Hohe Ehre für Biontech-Team | Wissen

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Drei Mainzer Forscher nehmen den Paul-Ehrlich-Preis entgegen. Von ihrer Arbeit profitieren weltweit mehrere zehn Millionen Menschen, sagt der Laudator. Das sei erst der Anfang, glaubt Gründer Ugur Sahin.

Frankfurt/Main – Die Entwickler des ersten deutschen Corona-Impfstoffs sind mit einem der höchsten Wissenschaftspreise des Landes ausgezeichnet worden.

Die Gründer und Mitarbeiter des Mainzer Unternehmens Biontech, Ugur Sahin, Özlem Türeci und Katalin Karikó, haben am Montag in der Frankfurter Paulskirche den mit 120.000 Euro dotierten Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis entgegengenommen.

Sie wurden nicht nur für die „spektakulär schnelle“ Entwicklung des mRNA-Impfstoffs gegen Covid-19 geehrt, von der laut Laudator Prof. John Walker (Cambridge) „unzählige Millionen Menschen weltweit profitieren“. Sie hätten auch eine Technologieplattform etabliert, „die einen Paradigmenwechsel in der Medizin einleiten soll“: Die mRNA-Technologie läute „eine neue und aufregende Ära“ ein, in der Impfstoffe sowohl gegen Infektionskrankheiten als auch gegen Krebs eingesetzt werden könnten.

„Wir glauben, dass wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine Erfolgsserie sehen werden“, sagte Sahin wenige Stunden vor der Preisverleihung vor Journalisten. Dass es gelungen ist, den Impfstoff gegen das Coronavirus in nur zehn Monaten zu entwickeln, hat große Auswirkungen auf die Medizin: „Der Erfolg ist der Beginn einer Ära für mRNA-Therapeutika.“ Ziel sind maßgeschneiderte Impfstoffe gegen den Tumor eines einzelnen Patienten, die in wenigen Wochen entwickelt werden könnten. Auch die Behandlung von Autoimmun- oder Herzmuskelerkrankungen ist mit mRNA denkbar.

Erstmals in der 70-jährigen Geschichte des Preises werden die Preisträger von zwei Jahren geehrt: Die Preisverleihung wurde im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Anschließend wurde die amerikanische Mikrobiologin Bonnie Bassler mit dem Preis 2021 ausgezeichnet. Michael Silverman, der mit ihr geehrt wurde, konnte nicht nach Frankfurt kommen. Sie haben, so die Preisjury, entdeckt, wie Bakterien miteinander kommunizieren, und damit den Weg zu einem völlig neuartigen Antibiotikum geebnet.

Indem man die „Sprache“ der Bakterien versteht, könnte man sie vielleicht beeinflussen: die Kommunikation zwischen unerwünschten Bakterien stören oder erwünschte Varianten fördern. Dies eröffnet auch neue Perspektiven im Kampf gegen antibiotikaresistente Bakterien. Die mit 60.000 Euro dotierten Nachwuchspreise gehen 2021 an die Biologin Elvira Mass (Bonn) und 2022 an Laura Hinze (Hannover). dpa