Frankfurt/Main (dpa/lhe) – Zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie wirbt der Zukunftsforscher Matthias Horx dafür, die Krise anders als bisher im Sinne einer Katastrophe zu bewerten. „Corona hat auch Positives in Gang gesetzt, das wir unterschätzen, weil wir so auf das Negative fixiert sind, auf Skandale und Streit“, sagte Horx der Deutschen Presse-Agentur. „Das Virus hat uns mit unserer menschlichen Bedrohung und Verwundbarkeit konfrontiert. In der Folge hat in vielen Bereichen ein Umdenken eingesetzt.“
Vor zwei Jahren veröffentlichte der Gründer des Zukunftsinstituts eine „Corona-Rückwärtsprognose“ mit dem Untertitel „Wie überrascht wir sein werden, wenn die Krise vorbei ist“. In der ersten Phase der Pandemie, die von großer Verunsicherung geprägt war, habe er „eine Stimme der Hoffnung“ sein wollen, sagt Horx heute.
„Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert“, schrieb Horx damals in einem Szenario, das er „Regnose“ nannte. „Die Welt, wie wir sie kennen, löst sich gerade auf.“ Die Welt nach – oder mit – Corona werde eine bessere sein: „In der neuen Welt spielt Reichtum plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten sind wichtiger.“
Das Zwischenmenschliche gewinnt an Wert, wir gehen höflicher miteinander um, Zynismus ist out. „Wir sind erstaunt, wie viel Humor und Menschlichkeit in Zeiten des Virus tatsächlich entstanden sind.“
Wie sieht Horx das heute? „Natürlich war das damals ein Hoffnungsbild, eine Ermutigung, es anders zu machen als im Panikmodus“, sagte er der dpa. Tatsächlich gab es aber auch viele Erfahrungen von Solidarität, Bewältigung, Zusammenhalt und Mut. Die „Angst“ bei manchen Menschen ist ein Phänomen der „Ränder“, das durch die Medien verstärkt wird. Privat würden viele Menschen zu einem anderen Schluss kommen. Zwischen 30 und 40 Prozent hatten sogar so etwas wie eine persönliche Wachstumserfahrung.
Horx sieht auch positive Auswirkungen auf die Gesellschaft, etwa durch Veränderungen in der Arbeitswelt. „Das Homeoffice ist für viele zur Selbstverständlichkeit geworden.“ Unternehmen und Politiker nehmen Nachhaltigkeitsthemen viel ernster. „Paradoxerweise hat die Krise dem großen Thema Klimawandel einen Durchbruch gebracht. Das wird so bleiben. Die alte Normalität kehrt nicht zurück.“
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