Gesundheitsinformationen in sozialen Medien: Woher weiß ich was?

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Gesundheitsinformationen in sozialen Medien: Woher weiß ich was?

Diagnosen, Impfzweifel, Ernährungstipps – Informationen zu diesen und vielen anderen Gesundheitsthemen sind längst im Internet verfügbar. Zum Beispiel von Krankenkassen, Hausärzten und Universitäten. Sie teilen gesundheitsbezogene Informationen mit Mitgliedern und Patienten, zum Beispiel auf ihren Websites. Aber das sind nicht mehr die einzigen Orte im Internet, an denen über Gesundheit und Krankheit gesprochen wird. Mit der technologischen Entwicklung sozialer Medien wie Facebook, Instagram, YouTube oder TikTok schreitet auch die Verbreitung von Gesundheitsthemen auf diesen Plattformen voran. Ein Bericht des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitsforschung (IZGK) der Universität Bielefeld zeigt, dass nur 38 Prozent der Deutschen soziale Medien nutzen, um sich über Gesundheitsthemen zu informieren, aber das Phänomen hat Potenzial. Laut Professor Dr. Jens Vogelgesang, der Mediennutzungsforschung an der Universität Hohenheim betreibt, kann das Internet das persönliche Gespräch mit einem Hausarzt nicht ersetzen. In Zukunft wird sie jedoch als Informationsquelle für medizinische Themen immer wichtiger werden. Das Besondere an Social Media: Jeder kann es wie eine digitale Bühne nutzen. Gesundheitsthemen werden dort von Journalisten, (angehenden) Ärzten und Laien – zum Beispiel Betroffenen – diskutiert.

Was sind Influencer?

Sogenannte Influencer nutzen Social Media besonders erfolgreich, um mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Laut Nadja Enke, die an der Universität Leipzig zur Social-Media-Influencer-Kommunikation forschte, haben Influencer vier charakteristische Eigenschaften: Sie produzieren Inhalte, etwa Texte oder Videos. Sie veröffentlichen sie in den sozialen Medien. Anders als beispielsweise Medienunternehmen treten sie in diesen Posts selbst auf und interagieren mit den Personen, die ihre Inhalte regelmäßig ansehen: den sogenannten Followern. Laut Enke kann die Größe ihres Publikums von einigen Tausend bis zu mehreren Millionen Followern variieren. Damit ist ihre Reichweite teilweise größer als die mancher Zeitschrift. Dies erklärt wahrscheinlich den Begriff „Influencer“, der mit „Influencer“ übersetzt werden kann. Diese enorme Reichweite nutzen Unternehmen gerne für Werbezwecke. Ähnlich wie Testimonials bewerben einige Influencer in den sozialen Medien Produkte, die von Nahrungsergänzungsmitteln bis hin zu Antibabypillen reichen. Auf diese Weise können sie die Kaufentscheidung ihrer Follower beeinflussen.

Frau, die an der Wand steht und skeptisch auf Smartphone-Locken schaut Influencer-Medizin Nachdenkliche Gesichtsausdrücke

Medical Influencer – die neuen Wissensvermittler

Medizinische Influencer informieren über die Gesundheit jenseits der klassischen Medien. Sie sind vor allem in den sozialen Medien aktiv

Was kann schon schief gehen?

Mit einem so großen Publikum kommt Verantwortung. „Spannend ist, dass viele Influencer ständig die Rollen wechseln“, sagt Enke. Mal stehen sie in Kooperation mit zahlenden Werbepartnern, mal agieren sie eigenständig. „Bei wirtschaftlichen Interessen hinter Social-Media-Posts ist Vorsicht geboten“, rät Jens Vogelgesang. Wenn beispielsweise jemand dafür bezahlt wird, ein Vitaminpräparat auf Instagram zu bewerten, ist es fraglich, wie ehrlich diese Empfehlung ist. Mit unbezahlten Posts übernehmen manche Influencer auch eine journalistische Rolle, wenn sie informieren oder unterhalten.
Hier gilt es jedoch zu beachten: Influencer sind andere Qualitätsstandards gewohnt als jemand, der eine journalistische Ausbildung absolviert hat und beispielsweise einen nutzt Drücken Sie Code hält.

Was ist seriös, was nicht?

Bezahlte Beiträge sind zu kennzeichnen. Du erkennst sie
mit dem Zusatz ‚Anzeige‘ oder ‚Werbung‘. Generell sei es ratsam, einen Blick auf das Profil bzw. Impressum des jeweiligen Kanals zu werfen: Zwar sei jemand, der jahrelang ein Medikament nehme, ein Laienexperte, „ein professioneller Bezug zum Thema, zum Beispiel von jemandem, der Medizin studiert hat , trägt entscheidend zur Glaubwürdigkeit bei“, sagt Vogelgesang. Aber auch hier gilt es zu differenzieren: Eine Pflegekraft mit Instagram-Profil kann eine ärztliche Diagnose nicht ersetzen. Laut IZGK hat sich zwar die digitale Gesundheitskompetenz vor allem jüngerer Menschen während der Pandemie verbessert, diese Krise hat aber auch das Auftreten von Falschmeldungen befeuert. Ein Zeichen für Fake News: Es werden keine wissenschaftlichen Quellen genannt. Wer Fake News verbreitet, hat oft nur „davon gehört“. Die Kommunikationswissenschaft zeige, so Vogelgesang, dass falsche Erzählungen oft an ihrer aggressiven und polarisierenden Darstellung zu erkennen seien.

Welche Chancen ergeben sich?

Dass Gesundheitsthemen zunehmend in sozialen Medien stattfinden, ist gewissermaßen inklusiv. Es ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zu Informationen, die uns alle betreffen. So können Influencer Fakten sehr zielgruppenspezifisch aufbereiten, weil sie ihre Follower, ihre Erwartungen und ihre Interessen sehr genau kennen. In einem YouTube-Video erklären sie komplexe Vorgänge, etwa die Wirkungsweise eines Impfstoffs, für manche verständlicher als ein langer Zeitungsartikel. Vogelgesang sieht die Akteure in den sozialen Medien auch als Botschafter ihrer Berufsgruppe. Einige von ihnen studieren zum Beispiel Medizin und sind junge Krankenschwestern. Wenn Sie Ihre Follower in Ihren Arbeitsalltag mitnehmen, leisten Sie auch Aufklärungsarbeit für Ihre Branche.

Frau auf blauem Hintergrund mit digitalen Symbolen

Medizinische Neuigkeiten richtig einschätzen

Richtig oder falsch? Mythen oder Fakten? Über die Medizin kursieren viele Unwahrheiten. Und nicht selten sorgt unser Medienkonsum dafür, dass falsche Informationen in Erinnerung bleiben

Kurzum: Woran erkennt man Good Health Influencer?

  • Ausbildung: Ein Blick in das Profil oder Impressum eines Kanals ist ratsam. Wenn jemand Medizin studiert hat oder in der Pflege arbeitet, trägt das zur Glaubwürdigkeit bei.
  • Kredite: Gibt es Referenzen, die den Inhalt belegen? Wird auf Forschungsergebnisse verwiesen, deren Quelle nicht genannt wird, sollte dies skeptisch machen.
  • Werbung: Bezahlte Posts müssen mit einer Anzeige oder Promotion gekennzeichnet sein. Bei wirtschaftlichen Interessen hinter Social-Media-Posts sollte man vorsichtig sein