Pfleger weist Vorwürfe zurück
Ein aufmerksamer Oberarzt des Klinikums rechts der Isar war fassungslos, weil sich der Zustand zweier Patienten plötzlich und aus unerklärlichen Gründen verschlechtert hatte. Interne Ermittlungen ergaben Hinweise auf einen ähnlichen Fall, in dem der Beschuldigte ebenfalls im Dienst war. Der Verdacht: Die Krankenschwester hat dem Patienten eine Überdosis eines Medikaments gespritzt, das ihm nicht verabreicht werden sollte. Im Blut der Patienten wurden Spuren dieser nicht verschreibungspflichtigen Medikamente gefunden. Die Klinik zeigte den Krankenpfleger an, der die bei seiner Festnahme erhobenen Vorwürfe zurückwies. Ob er sich inzwischen zu den Vorwürfen geäußert hat, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit.
Die gelernte Altenpflegerin aus Nordrhein-Westfalen war seit Juli 2020 über eine Zeitarbeitsfirma in die Klinik gekommen und dort hauptsächlich in der sogenannten Wachstation, einer Zwischenstation zwischen Intensiv- und Normalstation, wo die Kranken lagen, beschäftigt rund um die Uhr betreut. Die mit dem Fall befasste polizeiliche Ermittlungsgruppe wird daher als „Wachwache“ bezeichnet.
Ähnlicher Fall in Oldenburg
In der Klinik rechts der Isar, dem mutmaßlichen Tatort, wollte sich derzeit niemand zu dem Fall äußern. „Nach Rücksprache mit den Ermittlungsbehörden werden nur diese über den Fall informiert. Wir arbeiten sehr eng mit den Behörden zusammen“, sagte eine Sprecherin. Auch zur Frage, ob Sicherheitsvorkehrungen in der Klinik verschärft worden seien, wollte sich die Sprecherin nicht äußern.
Der Fall erinnert an den als „Todespfleger“ bekannt gewordenen Patientenmörder Niels Högel, der 2019 vom Landgericht Oldenburg wegen Mordes in 85 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Er arbeitete als Krankenpfleger auf der Intensivstation in Kliniken in Oldenburg und Delmenhorst und tötete dort nach Angaben des Landgerichts insgesamt 85 Patienten durch die Verabreichung medizinisch nicht indizierter Medikamente. Es soll ihm vor allem darum gegangen sein, danach versuchen zu können, die Patienten wiederzubeleben und vor Kollegen gut auszusehen.
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