Dresden (dpa/sn) – Die seit Jahren relativ konstante Zahl der jährlich registrierten Krebsneuerkrankungen ist 2019 – also vor Beginn der Corona-Pandemie – gestiegen. In den vier jüngsten klinischen Krebsregistern in Sachsen wurden insgesamt 31.861 Fälle registriert, wie die Leiterin der gemeinsamen Geschäftsstelle, Daniela Piontek, auf Anfrage zum Weltkrebstag (Freitag) mitteilte. Das waren 1950 mehr als im Vorjahr. Gut 88 Prozent davon waren bösartige Neubildungen, in knapp 3749 Fällen waren es Krebsvorstufen und lokalisierte Tumore, die sich noch nicht ausgebreitet haben. Etwa 45 Prozent der Frauen waren betroffen und gut 55 Prozent der Männer.
Bei Männern sind vor allem Prostata, Bronchien, Lunge und Darm betroffen, bei Frauen dominiert Brustkrebs mit fast einem Drittel, gefolgt von Dickdarm-, Bronchial- und Lungenkrebs. Ihre Häufigkeit, die seit 2010 zunimmt, hat weiter zugenommen. „Die Rauchgewohnheiten haben sich geändert, die Frauen haben aufgeholt“, sagte Piontek. Da die Erkrankung zeitverzögert auftritt, ist der Trend der 1990er Jahre erkennbar.
Alle betreuenden Ärzte sowie Pathologen reichen Daten zum Krankheitsverlauf und zur Behandlung für das Klinische Krebsregister ein. Dies soll es Ärzten und Kliniken ermöglichen, die Wirksamkeit und den Nutzen von Therapien zu bewerten und zu verbessern.
Laut Piontek erkranken derzeit mehr Menschen an Hautkrebs als vor zehn Jahren, während die Zahlen für Brustkrebs ziemlich konstant sind. Zu den Tumoren mit vergleichsweise guter Prognose gehörten bösartige Melanome und Prostatakarzinome mit relativen Überlebensraten von 97,1 und 94,9 Prozent. 2019 waren es 17,9 Prozent bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und 27,5 Prozent bei Bronchial- und Lungenkrebs – und damit leicht höher als 2018 zuvor.
Wie sich die Corona-Pandemie auf Therapien auswirkt, werde zunächst untersucht, sagte Piontek. Nach Angaben der Onkologen des Helios-Park-Klinikums in Leipzig kommen Patienten erst mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen ins Krankenhaus und gehen aus Angst vor einer Ansteckung und mit schwereren Symptomen erst sehr spät zum Arzt.
„Die Folgen dieser Verunsicherung sind dramatisch“, sagte Ärztlicher Direktor Ulrich Halm. Trotz aller Expertise kann einigen nur bedingt geholfen werden. Er appellierte an die Betroffenen, Termine zur Krebsvorsorge und Nachsorge einzuhalten und die Behandlung „unter keinen Umständen“ zu verschieben.
Der Weltkrebstag findet zum 22. Mal statt. Unter dem Motto „Versorgungslücken schließen“ macht die Deutsche Krebshilfe darauf aufmerksam, dass nicht alle Betroffenen in Deutschland gleichermaßen Zugang zu einer optimalen onkologischen Versorgung haben.
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