Fieser Corona-Witz in einer Neuauflage der RTL-Kultshow

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Fieser Corona-Witz in einer Neuauflage der RTL-Kultshow

Moderator Guido Cantz (sitzend) mit der Besetzung der Neuauflage von „7 Tage, 7 Köpfe“.Bild: RTL

Dirk Krampitz

TV-Comebacks liegen im Trend. „Wetten, dass..?“, „Go all in“ und „TV total“ sind zurück. „Der Preis ist heiß“ ist geplant und „7 Tage, 7 Köpfe“ wurde nun neu aufgelegt.

Die von Rudi Carell konzipierte RTL-Comedy-Show ist so einfach wie günstig in der Produktion: Sieben Comedians machen Witze über die Themen der Woche. Moderiert wurde die ursprüngliche Show seit 1996 von Kabarettist Jochen Busse, nun übernimmt am Donnerstagabend nach 16 Jahren Pause Comedian, Karnevalist und Moderator Guido Cantz. Dafür hat er den Samstagabend-Unterhaltungstanker „Verstehst du Spaß?“ aufgegeben in der ARD. Die Besetzung der Comedians ändert sich, folgende Comedians werden bei der Premiere anwesend sein:

  • Bernd Steller
  • Torsten Sträter
  • Chris Groß
  • Larissa Rieß
  • Kaya Yanar
  • Mirja Boes

„Whoa, ich bin glücklich, aber ich bin ein bisschen nervös.“

Guido Cantz

Cantz weiß um das schwere Erbe einer Show, erst recht einer Kultshow.

Und so eröffnet er das Programm gemeinsam mit einem der Original-Comedians: Bernd Stelter. Damals war er der Jüngste, heute ist er der Älteste in der Besetzung, „der Fritz Walter der Komödie“, sagt Cantz. „Ich glaube, ich bin einfach geblieben“, sagt Stelter. Er hatte sogar den gleichen Taxifahrer wie damals. „So alt sind die Taxifahrer in Köln.“

Bernd Stelter kehrt zurück "7 Tage, 7 Köpfe" zurück.

Bernd Stelter kehrt zu „7 Tage, 7 Köpfe“ zurück.Bild: RTL

Und er bringt eine vernichtende Kritik aus dem Hamburger Abendblatt von damals mit. „Falsch“ und „fehlgeschlagen“ sind die Stichworte.

Rechnen Sie mit möglicher Kritik – ein gängiger Trick, um den Aufprall zu dämpfen. Die Show geht in 45 Minuten durch einige der Themen der Woche, mit nur einem kurzen Werbespot gegen Ende. Erstes Thema: Das RTL-Dschungelcamp. Larissa Rieß fasst die unprominenten Kandidaten zusammen: „Die Frau aus ‚Bachelor‘, die eine mit den Lippen, die andere mit den Lippen, die Frau aus dem orangen Jurymitglied von DSDS …“ Harald Glööckler hätte Kindheitserinnerungen – „Mr. Potato Kopf aus ‚Toy Story'“. Sie kramt die Figur hervor und die gewisse Ähnlichkeit ist wirklich nicht zu leugnen. Was ist der Unterschied zwischen den beiden? „Einer ist ganz aus Plastik, der andere ist Mr. Potato Head.“

Die Pointen der Show sind natürlich gescriptet und das merkt man auch. Die Witze sind routiniert, technisch sauber. Für Twitter-Nutzer ist es keine Geschmacksfrage, ob sie sich über Äußerlichkeiten lustig machen dürfen, auch wenn sie aus selbstbestimmten Schönheitsoperationen stammen.

Was den Gags oft fehlt, ist das Besondere, ein bisschen Anarchie. Chris Tall behauptet, er sei auch „von der Blume für das Dschungelcamp angefragt worden“. Aber er weigerte sich. „Weil ich finde, Sonja und Daniel machen das ganz gut.“ Harald Glööckler rührte bei den Dschungelprüfungen kein Gesicht. „Zum Beispiel – er sieht ein bisschen so aus, als hätte er alle drei Spritzen am selben Tag bekommen – alle in die Lippe.“

Kaya Yanar kann nicht verstehen, was das Besondere am Dschungelcamp ist: „Wenn ich tagelang nichts Richtiges esse und draußen in der Hängematte schlafen will, frage ich meine Frau: ‚Schatz, hast du zugenommen?'“ Und Bernd Stelter sieht nur einen kleinen Unterschied zwischen „Kudu-Penis“ und seiner geliebten Ochsenschwanzsuppe. Die Witze sind nicht fein gemeißelt. Jeder Comedian liefert das, was man von ihm kennt und erwartet.

