ADHS: Bei Erwachsenen oft unerkannt | NDR.de – Wegweiser

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ADHS: Bei Erwachsenen oft unerkannt |  NDR.de – Wegweiser

Stand: 14.02.2022 11:48 Uhr

Konzentrationsprobleme, innere Unruhe und emotionale Aufgewühltheit sind weitere Symptome von ADHS. Im Erwachsenenalter bleibt die Krankheit oft unentdeckt. Es ist jedoch leicht behandelbar.

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beginnt meist im Kindes- oder Jugendalter. Aber auch Erwachsene können betroffen sein: Bei 30 bis 50 Prozent der an ADHS erkrankten Kinder und Jugendlichen bleiben die Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Symptome für Aufmerksamkeitsdefizitsyndromg im Erwachsenenalter

ADHS wurde bei vielen Erwachsenen in der Kindheit nicht erkannt. Kommt es im Erwachsenenalter zu Auffälligkeiten, können sich die Betroffenen diese nicht erklären. Viele wenden sich erst dann an einen Arzt, wenn es Konflikte in der Familie oder im Beruf gibt oder Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Suchtprobleme auftreten. Folgende Anzeichen können auf ADHS hindeuten:

  • Konzentrationsschwierigkeiten, leicht ablenkbar
  • kann keine Prioritäten setzen, verzettelt sich
  • innere Unruhe, fühlt sich getrieben
  • Ständige Bewegung (z. B. mit den Füßen wippen, mit dem Stuhl schaukeln, mit den Fingern trommeln), häufig Haltungswechsel
  • sehr schnell und heftig emotional erregt
  • handelt, ohne über die Konsequenzen nachzudenken (z. B. riskantes Fahren/Radfahren)
  • fühlt sich schnell angegriffen
  • fühlt sich schnell gelangweilt und lustlos
  • Gefühle und Stimmungen schwanken schnell und stark
  • depressive Stimmungsschwankungen, Minderwertigkeitsgefühle, Hoffnungslosigkeit und Resignation
  • emotionale Abgrenzung von anderen Menschen funktioniert schlecht
  • eigene Stimmungen, Gefühle und Bedürfnisse werden schlecht wahrgenommen
  • Gefühle werden in Masse wahrgenommen und können nicht differenziert werden
  • vergisst zu essen/isst unregelmäßig
  • Zug/Bus verpasst, Haltestelle vergessen
  • unüberlegte/spontane Einkäufe tätigt ohne Überblick über den Kontostand

Liegt es an den Genen?

Was die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung verursacht, ist noch nicht vollständig geklärt. Gene scheinen eine große Rolle zu spielen. ADHS liegt wahrscheinlich eine Stoffwechsel- und Funktionsstörung im Gehirn zugrunde – so die neuesten wissenschaftlichen Studien. Bei Menschen mit ADHS funktioniert die Informationsverarbeitung zwischen bestimmten Teilen des Gehirns nicht reibungslos. Betroffen sind Bereiche, die für Konzentration, Wahrnehmung und Impulskontrolle zuständig sind.

Die Ursache: Bei ADHS ist das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn verändert. Hier spielen vor allem Dopamin und Noradrenalin eine Rolle – sogenannte Neurotransmitter. Sie beeinflussen, wie wir uns fühlen und verhalten. Sie sorgen dafür, dass Signale von einer Nervenzelle zur anderen weitergeleitet werden.

Reize werden schlecht gefiltert

Die Wissenschaft geht davon aus, dass im Raum zwischen den Nervenzellen, dem sogenannten synaptischen Spalt, nicht genügend Dopamin vorhanden ist. Der Grund: Ein Teil des Dopamins wandert zurück in die Präsynapse, wo es herkommt, und wird dort abgebaut. So kommt es nie am Zielort an. Die Signalübertragung bleibt also schwach.

Die Folge: Reize werden schlecht gefiltert. Es gibt eine ständige Reizüberflutung. Gedanken können nicht zu Ende gedacht werden, Betroffenen fällt es schwer, sich zu konzentrieren.

ADHS ist behandelbar

Lange Zeit war nicht bekannt, dass es ADHS bei Erwachsenen gibt. Es gibt jetzt spezielle Zentren. Sobald ADHS erkannt wurde, werden die Betroffenen individuell behandelt. Manchen reicht die Diagnose allein, um ohne weitere Behandlung die Schwierigkeiten im Leben zu erklären. Bei anderen helfen Psychotherapie, Medikamente oder Ausdauersport – meist eine Kombination aus allem.

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