Pforzheim. Was für ein tolles Clown-Duo! Mit Gogol und Mäx gastierten am Sonntagabend zwei exzellente Musikakrobaten im Kulturhaus Osterfeld. 42 Zuschauer genossen befreiendes Gelächter bei der Aufführung unter 3Gplus-Vorsorgemaßnahmen – das Zwerchfell strapazierte Konzert von Gogol und Mäx hätte zehnfachen Publikumszuspruch verdient.
Gogol und Mäx treten als Clown-Duo der alten Schule auf. Gogol (bürgerlich: Christoph Schelb) zeigt Züge des klassischen, aber eitlen weißen Clowns, Mäx (Max-Albert Müller) hingegen ist der vermeintlich dumme August, der mit grauer Struwwelpeter-Mähne und Schuhsohlen tollpatschig gestrickt die Länge hat was sogar locker mit dem der Leningrader Quiffs Cowboys mithalten kann.
Beim Jubiläums-Lachkonzert lässt sich ein Sinfoniekonzert mit einem Fußballspiel vergleichen, mit dem ein legendärer Spielmacher seine Spielzeit beendete: „Im Gegensatz zum Konzert steht der Dirigent gespreizt auf dem Platz“. Keine Sorge, der liebenswerte Clown Mäx weiß trotz seiner riesigen Schuhe nicht, wie man auf einer Blutrutsche läuft, findet aber immer wieder Mittel und Wege, Gogols als „Solo“ angekündigtes Klavierspiel gekonnt zu torpedieren , teils haarsträubende Ideen und unzählige Instrumente. Klarinette, Tonflöte, Minisaxophon, Tuba und ein noch nie dagewesenes winziges Sousaphon, ein buntes Kinderglockenspiel, sogar ein Alphorn kramt er hervor, um Gogols Keyboardspiel mit seiner spanischen Lieblingsmelodie „La Cucaracha“ oder gar zu ergänzen schon zum Stillstand bringen.
Ist gerade kein Instrument zur Hand, greift Mäx zu Gartenschlauch und Trichter, um Gogol den Marsch zu blasen, gelegentlich mit Grimassen, die manche vielleicht von Dieter Hallervorden kennen. Nach Gogols viertem oder fünftem Versuch spielte das Pforzheimer Publikum fröhlich mit. Er muss das „Solo“ nicht mehr an den jeweiligen Titel von Brahms, Bach oder Mozart anhängen: Es kommt nun als polyphoner Chor aus dem Publikum.
„Dilettanto Penetrando“ Gogol wehrt sich mit pikierter Miene in der zweiten Hälfte des Jubiläums-Lachkonzerts, hat am Ende aber kaum eine Chance gegen Mäx‘ „La Cucaracha“ und das Publikum, das stets auf seinen nächsten Streich gespannt ist.
Erst als er seinen Platz am Klavier gegen Ballettröckchen, Schirm und Schwebebalken tauschte – zwischen Klavier und Tuba auf Unterlegkeilen –, schuf er selbst ein bezauberndes Highlight. Auch seine Zugaben auf der furios geschlagenen Flamenco-Gitarre bekamen kräftigen Applaus vom Publikum. Und natürlich das bezaubernde Finale, das Erinnerungen an Roncallis Clown „Pic“ weckt: das Wechselspiel von Gogol und Mäx auf klirrenden Gläsern.
Nach diesem Auftritt mag sich mancher Zuschauer fragen, warum es so lange gedauert hat, bis das 1992 in Freiburg gegründete Clown-Duo den Weg ins Kulturhaus Osterfeld gefunden hat.