Erfurt (dpa/th) – Thüringens größtes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), die Dr. medical Kielstein Ambulante Supply GmbH, wird seit Anfang des Jahres vom Klinikum Berlin-Schöneberg geführt. Das Kielstein-MVZ hat sich an dem Krankenhaus beteiligt, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die Klinik gehört zum Portfolio der Beteiligungsgesellschaft Triton.
Das MVZ, vor 15 Jahren vom niedergelassenen Arzt Volker Kielstein gegründet, umfasst rund 30 Praxen mit 500 Mitarbeitern in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Das Klinikum Berlin ist ein Belegkrankenhaus – ein Krankenhaus, in dem beispielsweise niedergelassene Ärzte ihre Patienten operieren können.
Grund für die Umstrukturierung war die deutsche Rechtslage, wonach ärztliche Inhaber von MVZs mit ihrem gesamten Privatvermögen für jeden Geschäftsvorfall voll haften und keine rechtliche Möglichkeit haben, eine Familienunternehmensnachfolge im Rentenalter oder im Todesfall zu regeln . Zudem kann ein gesundheitlich bedingter Arbeitsausfall den Verlust der Anerkennung und damit das abrupte Ende des gesamten Unternehmens bedeuten.
Patienten und Mitarbeiter können in Zukunft nicht dafür verantwortlich gemacht werden. „Als Abhilfe kann nur der Besitz eines Krankenhauses in Frage kommen“, sagte Kielstein laut Mitteilung. Für die Patienten ändert sich durch den Schritt nichts. Kielstein bleibt Ärztlicher Leiter des MVZ.
MVZ können sowohl von niedergelassenen Ärzten als Eigentümern als auch von Krankenhäusern betrieben werden. Sie sind wie klassische Praxen an sogenannte Vertragsarztsitze gebunden, die von den Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen vergeben werden. Anders als niedergelassene Praxen gehen inhabergeführte MVZ beim Tod des Inhabers nicht einfach in den Nachlass über, laut KV Thüringen muss die Nachfolge vorher vertraglich geregelt werden. Nach Angaben der KV gibt es in Thüringen 147 Medizinische Versorgungszentren, die überwiegend von Krankenhäusern betrieben werden.
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