Der Fokus liegt dieser Tage auf der Ukraine. Aber auch anderswo auf der Welt ist die Welt groß. Wie in Kamerun. Dort hilft ein Ehepaar aus Fellbach. Das ist bitter nötig, denn der Krieg in der Ukraine macht die Ärmsten in Afrika noch ärmer.
Dann lass sie Kuchen essen. Das soll Königin Marie Antoinette gesagt haben, als sich die hungernden Franzosen über hohe Getreidepreise beschwerten. Das würde heute niemand mehr sagen. Heute wird man wütend und diskutiert über teures Benzin und Heizöl in Europa. Dass das Brot mehr kostet, ist kaum der Rede wert. Doch dass sich der Weizenpreis durch den Krieg in der Ukraine innerhalb von zwei Monaten auf 400 Euro pro Tonne fast verdoppelt hat, lässt die Menschen in Afrika hungern.
Die Hilferufe werden lauter
Jochen Höfliger aus Fellbach hat gemeinsam mit Alima Berger-Njoya den Verein „Hilfe zur Selbsthilfe Kamerun“ gegründet. Sie unterstützen dort vier Schulen und drei Waisenhäuser und lassen Brunnen bohren. Kein Zugang zum Bild und kein Wasser, das waren bisher die größten Nöte. Jetzt gibt es Hunger. „Wir bekommen noch mehr Hilferufe aus Foumban, die Preise für Getreide und Lebensmittel steigen hier extrem“, sagt Höfliger, „Familien, die sich früher kaum Lebensmittel kaufen konnten, hungern jetzt.“
Das Essen geht zur Neige
Alima Berger-Njoya wuchs in Foumban auf, einer Stadt im Westen Kameruns mit 110.000 Einwohnern. Kamerun selbst liegt in Westafrika an der Atlantikküste und hat 28 Millionen Einwohner. Das Land war 30 Jahre lang eine deutsche Kolonie. Sie stammt aus einer relativ wohlhabenden Familie, durfte zur Schule gehen und konnte Jura studieren. 2006 kam sie mit einem Stipendium nach Deutschland und lebt heute in Tuttlingen. In ihrer Heimat unterstützt sie mit ihrer Familie seit langem drei Waisenhäuser, in denen 50 Kinder leben. Zwei davon kümmert sich ihre 80-jährige Mutter selbst. Neulich rief sie verzweifelt ihre Tochter an, dass es in Foumban nichts mehr zu kaufen gab, die Vorräte waren weg. Die Preise für Getreide und Reis haben sich verdreifacht, nur in der Hauptstadt Yaounde gibt es überhaupt etwas. Also überwiesen Alima Berger-Njoya und Jochen Höfliger ein paar Hundert Euro, damit die Schwester von Berger-Njoya die 400 Kilometer nach Jaunde fahren und Lebensmittel kaufen konnte.
Die Operation ist einmal pro Woche
Bisher, sagt Höfliger, hätten die Kinder immer im Hof gegessen, 50 bis 100 Kinder aus der Nachbarschaft seien gekommen und hätten mitgegessen. Jetzt essen die Waisenkinder in den Häusern, weil es gerade genug für sie gibt. „Im Moment leisten wir vor allem Nothilfe“, sagt Höfliger. Wie bei einem jungen Mädchen, das mit Bauchschmerzen ins Krankenhaus musste, kostet die Operation 300 Euro. Sie haben das Geld sofort überwiesen, aber der einzige Chirurg kommt nur einmal die Woche. So lange muss der Patient ausharren – und überleben.
Die guten Schulen sind zu teuer
Das war anders. „Hilfe zur Selbsthilfe – Kamerun“, So heißt der Verein, den sie kürzlich gegründet haben. Und wer hat den Anspruch schon im Namen. Sie wollen helfen, damit Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können. Und das fängt bei der Bildung an. Alima Berger-Njoya spricht über das Schulsystem in Kamerun, wo überraschenderweise die staatlichen Schulen die besseren, aber für die meisten Familien unbezahlbar sind. Wenn überhaupt, gehen sie auf Privatschulen. Gegründet von Menschen, die helfen wollen. Aber haben nicht einmal das Nötigste. „Wir waren in einer Schule“, sagt Berger-Njoya, „das war im Grunde ein leeres Haus.“ Da war nichts, keine Stühle, keine Tische, keine Hefte, keine Stifte – nichts. Also haben sie Laptops, Rucksäcke, Schuhe, Klamotten, Stifte, Mäppchen, Hefte, Notizblöcke gesammelt, alles was fehlt.
Geld für Brunnen
Sie haben bereits einen Überseecontainer voll gesammelt und nach Foumban gebracht. Mit dem gespendeten Geld wollen sie Brunnen an den Schulen bohren. Es gibt genug Wasser, aber niemand kann es sich leisten, es zu bauen. „3.000 Euro kostet es“, sagt Höfliger, „das reicht, um täglich 400 Kinder mit Trinkwasser zu versorgen.“
Hygieneartikel gesucht
Was sie dringend suchen, ist ein Apotheker, der ihnen veraltete Hygieneartikel wie Tampons, Pflaster, Zahnpasta gibt, die sonst im Müll landen würden. Ebenso haltbare Lebensmittel. „Wir können das Leben eines Kindes mit sehr wenig verändern“, sagt Höfliger. Wie das junge Mädchen, das Berger-Njoyas Mutter als erstes Waisenkind aufnahm. Heute ist sie erwachsen und leitet eines der Waisenhäuser. Ein Beispiel.
Hilfe zur Selbsthilfe Kamerun
die Info
Wer helfen möchte, kann sich über die Website melden https://selbsthilfe-kamerun.de/ inform. Mail an [email protected]