Sören Stache/dpa
Mehr als 8.000 Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan. Grundsätzlich ist die Bereitschaft zu einer solchen Spende hoch, aber die Zahl der tatsächlichen Organspenden ist noch zu gering.
Die grundsätzliche Zustimmung zu Organspenden in Deutschland ist einer Umfrage zufolge nach wie vor hoch – allerdings haben sich weniger Deutsche dazu konkret bereit erklärt.
Laut der Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) sehen 86 Prozent der Befragten das Thema generell „eher positiv“. 41 Prozent haben nach eigenen Angaben einen ausgefüllten Organspendeausweis.
An diesem Dienstag treten neue gesetzliche Regelungen in Kraft mit dem Ziel, dass mehr Menschen konkrete Entscheidungen über eine Spende nach dem Tod treffen. Der geplante Start eines neuen Bürgerregisters, in dem Sie Ihre eigenen Erklärungen speichern können, verzögert sich jedoch.
Zulassung auch abhängig vom Alter
Unterschiede in der Einstellung zur Organspende gibt es laut Umfrage auch je nach Alter – tendenziell gibt es mehr jüngere Menschen, die dem Thema generell „eher positiv“ gegenüberstehen. 49 Prozent der 18- bis 39-Jährigen haben nach eigenen Angaben einen ausgefüllten Organspendeausweis, 32 Prozent der über 60-Jährigen. Für die Umfrage wurden vom 30. November bis 15. Dezember 1.000 Personen ab 18 Jahren vom Forsa-Institut telefonisch befragt.
TK-Chef Jens Baas sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Entscheidung für oder gegen eine Organspende sei sehr persönlich. Wichtig ist, dass sich jeder über das Thema informiert und dann auch eine individuelle Entscheidung dokumentiert – zum Beispiel auf Organspendeausweisen oder zukünftig in einem Online-Register.
Online-Anmeldung frühestens Ende des Jahres
Der ursprünglich geplante Start des Registers zum 1. März wird nicht erreicht, wie das Bundesgesundheitsministerium angekündigt hatte. Es soll nun frühestens Ende des Jahres in Betrieb gehen. Hintergrund ist, eine weitere Belastung der Kliniken mit technischen und organisatorischen Vorarbeiten während der Corona-Pandemie zu vermeiden, die mit deren Anbindung an das Register einhergehen würden. Es ist ein Kernelement einer Reform, die der Bundestag 2020 beschlossen hat.
Generell sollten künftig alle Bürgerinnen und Bürger mindestens alle zehn Jahre direkt zum Thema angesprochen werden. Wer über 16 Jahre alt ist und einen Personalausweis oder Reisepass beantragt, erhält bei der Geschäftsstelle Informationsmaterial. Hausärzte sollten Patienten auf Wunsch alle zwei Jahre über Organspenden informieren und – unvoreingenommen – zur Eintragung in das Register ermutigen. Grundkenntnisse sollten Teil der Erste-Hilfe-Kurse vor der Führerscheinprüfung sein.
Die Reform geht auf die Initiative einer Gruppe von Abgeordneten um die heutige Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und die damalige Linksparteichefin Katja Kipping zurück. Das Gesetz tritt am 1. März in Kraft. Ziel ist es, angesichts der 8.400 Menschen auf Wartelisten mehr Organspenden zu bekommen. Im vergangenen Jahr haben 933 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet – 2,2 Prozent mehr als 2020, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation ermittelt hat. Die Zahl der Organentnahmen ging jedoch um 1,2 Prozent auf 2.905 zurück.