Aphthen im Mund können höllisch weh tun, sind aber meist harmlos /.
Sie sind klein, äußerst schmerzhaft und in den meisten Fällen völlig harmlos: sogenannte Aphthen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Schädigungen der Mundschleimhaut.
WAS SIND APHTHAS?
Das Erscheinungsbild von Aphthen ist charakteristisch: eine weißlich-gelbliche Hülle, die von einem geröteten Rand umgeben ist. Experten sprechen von Läsionen, also Wunden in der Mund- und Rachenschleimhaut. „Viele interpretieren die hellen Plaques fälschlicherweise als Eiter oder Wundsekret“, sagt Nicole Arweiler, Direktorin der Klinik für Parodontologie und periimplantäre Erkrankungen am Universitätsklinikum Gieen und Marburg. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Art natürliches Schutzpflaster aus dem Protein Fibrin. „Das ist das gleiche Prinzip wie bei Wundschorf auf der Haut, nur dass die Farbe umgekehrt ist“, sagt Arweiler. Die Größe und Dicke der Fibrinbeschichtung auf einem Geschwür ändert sich, während es sich entwickelt und heilt. Es hat keinen Einfluss auf die Schmerzen. Dies wird durch Reibung oder Kontakt mit säurehaltigen Lebensmitteln ausgelöst.
Die Diagnostik
Wichtig ist die Differenzialdiagnose: Bei ungewöhnlich großen und hartnäckigen Aphthen sollte ein Arzt abklären, ob eine andere Erkrankung dahintersteckt. Aphthen treten fast ausschließlich im Mund- und Rachenraum auf; Neben der Mundschleimhaut können auch die Lippen oder die Zunge betroffen sein. In sehr seltenen Fällen können sich Aphthen auch auf den Schleimhäuten im Genitalbereich bilden.
Eine Leitlinie zu Aphthen unterscheidet drei Formen. Der kleinere Typ: Diese nur oberflächlichen Aphthen treten am häufigsten auf, sie machen etwa 85 Prozent aller wiederkehrenden Aphthen aus. Etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Die Aphthen haben einen Durchmesser von weniger als einem Zentimeter, sie sind meist nur zwei bis fünf Millimeter groß. Sie heilen auch ohne Behandlung nach sieben bis zehn Tagen komplikationslos ab.
Die Hauptform: Diese Aphthen sind ein bis drei Zentimeter groß und reichen meist tiefer in die Mundschleimhaut. Sie sind viel schmerzhafter als kleinere Geschwüre und brauchen zwei bis vier Wochen, um zu heilen. Es ist möglich, dass Narben zurückbleiben. Etwa zehn Prozent aller wiederkehrenden Aphthen gehören zu diesem Typ.
Typ herpetiformis: Mit einem Durchmesser von nur ein bis zwei Millimetern sind diese Aphthen nur stecknadelkopfgroß, treten aber in großer Zahl auf: Betroffene haben mitunter 50 bis mehr als 100 im Mund. Sie heilen nach sieben bis zehn Tagen von selbst ab. Etwa fünf Prozent aller wiederkehrenden Aphthen gehören zu diesem Typ, sie können ein Zeichen für eine Herpesinfektion sein.
Aphthen gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Mund- und Rachenschleimhaut und beginnen meist im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, jüngere Menschen häufiger als ältere. Aphthen sind die häufigste Verletzung der Mundschleimhaut bei Kindern und Jugendlichen.
WIE ENTSTEHEN SIE?
Woher Aphthen kommen, ist bis heute nicht endgültig geklärt. „Wir wissen, dass die Ursachen der klassischen kleinen Aphthen weder viral noch bakteriell sind“, sagt Arweiler. Als Auslöser werden Stress oder Ernährung diskutiert. Bei manchen Menschen wird das Auftreten von Aphthen reduziert, wenn sie besonders histaminreiche Lebensmittel wie Käse, Walnüsse, Tomaten oder Zitrusfrüchte meiden. Auch eine genetische Komponente könnte eine Rolle spielen. „Leiden Eltern häufig an Aphthen, sind laut einer Studie in 90 Prozent der Fälle auch die Kinder betroffen“, sagt Arweiler, „während nur zehn Prozent der Kinder Aphthen bekommen, wenn die Eltern nicht betroffen sind.“ Auch Verletzungen der Mundschleimhaut durch schlecht sitzende Zahnspangen oder eine harte Brotkruste können zu Aphthen führen.
