Die PCR-Labore sind am Limit. Das sieht man an den langen Wartezeiten auf die Testergebnisse, den Warteschlangen vor den Testzentren und der politischen Debatte um die Priorisierung von Risikopersonen und Mitarbeitern im medizinischen Bereich.
BILD klärt die wichtigsten Fragen zu den Tests – was gilt, was die Bundesregierung plant und was Sie JETZT wissen müssen.
Wie bekomme ich einen PCR-Test?
Im Moment ist es wie immer: Wer einen positiven Schnelltest, eine rote Meldung der Corona-Warn-App oder eindeutige Symptome hat, kann einen PCR-Test durchführen lassen – zum Beispiel bei seinem Hausarzt oder im PCR-Testzentrum.
Aber: Die aufgrund der hohen Arbeitsbelastung in den Prüflaboren ohnehin schon langen Wartezeiten werden in Zukunft voraussichtlich noch länger.
Die Bundesregierung plant, die langsam zur Neige gehenden Laborkapazitäten für Risikopersonen und medizinisches Personal zu priorisieren. Deren Tests sollen dann zunächst ausgewertet werden, damit schnell Gewissheit über den Infektionsstatus besteht. Alle anderen Abstriche werden dann je nach verfügbarer Kapazität ausgewertet.
Wer bekommt zuerst einen PCR-Test?
Das ist noch offen. Sicher ist, dass gefährdete Gruppen und Beschäftigte im medizinischen Bereich, die direkten Kontakt zu Risikopatienten haben, zur prioritären Gruppe gehören.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert, pflegende Angehörige in diese Gruppe aufzunehmen. „Sie sind die Unterstützung für Millionen von Menschen in Not zu Hause. Deshalb müssen die Kontaktpersonen bei den Laboruntersuchungen den Berufsgruppen gleichgestellt werden“, sagt Verbandsvorsitzender Eugen Brysch.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD) will den Neuen Testrezept zeitnah einreichen.
Benötige ich für die 2G-Plus-Regelung einen PCR-Test?
Nein! Ein Schnelltest reicht aus, um als „geprüft“ zu gelten.
Diese muss jedoch von einer offiziellen Teststelle durchgeführt werden und darf nicht älter als 24 Stunden sein. Wer geboostert wurde oder seine zweite Impfung vor weniger als drei Monaten erhalten hat, ist ohnehin von der Pflicht zur zusätzlichen Untersuchung befreit.
Wie viele PCR-Tests werden in Deutschland durchgeführt?
2.406.869 PCR-Tests führten die Labore in der vergangenen Woche durch – so viele wie noch nie und fast ein Viertel mehr als in der Vorwoche.
Damit waren die Labore nach eigenen Angaben zu 95 Prozent ausgelastet.
► Damit zeigt sich, dass die omicron-Variante die Zahl der Infektionen logischerweise mit der Zahl der zu erbringenden Nachweise erhöht.
Für die laufende Woche haben die Labore 2,83 Millionen PCR-Auswertungen gemeldet. Es gibt also noch ein wenig Raum für Verbesserungen, aber nicht viel.
„Es würde sechs bis acht Wochen dauern, um die Testkapazität deutlich zu erhöhen. Auch halte ich es für bedenklich, die Zahl der PCR-Tests einfach ins Unermessliche zu steigern“, sagt Dr. Michael Müller, Leiter der Arbeitsgemeinschaft akkreditierter Laboratorien in der Medizin (ALM), zu BILD. Die Tests sollten gezielt eingesetzt werden „um in der Lage sein, gute Medizin herzustellen und die Schwachen zu schützen, aber nicht jede Infektion zu jagen“.
Warum hat Deutschland so geringe PCR-Kapazitäten?
Da die PCR-Kapazitäten knapp geworden sind, werden immer wieder Vergleiche mit dem riesigen PCR-Testzentrum in Wien gezogen, wo bis zu 800.000 PCR-Tests am Tag möglich sein sollen. Damit wären nur in Wien mehr Tests möglich als in ganz Deutschland.
