Erholsamer Schlaf ist sowohl für die geistige als auch für die körperliche Gesundheit des Menschen unabdingbar, erklärt der Psychologe, der den Schlaf erforscht. Der gebürtige Norddeutsche war zuletzt in England an der Oxford University angestellt, nachdem er in Schottland Psychologie studiert und in den USA promoviert hatte. Ab Januar 2022 wird Spitschan am Max-Planck-Institut in Tübingen und an der Technischen Universität München arbeiten.
Guter Schlaf hilft beim Lernen und Erinnern
„Der Schlaf hat eine Erhaltungsfunktion und ermöglicht Körper und Gehirn, sich vom Vortag zu erholen und sich auf den nächsten vorzubereiten“, sagt Spitschan. Auch Erfahrungen und Erlebnisse während des Schlafens haben ihren Weg ins Langzeitgedächtnis gefunden. Darüber hinaus hilft nachweislich guter Schlaf beim Lernen und Erinnern und ist sogar wichtig für unsere Sicherheit. Denn: „Wenn wir nicht gut schlafen, ist unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Dadurch steigt natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu machen, etwas zu übersehen oder im schlimmsten Fall sogar einen Unfall zu verursachen. „
Erwachsene brauchen zwischen sieben und neun Stunden Schlaf pro Nacht. Dieser Wert variiert im Laufe des Lebens. Neugeborene brauchen zwischen 14 und 17 Stunden. Mit zunehmendem Alter nimmt das Schlafbedürfnis ab. Zwölf bis 16 Stunden bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres, dann elf bis 14 Stunden und ab dem dritten Lebensjahr zehn bis 13 Stunden, inklusive kleiner Nickerchen. In der Grundschule beträgt das Schlafbedürfnis neun bis zwölf Stunden, bevor es in der Pubertät acht bis zehn Stunden dauert. „Für Menschen über 65 werden zwischen sieben und acht Stunden Schlaf empfohlen“, sagt Spitschan.
Interne Uhr bestimmt die Art des Schlafs
Wichtig ist aber auch, dass es Unterschiede bei den sogenannten Chronotypen gibt, die die innere Uhr beim Schlafen beschreiben. „Es gibt drei Haupttypen: Frühaufsteher, sogenannte Lerchen, Normaltypen und Langschläfer, genannt Eulen“, erklärt der Wissenschaftler. In der Pubertät sind die meisten Menschen eher der Spättyp, werden aber mit zunehmendem Alter zu Lerchen. „Lerchen haben keine Probleme, früh aufzustehen und sind auch morgens und mittags von ihrer besten Seite“, sagt die Wissenschaftlerin Nina Woldert von der IST Hochschule für Management in Düsseldorf, die dort im Bereich „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ und einer weiteren arbeitet Ausbildung zum „Sleeper Coach“ „Gefördert bei der Entwicklung.
Auf der anderen Seite fällt es der Gruppe der „Eulen“ schwer, sehr früh aufzuwachen. „Menschen mit dieser Schlafform sind in der Regel nachmittags und abends produktiver und neigen auch dazu, später einzuschlafen“, sagt Woldert. Wenn es möglich ist, den Alltag an die Schlafform anzupassen, ist dies dringend zu empfehlen, da sich diese innere Uhr leicht verstellen, aber nicht umdrehen lässt.
Fünf Schlafphasen pro Nacht
Der Schlaf besteht aus fünf Phasen, die sich mehrmals pro Nacht wiederholen. Vom Einschlafen über Leicht-, Mittel- und Tiefschlafphasen bis hin zur Traumschlafphase. „Kurze Wachphasen in dieser Zeit sind ganz normal und gehören zu einem gesunden Schlafrhythmus“, erklärt Woldert. In der Regel erinnern sich die Leute am nächsten Morgen nicht einmal daran. Besorgniserregend wird es erst, wenn die Schlafqualität durch wiederkehrende lange Wachphasen gestört wird, weil dieser Schlaf dann nicht mehr erholsam ist.
Schlafmangel oder anhaltend schlechter Schlaf hat nicht nur negative Auswirkungen auf Körper und Geist, sondern erhöht auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Woldert: „Vor allem dauerhafter Schlafmangel beeinträchtigt unser Immunsystem. Wir sind oft anfälliger für Infektionen und Erkältungen, wenn wir nicht genug Schlaf bekommen. Unser Körper kann sich dann nicht mehr ausreichend regenerieren. „
Auch Handys, Tablets und Fernseher stören den Schlaf
Die Ursachen für schlechten Schlaf sind sehr vielfältig. „Privater oder beruflicher Stress, ungesunde Ernährung oder emotionaler Stress können die verschiedenen Schlafphasen negativ beeinflussen“, sagt Woldert. Auch Handys, Tablets und Fernseher am Bett können den Schlaf stören. „Licht am Abend kann unsere innere Uhr und damit unseren Schlaf stören“, erklärt Manuel Spitschan. Diese Störung hängt davon ab, wie hell das Licht ist. Je heller, desto nerviger. Allerdings verfügen viele Smartphones mittlerweile auch über sogenannte Blaulichtfilter, damit dieser Effekt reduziert werden kann.
Zudem könnte das Spielen auf dem Handy im Bett dazu führen, dass es nicht mehr als Ort der Ruhe und Entspannung wahrgenommen wird und beim Einschlafen keine Entspannung stattfindet. „Grundsätzlich kann ich empfehlen, das Handy in einem anderen Zimmer zu lassen und es vor dem Schlafengehen nicht zu benutzen“, sagt Spitchan. Allerdings gibt es bislang keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass beispielsweise die Strahlung von Handys oder dem WLAN-Netz nachweislich den Schlaf stört. (ger)
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