichten. Es lohnt sich kaum, und die Bürokratie schreckt ihn ab.

Einer von vielen Gründen, warum der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht funktioniert. Alle Gesetze, Verordnungen und Auflagen, die für den Bau einer Windkraftanlage oder einer PV-Anlage notwendig sind, fühlen sich an wie Treibsand, in dem die Energiewende zu versinken droht. Das grüne Wirtschafts- und Klimaministerium hat zumindest angekündigt, Bürokratie abbauen zu wollen, und auch „Mietstrom“ wie im Fall meiner Kollegin soll einfacher und lohnender werden. Aber das Ministerium sagt, es wird die gesamte Wahlperiode dauern.

Kennen Sie Fälle, in denen bürokratische Hürden den Bau von Windkraft- oder Photovoltaikanlagen erschweren oder sogar verhindern? Dann freuen wir uns über eine Nachricht an [email protected].

(Dieser Text stammt aus der wöchentlichen Newsletter Klima Freitag du hier kostenlos kann bestellen.)