Gesundheit: Lauterbach: Omicron-Welle „gut im Griff“

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Gesundheit: Lauterbach: Omicron-Welle „gut im Griff“

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts „Die Omicron-Welle in Deutschland haben wir derzeit gut im Griff“, sagte der SPD-Politiker. Der Zenit ist jedoch noch nicht überschritten. Ziel bleibt es, die Folgen zu minimieren und Millionen ungeimpfter älterer Menschen zu schützen. Für die zweite Februarhälfte oder Anfang März könne es dann eine „auflockernde Perspektive“ geben. Die Infektionswelle erreicht zunehmend auch Krankenhäuser.

400.000 Neuinfektionen pro Tag denkbar

„Wir hatten mit den hohen Fallzahlen gerechnet“, sagte Lauterbach. Er wiederholte, dass sie laut Modellrechnungen weiter auf 400.000 pro Tag steigen könnten. Bislang wurde aber das Ziel erreicht, mit möglichst wenigen schweren Erkrankungen und Todesfällen durchzukommen.

Die Sieben-Tages-Inzidenzen liegen mittlerweile im Schnitt bei 1000, bei Jüngeren teilweise bei 2000, in der besonders wichtigen Risikogruppe der Älteren aber zwischen 200 und 300. „Das ist unser Erfolg.“ Dies gelingt durch die bestehenden Alltagsanforderungen und Zugangsregeln wie 3G, 2G und 2G plus. „Das werden wir auch weiterhin tun.“

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sagte: „Die Fallzahlen steigen weiter massiv, aber tatsächlich nicht so stark, wie es unter Omikron möglich wäre.“ Das liegt auch daran, dass sich die meisten von ihnen verantwortungsvoll an die Pandemieregeln gehalten haben. „Eigentlich gewinnen wir mit jedem Tag Zeit, an dem viel mehr Menschen geimpft werden können.“

Aber man darf nicht vergessen, dass Deutschland auf einen Höhepunkt der Pandemie zusteuert. Rund 890.000 Menschen haben sich in den vergangenen sieben Tagen angesteckt – das ist ein Prozent der Bevölkerung.

Die Inzidenz steigt auf 1073,0

Die Sieben-Tage-Inzidenz der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner stieg laut RKI auf ein Maximum von 1073,0 nach 1017,4 am Vortag und 706,3 vor einer Woche. Die regionale Bandbreite reicht von 402,2 in Thüringen bis 1829,4 in Berlin. Die Gesundheitsämter meldeten innerhalb eines Tages 190.148 neue Fälle. Die ansteckende Omicron-Variante dominiert eindeutig: Der Anteil in den Meldedaten der Bundesländer lag laut RKI in der vergangenen Woche bei 96 Prozent.

Der Mediziner Christian Karagiannidis beobachtet nun einen deutlichen „Omicron-Effekt“ auf den Intensivstationen. Die Hospitalisierungsrate sei zwar noch „akzeptabel“, die hohen Inzidenzen würden sich aber auch in den Kliniken zunehmend bemerkbar machen, sagte der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters.

Seit sieben bis zehn Tagen gebe es eine „Seitwärtsbewegung bei den Neuaufnahmen, hin zu einer Tendenz, dass es nun wieder leicht nach oben geht“. Er warnte auch: „Wir sollten nicht vergessen, dass Covid nicht nur eine Lungenkrankheit ist, sondern eine Systemerkrankung, die insbesondere die Gefäße betrifft.“

Lauterbach wirbt für Auffrischimpfungen

Lauterbach verwies auf das „besondere Problem“ Deutschlands mit einer im Durchschnitt sehr alten Bevölkerung und einem hohen Anteil ungeimpfter Menschen in der gefährdeten Gruppe der über 60-Jährigen. Er forderte Auffrischimpfungen und nicht auf Omicron angepasste Mittel zu warten. Das Sterberisiko wird mit den aktuellen Impfstoffen um 99 Prozent im Vergleich zu einer Nichtimpfung reduziert.

Das „Booster“-Tempo hat sich etwas verringert. Dies ist jedoch keine Überraschung, da diejenigen, die besonders überzeugt waren, zuerst kamen. Manche sind auch fälschlicherweise der Meinung, dass Booster wegen der etwas harmloseren Omicron-Variante nicht nötig seien.

Impfungen in Apotheken sollen ab dem 8. Februar bundesweit angeboten werden können. Die Voraussetzungen dafür seien nun geschaffen, teilte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mit.

„Wir wollen diejenigen erreichen, die sich noch nicht impfen lassen konnten, weil ihnen zum Beispiel die Organisation eines Impftermins zu aufwändig war“, sagte Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Mindestens 61,4 Millionen Menschen oder 73,8 Prozent aller Einwohner haben mit der meist notwendigen zweiten Injektion einen vollständigen Grundschutz. Zudem seien mindestens 43,4 Millionen Geimpfte „geboostet“.

Lauterbach gegen Lockerungen

Lauterbach stellte sich in der aktuellen Situation gegen Lockerungen der Corona-Auflagen und sagte, er bleibe beim „konservativen Kurs“. Wenn ein Gericht eine Regel über den Haufen wirft oder sich ein Land mit Öffnungen einen Namen macht, muss es damit leben. „Ich begrüße die Lockerungen nicht.“

Auch wenn Nachbarländer wie Dänemark anders vorgehen, ist das dort so. „Aber das sind nicht wir.“ Auch mit Blick auf die Schulen sagte er: „Je besser wir die Welle insgesamt begrenzen, desto schneller und besser kommen wir für die Kinder durch.“

FDP-Fraktionschef Christian Dürr forderte eine schnelle Diskussion über Lockerungen. „Auf jeden Fall müssen wir jetzt anfangen, über Öffnungsperspektiven zu sprechen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bund und Länder haben am Montag beschlossen, dass die bestehenden Beschränkungen grundsätzlich bestehen bleiben sollen. Die nächste Beratung mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am 16. Februar. Einige Länder haben jedoch bereits über eine Öffnung nachgedacht.

RKI-Chef Wieler erklärte, dass in dieser Phase nicht mehr die reine Fallzahl entscheidend sei. „Wir müssen jetzt vor allem auf die Krankheitslast und die Schwere der Erkrankung schauen.“ Konkret hat das RKI kürzlich Schätzungen von Infizierten mit Covid-19-Symptomen unterschiedlicher Schweregrade veröffentlicht.

So gibt es Schätzungen zu Fällen unterhalb der Schwelle für Krankenhauseinweisungen, etwa zur Häufigkeit von Arztbesuchen: In der Woche zum 23. Januar waren es 280 pro 100.000 Einwohner nach 178 in der Vorwoche. Für die dritte Woche des Jahres wurde geschätzt, dass 1,3 bis 2,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre und 0,6 bis 1,3 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren an Covid-19 mit Symptomen einer akuten Atemwegserkrankung erkrankten.

© dpa-infocom, dpa:220128-99-884479/8

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