Evangelos Kotsopoulos, eines der ALM-Vorstandsmitglieder, weist den Vorwurf der zu geringen Testkapazitäten zurück: „Wenn Vergleiche gezogen werden, dann müssen Äpfel mit Äpfeln verglichen werden. Dies wirkt sich sowohl auf die Art der durchgeführten Tests als auch auf deren Zählung aus.“
In zahlreichen Ländern würden auch die Antigen- oder Schnelltests sowie gepoolte Tests in die Berechnung eingehen, während in Deutschland streng einzelne PCR-Tests in der wöchentlichen Statistik erhoben werden.
In den von der Stadt Wien beauftragten Laboren der Firma Life Brain arbeiten rund 1.600 Assistenzkräfte unter ärztlicher Aufsicht, wie z „Der Standard“ gemeldet. Außerdem wurden immer zehn Proben gleichzeitig in Pools ausgewertet. In Deutschland wird jede Stichprobe, die in die Statistik aufgenommen wird, einzeln und von Fachpersonal ausgewertet.
Was nicht heißt, dass es in Deutschland keine Pooltests gibt. Diese werden insbesondere zum Screening von Kitas und Schulen eingesetzt. Rechnet man diese hinzu, rechnen die Labormediziner mit 5,5 Millionen „Wiener PCR-Tests“ auch in Deutschland.
„Und“, sagt Kai te Kaat, Vizepräsident des Laborausstatters Qaigen, „leere Kapazitäten könnten besser identifiziert und genutzt werden. Und Sie könnten die Testkapazität mit innovativen Technologien erhöhen, die mehr Ergebnisse pro Zeit mit schnelleren Durchlaufzeiten ohne neue Ausrüstung ermöglichen.“
Das Problem mit den Kapazitäten sei der Dynamik der Pandemie geschuldet, so te Kaat weiter. „Die verfügbare Kapazität ist meistens entweder zu groß oder zu klein.“ Dieses Risiko muss die Politik bei der Finanzierung eingehen.
Brauche ich überhaupt einen PCR-Test zum Nachweis von Corona?
Nicht unbedingt, sagt ALM-Chef Müller zu BILD: „Wer geboostert wurde und nur leichte Symptome hat, sollte überlegen, ob ein PCR-Test wirklich nötig ist. Ein qualitativ hochwertiger Antigen-Schnelltest ist bei richtiger Anwendung ein ausreichendes Werkzeug, um Infektionen zu erkennen.“
Der Grund: die hohe Prävalenz, also die weite Verbreitung des Virus in der Bevölkerung. Aktuell ist jeder dritte ausgewertete PCR-Test positiv. Das heißt, bei direktem Kontakt zu einer infizierten Person oder eindeutigen Symptomen ist auch ein positiver Schnelltest mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig.
Wer auf Nummer sicher gehen will: zwei Schnelltests machen. „Wenn zwei Antigen-Tests hintereinander positiv sind, ist das fast so sicher wie ein PCR-Test“, sagt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD).
Gelte ich nach dem Schnelltest als genesen?
Noch nicht. Das ist aber auch eine entscheidende Frage, sollte die Testverordnung von Gesundheitsminister Lauterbach geändert werden.
Die Gesundheitsminister der Länder haben am Wochenende beschlossen, dass geprüft werden soll, ob bei einem positiven Schnelltest oder einer roten Meldung der Corona-Warn-App nicht ein weiterer Schnelltest ausreicht, um die Infektion zu bestätigen.
Es bedeutet aber auch, dass ein rechtssicherer und fälschungssicherer Weg gefunden werden muss, um die Ergebnisse von Schnelltests zu dokumentieren, an die amtliche Statistik zu übermitteln und die Verwertung nachzuweisen. Konkrete Umsetzung: offen.