Nachricht vom 25.01.2022
Von Katharina Behner
Es gibt viele Gründe, warum Menschen durch soziale Sicherungssysteme fallen und obdachlos werden. Das ist nicht nur ein Problem der Großstadt. Auch Wissen kämpft mit der gesellschaftlichen Herausforderung, nicht zuletzt durch den Standort der psychiatrischen Klinik. Stadt und Klinik hoffen auf künftige Unterstützung.

Wissen. Es gibt viele Gründe, warum Menschen obdachlos werden. Einer davon ist, dass Menschen mit massiven psychischen Erkrankungen zu kämpfen haben und deshalb staatliche Hilfen – soweit sie vorhanden sind – einfach nicht in Anspruch nehmen können oder wollen. Mit dem Standort der Psychiatrischen Klinik im St. Antonius Krankenhaus steigt die Zahl der Wissenden, die in diesem Bereich ein Problem haben und leider immer wieder durchs Raster fallen und während der Behandlung obdachlos werden. Sei es, weil keine Anschlussversorgung vorhanden ist oder die Wohnung einfach gekündigt wurde.
Wissen Bürgermeister Berno Neuhoff und Mike Dörnbach, Haus- und Pflegedirektor des St. Antonius-Krankenhauses, haben das Problem mit Blick auf die psychiatrische Klinik längst erkannt. Im gemeinsamen Gespräch mit Marco De Nichilo, Leiter der Sozialabteilung, Katrin Wolf vom Ordnungsamt und Christa Schneider vom medizinischen Controlling der Fachklinik erläuterten sie die Herausforderungen in diesem Zusammenhang.
Allein im Jahr 2021 gab es in Knowledge insgesamt 85 potenzielle Fälle von Obdachlosigkeit. Mal sind sie kurzzeitig wohnungslos, mal Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen immer wieder oder dauerhaft wohnungslos werden. Es geht um Einzelfälle, die noch spürbar sind und Wissen gibt Obdachlosen ein Gesicht.
Gute Zusammenarbeit auf kurzen Wegen
Das Gute daran ist, dass wir über kurze Distanzen gemeinsam an der Sache arbeiten. Gerade die kurzen Wege zwischen Klinik, Rathaus und Ordnungsamt haben so manches Problem schon im Vorfeld gelöst. Dafür ist Neuhoff sehr dankbar, was er im Gespräch mehrfach wiederholte.
Aber es gibt finanzielle Herausforderungen, mit denen kleine Gemeinden fertig werden müssen. „Wir können nicht die Probleme des gesamten Landkreises, einschließlich des gesamten Westerwalds, lösen“, betont Neuhoff. Lange Wartelisten belegen den Bedarf und das große Einzugsgebiet der Fachklinik.
Die Klinik lässt keinen ihrer Patienten ??blind?? nach Abschluss der Behandlung auf die Straße gehen, so Dörnbach und Christa Schneider, es sei denn, die Patienten lassen sich nicht davon abbringen. Sie fühlen sich auch über Ihren Aufenthalt hinaus verantwortlich. A ??Dafür bin ich nicht verantwortlich?? gab es in der Klinik nicht und man sieht einen weitreichenderen Auftrag beim Träger der GFO (Gesellschaft der Franziskanerinnen in Olpe). Auch die Klinik erlitt finanzielle Einbußen.
„Aber irgendwann müssen wir Patienten entlassen“, sieht das Gesetz vor. Was dann entsteht, ist oft eine Versorgungslücke, obwohl zum Beispiel die Sozialämter hart daran arbeiten, mehr Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Gelingt das nicht, steigt der Frust beim Klinikpersonal. Denn oft sind es genau diese Menschen, die als Patienten wieder in die Klinik kommen, weil sie alleine nicht oder noch nicht lebensfähig sind. Der körperliche und geistige Verfall der Menschen tritt als Dauerzustand ein. Die Schleife in der aufsteigenden ??Chronifizierung?? es ist schwer zu unterbrechen. Etwa 1 bis 2 Prozent der Patienten sind etwas durchs Raster gefallen. Die Klinik bietet 120 Betten.
Katrin Wolf vom Ordnungsamt beobachtet das oft. Sobald die Alltagsstruktur oder Medikamente fehlen und Alkohol ins Spiel kommen dürfte, verschlechtert sich der Zustand der entlassenen Patienten zusehends, teilweise mit aggressivem Verhalten. Davon sind auch immer mehr junge Menschen betroffen.
Viele dieser Menschen begleitet Wolf auch bei der Wohnungssuche. In Wissen bietet das Obdachlosenheim Bröhltalstraße insgesamt acht Betten mit Gemeinschaftsküche. Drei davon sind dauerhaft besetzt. Ansonsten ist die Fluktuation je nach Aufenthaltsdauer variabel. Insgesamt seien die Unterkünfte in der Bröhltalstraße „anständig, aber nicht schön“. Problematisch ist auch, dass sich die Menschen dort – wie im normalen Leben – um alles selbst kümmern müssen, was in ihrer Wohnsituation oft nicht funktioniert. Das erlebt sie regelmäßig, wenn sie vor Ort ist.
Es gibt Lichtblicke – Unterstützung ist gefragt
Berno Neuhoff erklärt das zumindest im Hinblick auf ??gestrandet?? Personen aus anderen assoziierten Gemeinden könnten eine Vereinbarung mit den Bürgermeistern im Bezirk treffen. Dazu gehört, dass die Patienten ohne Unterbringung an die jeweiligen angeschlossenen Kommunen zurückgeführt werden. Laut Marco de Nichilo wurden vor den Gesprächen einige Mauern errichtet. Aber Sie sind auf dem richtigen Weg.
Weitere Gespräche sind geplant, sowohl mit dem Landkreis als auch mit dem Land. Denn, so Neuhoff, „das können wir als Kommune nicht alleine schaffen.“ Auch an das Sozialministerium wurde ein Schreiben geschickt.
Alle Gesprächspartner waren sich einig, was passieren soll, damit sich die Situation verbessert: Vor allem fehle es an „Zwischenstationen“, so Dörnbach. Besonders für psychisch kranke Menschen, die nicht oder noch nicht aus eigener Kraft lebensfähig sind. Die Möglichkeit von ??Closed Home Places?? ersatzlos gestrichen wurde, ist ein politisches Versagen. Dementsprechend bedarf es einer gesamtheitlichen Nachsorgeplanung und Klärung der Verantwortlichkeiten. Am Ende steht wie immer die Frage der Finanzierung. Es könne nicht sein, dass „alles nach unten gedrückt wird“, so Neuhoff.
Das St. Antonius Krankenhaus plant weiter
Innerhalb der nächsten 1,5 Jahre sollen in dem ehemaligen Pflegeheim neun Wohnungen für Betreutes Wohnen entstehen. Deutschlandweit mangelt es an solchen Einrichtungen. Dementsprechend ist sich Mike Dörnbach sicher, dass die Plätze schnell vergeben sein werden. (KathaBe)
Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Wissen auf Facebook werden!