Als Fernsehzuschauer braucht man einen Moment, um zu begreifen, dass die Hälfte der Zuschauer im Kölner Studio fotografische Pappausschnitte sind und zumindest der größte Teil des begeisterten Gelächters vom Band kommt. Manchmal sieht es sogar so aus, als würden die echten Menschen im Publikum gar nicht lachen – aber wegen der Mund-Nasen-Masken kann man das nicht genau sagen. Aber die Comedians kommentieren immer, wenn jemand im Publikum lacht. Das lässt nicht gerade auf ständiges Gelächter schließen.

Comedians scherzen über die Olympischen Spiele

Zu den Themen der Woche gehören natürlich auch die am Freitag eröffneten Olympischen Winterspiele in Peking.

Kaya Yanar ätzt nebenbei über Doping und Menschenrechte in China: „Zweimal gedopt, einmal geimpft – zählt das als geboostet? Wer zielt im Biathlon auf wen? Werden Bobfahrer geschoben oder geschoben?“ Und dann bringt er angesichts der bei Olympia-Teilnehmern in China trotz aller Vorsicht festgestellten Infektionen einen boshaften Spruch. Sein Motto für die Olympischen Spiele wäre: „Corona kommt nach Hause“.

Das Virus entstand Ende 2019 in Wuhan, China, und es und seine Varianten wurden schnell zu einem Problem für und auf der ganzen Welt. China hingegen hat sich mit rigorosen Corona-Maßnahmen bisher erfolgreicher als der Westen gegen Infektionen gewehrt.

Bernd Stelter hingegen scherzt vergleichsweise harmlos darüber, dass zwar der gesamte Schnee im Olympia-Skigebiet künstlich hergestellt werden muss, der Olympia-Standort aber dennoch angemessen ist: „Das Wort Ski ist schon in China.“

Mirja Boes hingegen wünscht sich mehr Sport für Mütter bei Olympia, zum Beispiel, dass „Kinder Winterkleidung anziehen“ olympisch wird. Wortspielfreund Thorsten Sträter bringt den Reiz von Olympic TV auf den Punkt: „Fernsehantriebsminderung durch Stellvertretersport“.

Später geht es um Tierschutz und Fleisch. Während Yanar albert („Die Türkei kennt nur eine Art, Tiere zu halten: Döner“), findet Chris Tall eine ernste Pointe: „Es ist wirklich bitter für so ein Tier, wenn es auf der Pizza mehr Platz hat als damals im Stall es lebte.“ Und Stelter resümiert: „Wir haben ein Dilemma mit den Lämmern.“

Guido Cantz führt durch die Show.

Guido Cantz führt durch die Show.Bild: RTL

Thorsten Sträter gelingt es immer wieder, etwas ebenso Lustiges wie Unerwartetes zu sagen. Oft übernimmt er das Fazit in der Gruppe und geht auch gerne mal auf die Metaebene, zum Beispiel zum Thema Tierschutz und wie seine Kollegen damit umgegangen sind: „Auch mittelmäßige Witze darüber sind besser als gar nichts zu sagen.“

Der Beginn der Show ist enttäuschend

Auf Twitter hagelte es negative Kritiken für die Neuauflage von „7 Tage, 7 Köpfe“. Aber was hätte man bei jedem Remake, bei jedem Revival erwartet. Nur Sträter wird gefeiert.

Moderator Guido Cantz steht fast komplett hinter seiner Comedy-Besetzung. Hat es sich wirklich gelohnt, „Verstehst du den Witz“ dafür aufzugeben?“ Noch nicht. Doch am Ende verspricht Cantz den Zuschauern in die Kamera: „Keep funny, so do we!“ Gerade Cantz darf gerne noch einen Schritt weiter gehen und die Show zu seiner eigenen machen.

Schließlich werden die nächsten Folgen nicht am Donnerstagabend, sondern am Samstagabend ausgestrahlt.