Compliance – Meinung – SZ.de

Startseite » Compliance – Meinung – SZ.de

Eine Großrazzia im Spätherbst 2006 löste das Erdbeben in vielen Vorstandsetagen aus. Polizisten und Staatsanwälte durchsuchten Siemens-Büros, und mit der Zeit wurde klar, dass die jahrelange Korruption beim Münchner Vorzeigeunternehmen nicht das Werk einzelner Krimineller war. Sie ging systematisch vor. Dass Bestechung in Deutschland seit 1999 strafbar war, interessierte lange Zeit nicht. Für viele Manager, nicht nur bei Siemens, gehörte es selbstverständlich zum Geschäft, auch mal mit Bargeld auszuhelfen. Fortan hieß es: Compliance, also die Einhaltung von Recht und Ordnung durch das Unternehmen und seine Mitarbeiter, die Umsetzung von Ethik im Geschäftsalltag, ist nicht vereinbar mit Korruption und schwarzen Kassen. Compliance ist schlecht fürs Geschäft? Willst du mich verarschen? Meinen Sie das ernst, wenn Sie das sagen? Auch bei MAN, Daimler und anderswo mussten sie Neues lernen. Überall wurden Compliance-Abteilungen ausgebaut und es wurde nicht mehr nur über Profit geredet, sondern auch über Werte. Und doch hört es nicht auf. Erst die Skandale bei VW und Wirecard, jetzt die schweren Vorwürfe gegen die Credit Suisse: Die zweitgrösste Schweizer Bank soll seit Jahren Geschäfte mit Kriminellen, mutmasslichen Kriegsverbrechern und korrupten Machthabern gemacht haben. Ein Grundsatz der Compliance-Kultur lautet: Nur saubere Geschäfte sind gute Geschäfte.