Berlin (dpa) – Bildungsgewerkschaften und Deutscher Lehrerverband haben das Ende der Maskenpflicht an den meisten Schulen in Deutschland scharf kritisiert.
Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger nannte den Schritt am Freitag „völlig verfrüht“ https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/ einfachster Gesundheitsschutz für Beschäftigte, Kinder und Jugendliche und ihre Eltern“, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, der Deutschen Presse-Agentur.
Der Vorsitzende des Erziehungs- und Ausbildungsverbandes (VBE), Udo Beckmann, sagte der dpa, es sei vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen „unverantwortlich“, dass die Maskenpflicht in Schulen weggefallen sei. „Bei der derzeitigen Personalknappheit können wir es uns nicht leisten, auf solch wirksame Maßnahmen zum Infektionsschutz zu verzichten.“
Die Bundesländer haben in den vergangenen zwei Jahren immer wieder das Tragen von Masken an ihren Schulen angeordnet, mal strenger mit Maske, mal weniger streng. Mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes durch die Ampelkoalition darf an Schulen ab diesem Wochenende keine Maskenpflicht mehr vorgeschrieben werden, es sei denn, ein Bundesland erklärt eine Region zum sogenannten Hotspot, was dort noch möglich wäre. Lediglich Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern nutzen diese Möglichkeit. In Berlin wurde die Maskenpflicht in der Schule bereits an diesem Freitag abgeschafft. An vielen Schulen wird es noch für eine gewisse Zeit Tests geben.
GEW-Chef Finnern befürchtet wegen des Endes der Maskenpflicht noch mehr Infektionen, weitere Unterrichtsausfälle und wachsende Lerndefizite. „Das ist unverantwortlich. Die Schulen werden von der Politik allein gelassen“, sagte sie. Schon jetzt sollen Stundenpläne gekürzt und Lerngruppen zusammengelegt werden, sagte VBE-Vorsitzender Beckmann. „Es wird zwangsläufig zu weiteren Ausfällen kommen und die Teilnahme der Schüler am Unterricht wird gefährdet.“
Lehrerverbandspräsident Meidinger verwies auch auf Eltern vorerkrankter Kinder und Familien mit Risikopersonen im Haushalt. Sie seien „zu Recht besorgt, dass die Schulen nun endgültig zur Verseuchung freigegeben werden“.
Die Corona-Zahlen an den Schulen verharrten zuletzt auf hohem Niveau. In der vergangenen Woche wurden aus den Bundesländern rund 347.000 Infektions- und Quarantänefälle bei Schülerinnen und Schülern gemeldet, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) am Freitag mitteilte (Vorwoche 348.000). Mit 36.400 Corona- und Quarantänefällen wurde bei den Lehrern ein neuer Höchststand gemeldet (Vorwoche 35.700). Insgesamt gibt es in Deutschland rund 11 Millionen Schüler und knapp 900.000 Lehrkräfte an rund 40.000 Schulen und Berufsschulen.
Die Bildungsverbände hätten nach eigenen Angaben dafür plädiert, mit Lockerungen bis Ostern zu warten. In zwei Wochen sind Ferien. Als erste Bundesländer gehen Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an diesem Wochenende in die Osterferien. Die meisten anderen Länder folgen eine Woche später.
Die FDP, die in der Ampelkoalition maßgeblich zum Auslaufen der meisten Corona-Regeln beigetragen hatte, appellierte an Eigenverantwortung. „Ich selbst werde an vielen Orten, an denen keine Maskenpflicht mehr besteht, weiterhin eine Maske tragen. Eltern können mit ihren Kindern sprechen und gemeinsam mit ihnen entscheiden, ob sie in der Schule weiterhin eine Maske tragen“, sagte der designierte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
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