Neben den klassischen Aphthen gibt es solche, die im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftreten. So haben beispielsweise Menschen mit Morbus Crohn, Zöliakie, Hand-Fuß-Mund-Krankheit oder HIV häufig mit Läsionen im Mund zu kämpfen. „Wahrscheinlich spielt hier das geschwächte Immunsystem als Auslöser für Aphthen eine Rolle“, sagt Arweiler.
WIE SCHLECHT IST DAS?
„Normale“ Aphthen heilen nach etwa sieben Tagen von selbst ab. Sie sind nicht ansteckend und verursachen keine Folgeschäden. Ein Arzt sollte sich die Geschwüre ansehen, wenn sie mit anderen Symptomen wie Fieber auftreten, besonders ungewöhnlich aussehen oder nach einer Woche nicht heilen. Differenzialdiagnostisch kann der Arzt zum Beispiel ausschließen, dass die Aphthe Vorstufe eines Tumors oder einer anderen schweren Erkrankung ist.
WIE WERDEN SIE BEHANDELT?
„Wer häufig Aphthen hat, entwickelt eigene Strategien“, sagt Arweiler. Die häufigsten sind die Vermeidung von säurehaltigen Lebensmitteln wie Orangensaft und Salatdressing und der Wechsel zu einer Zahnbürste mit weicheren Borsten. Abhilfe schaffen schmerzstillende Salben, die die betroffenen Stellen lokal betäuben. Sie enthalten das Beruhigungsmittel Lidocain. Salben mit einem Lidocain-Gehalt von bis zu zwei Prozent sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich. „Vor dem Auftragen sollte man inhalieren, damit die Stelle trocken ist und sich die Salbe nicht so mit Speichel vermischt“, sagt Arweiler. „Dann reiben Sie die Salbe mit dem Finger oder einem Wattestäbchen auf die Aphtha.“ Auf keinen Fall darf die Salbe geschluckt werden, da dann Teile der Speiseröhre betäubt werden. Das könne zu Panikattacken führen, sagt Arweiler.
Eine ähnliche lokalanästhetische Wirkung haben sogenannte adstringierende, also adstringierende Lösungen. „Gute Ergebnisse zeigen sich mit Myrrhe-Tinkturen oder Rhabarber-Extrakt“, sagt Arweiler.
Auch wenn nicht primär Bakterien für die Aphthen verantwortlich sind, können antibakterielle Mundspülungen sinnvoll sein. „Wer unter Aphthen leidet, reinigt diesen Bereich aufgrund der Schmerzen oft nicht so gründlich, weshalb sich hier vermehrt Bakterien ansiedeln können, sodass dort eine antibakterielle Spülung gute Dienste leisten kann“, sagt Arweiler. Um die eigentliche Entzündung zu hemmen, empfiehlt die Leitlinie chlorhexidinhaltige Gele und kortisonhaltige Salben. „Allerdings sollte dies nach dem Stufenkonzept bei besonders zahlreichen oder großen Aphthen nicht gleich als Mittel der Wahl bei einer normalen Aphthen gehandhabt werden“, sagt Arweiler.
WIE MAN ETWAS VORBEUGT?
Da die Ursachen von Aphthen nicht genau bekannt sind, können sie auch nicht verhindert werden. „Wer stark darunter leidet, kann zumindest ein Diätprotokoll ausprobieren und sehen, ob es einen Zusammenhang gibt. Das ist allerdings sehr zeitaufwändig“, sagt Arweiler. Auch Stress als möglicher Auslöser kann in der Selbstbeobachtung bestätigt oder ausgeschlossen werden. Ansonsten hilft nur: damit leben lernen. Mit dem Wissen, dass keine schlimmere Krankheit dahintersteckt, ist es definitiv einfacher.