Gesundheit – Ärztevertreter gegen Ende der Indoor-Maskenpflicht – Gesundheit

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Gesundheit – Ärztevertreter gegen Ende der Indoor-Maskenpflicht – Gesundheit

Berlin (dpa) – Angesichts der rasanten Verbreitung von omicron in Deutschland warnen Mediziner vor der geplanten Aufhebung der Maskenpflicht in den meisten Innenbereichen.

„Es wäre ein Fehler, dieses Medikament ohne Not aus der Hand zu geben“, sagte Gernot Marx, Präsident des Verbandes Intensivmedizin Divi. Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft können viele Kliniken bereits keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Bayern und Nordrhein-Westfalen forderten Nachbesserungen bei den Öffnungsplänen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete einen Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz auf 1.496 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.

Am Samstag wurden in Deutschland innerhalb eines Tages 237.086 neu registrierte Corona-Infektionen registriert. 249 weitere Menschen starben innerhalb von 24 Stunden an oder mit Corona. In Deutschland gibt es insgesamt 125.521 Corona-Tote. Die wachsende Omicron-Welle wird laut Bundesregierung maßgeblich von der ansteckenderen Variante BA.2 getrieben. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet damit, dass die Zahl der Todesfälle steigen wird, wenn nicht genügend Gegenmaßnahmen ergriffen werden, wie er am Vortag deutlich gemacht hat.

Divi-Präsident Marx sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag), mit Masken könne man sich und andere wirksam schützen. „Die Bundesländer sollten die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen daher in jedem Fall auch nach dem 20. März aufrechterhalten.“

Lauterbach verteidigte Maßnahmen

Lauterbach hatte am Freitag die von ihm und Justizminister Marco Buschmann (FDP) eingebrachten Vorschläge für ein geändertes Infektionsschutzgesetz verteidigt. Nach einem Beschluss von Bund und Ländern entfallen die meisten Auflagen ab dem 20. März. Bundesweit soll nur noch ein Basisschutz möglich sein: Maskenpflicht in Pflegeheimen, Kliniken und im Nahverkehr – und Testpflichten in Heimen und Schulen. Auch die Maskenpflicht in Fernverkehrszügen und Flugzeugen soll bundesweit bestehen bleiben.

An Orten, an denen sich die Corona-Situation zuspitzt, sollen strengere Auflagen verhängt werden können: Maskenpflicht, Abstandsgebot, Hygienekonzepte sowie Impf-, Genesungs- oder Testbescheinigungen (3G/2G/2G plus) – aber nur wenn der jeweilige Landtag stimmt dem zuvor behandelt zu. Lauterbach hatte die Pläne als rechtssicher verteidigt. Er forderte die Länder auf, sich auf Grundlage des geplanten neuen Bundesgesetzes auf die weitere Umsetzung von Schutzmaßnahmen in ihren jeweiligen Bundesländern vorzubereiten.

Holetschek fordert eine Ausweitung der Maßnahmen

„Die Bundesregierung hat wirklich Nachholbedarf und sollte die Maßnahmen bundesweit um weitere zwei, drei Monate verlängern und nicht die Verantwortung auf die Bundesländer abwälzen, solange sich die Infektionslage verschlechtert“, sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). in der „Augsburger Allgemeinen“.

„Sollte das Gesetz verabschiedet werden, manövrieren wir uns in einer sehr kritischen Phase der Pandemie in eine politische Handlungsunfähigkeit“, sagte Holetschek der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Auf Basis des Gesetzentwurfs könnten die Bundesländer kurzfristig keine eigenen Regelungen treffen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte vor einem sich abzeichnenden Regel-Flickenteppich gewarnt.

Auch die niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kritisierten die Öffnungspläne der Regierung. An diesem Donnerstag wollen Bund und Länder in einer Ministerpräsidentenkonferenz über die Lage beraten.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gass, warnte in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland, dass immer mehr Klinikmitarbeiter wegen Krankheit oder Quarantäne ausfallen würden. „In einigen Bundesländern müssen bereits Reservekliniken eingesetzt werden, weil die normalen Kliniken nicht mehr aufnehmen können.“ Auch die zu erwartende Mehrbelastung durch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist nicht zu unterschätzen.

© dpa-infocom, dpa:220312-99-487926/3