Immer mehr Regentage und extreme Niederschläge bremsen das Wirtschaftswachstum. Zu diesem Schluss kommt ein Team des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Die Forscher schreiben in einer Studie im Fachblatt „Nature“, dass die reichen Länder am stärksten betroffen seien, nämlich in den Bereichen Industrie und Dienstleistungen. Besonders deutlich wird der Einfluss des Klimawandels bei extremen Niederschlägen.
[Über die besonderen Schwierigkeiten Starkregenereignisse wie die Eifel-Flut von 2021 genau zu prognostizieren und welchen Zusammenhang es dabei mit dem Klimawandel gibt, wird in folgendem Tagesspiegel-Plus-Beitrag berichtet.]
Bisherige Analysen zum Klimawandel und zur Wirtschaftskraft befassten sich vor allem mit den Auswirkungen von Temperaturänderungen. Erstmals stand der Niederschlag im Fokus der aktuellen Studie. Dazu verglichen die Forscher Daten zur Wirtschaftsleistung aus 40 Jahren (1979 bis 2019) und 1554 Regionen weltweit.
Entscheidend ist, wie sich der Regen über das Jahr verteilt
Höhere Jahresniederschläge gelten eigentlich als positiv für eine Wirtschaft, insbesondere wenn sie stark von der Landwirtschaft abhängig ist. Eine entscheidende Frage sei aber, wie sich der Regen über das Jahr verteilt, erklärt Studienleiterin Leonie Wenz.
„Vermehrte Extremniederschläge entpuppen sich als schlimm, vor allem für reiche Industrieländer wie die USA, Japan oder Deutschland.“ Die Verringerung des Wirtschaftswachstums durch die Zunahme der Niederschläge sei eine wichtige Erkenntnis, die zum Verständnis der wahren Kosten des Klimawandels beitrage, sagt Wenz. „Hier geht es um unseren Wohlstand und letztlich um Arbeitsplätze.“
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Der Studie zufolge wirken sich zusätzliche Extremniederschläge an einzelnen Tagen am stärksten auf die wirtschaftliche Produktion aus. Hier zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels am deutlichsten. Laut Maximilian Kotz, Erstautor der Studie, würden solche Niederschlagsextreme fast überall auf der Erde zunehmen. Regenextreme sind häufiger geworden, weil wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann.
Die Anzahl der Tage, an denen es überhaupt regnet, hat den Forschern zufolge einen starken Einfluss auf das Wirtschaftswachstum. Die extremen Regenfälle stören auch das Wirtschaftswachstum. Erstaunlich ist aber, dass die Anzahl der Regentage – egal ob viel oder wenig Regen – einen Einfluss hat, erklärt Co-Autor Anders Levermann vom PIK. Wenn beispielsweise in Deutschland in einem Jahr zehn zusätzliche Regentage hinzukommen, schmälert das statistisch gesehen das Wirtschaftswachstum um einen vollen Prozentpunkt.
Der Regeneinfluss ist noch nicht berücksichtigt
„Es sind die Klimaschocks durch extreme Wetterereignisse, die unsere Lebensweise bedrohen, nicht die schleichenden Veränderungen“, sagt Anders Levermann. „Indem wir unser Klima destabilisieren, schaden wir unserer Wirtschaft.“ Die Studie zeigt, dass „der Fingerabdruck der globalen Erwärmung im täglichen Niederschlag erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen hat“. Bisher wurde dies nicht berücksichtigt.
Hintergrund der Zunahme von Niederschlagsextremen ist, dass durch den Klimawandel erwärmte Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann – was wiederum zu Regen wird. „Interessanterweise variiert die Veränderung des mittleren Niederschlags von Region zu Region, aber die täglichen Regenextreme nehmen aufgrund des Wasserdampfeffekts weltweit zu“, schreiben die Forscher.
Grundsätzlich geht die Klimaforschung davon aus, dass bei einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur um ein Grad rund sieben Prozent mehr Feuchtigkeit in der Luft ist. „Wir müssen dringend dafür sorgen, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe nicht auch unsere Gesellschaft destabilisiert“, sagte Levermann.