Das Lifestyle-Magazin für moderne Großeltern ist ideal, um Verlagsstudenten beizubringen, wie man ein neues Magazin gestaltet. Richtig: Am Anfang war die Zielgruppe. Es gibt recht viele Großeltern im Land und damit Menschen, die sich dafür interessieren, wie sie im Themenkomplex „Meine Enkel & ich“ punkten können.
Das erfährst du hier in wiederkehrenden Abschnitten. Schließlich sind Großeltern in einem Alter, in dem man guten Gewissens etwas konservativ sein kann. „Gelassenheit“ vermittelt einen gemeinsamen Spaziergang mit den Enkelkindern, um „die Wunder des Waldes“ zu entdecken und zu erforschen. „Schön Wohnen“ hält Tipps für die Blumen der Saison bereit oder wie man es sich „schön gemütlich“ macht. „Besser essen“, das ist natürlich eine Vorlage nicht nur für die Weihnachtsbäckerei.
„Eine Frucht ist noch in Ordnung“, heißt es zum Beispiel über die Freude am Schokoladenfondue. Die vielen Basteltipps passen gut zu einem echten Wohlfühlmagazin für Omas und Opas. Tipps zur „klugen Vorsorge“ in jeder Hinsicht füllen die Stunden ohne Enkelkinder.
Lesen soll auch ein Wohlfühlerlebnis sein, sagt Mitgründerin Tess Buchele. Der 41-Jährige ist wie Mitherausgeberin Nicola Kossack schon lange im Verlagsgeschäft tätig. Sie habe selbst eine Urgroßmutter, sagt sie am Telefon, und Mama sei eine Urgroßmutter für ihre eigenen Kinder. Außerdem wohnt sie in einem Mehrgenerationenhaus, an neuen Ideen mangelt es also nicht. „Ältere Menschen lesen immer noch gerne haptisch“, weiß sie.
„Deshalb ist das Printformat ideal.“ Sie würden es auch begrüßen, wenn es einfach wäre, sich zurechtzufinden, daher die festen Abschnitte. Auch die Schriftgröße ist der Altersgruppe angepasst. Niemand muss erst die Lupe zücken.
Laut Vorgründungsforschung gibt es im Land rund 21 Millionen Großeltern. Die Auflage des viermal jährlich erscheinenden Magazins liegt derzeit bei 25.000 Exemplaren. Das ist ein gutes Ergebnis im Vergleich zu den 11.000 Exemplaren, mit denen sie Ende 2019 gestartet sind. Aber es gibt noch Luft nach oben. Der Preis ist mit 4,90 Euro so kalkuliert, dass er auch aus der Rente gezahlt werden kann. Auch ein Jahresabo für 15,60 Euro sei ein schönes Muttertagsgeschenk, so der Verlag. Schließlich sind Omas auch Mütter.
Manches rekrutieren die beiden Gründer aus ihrem eigenen Umfeld. Bewährte Rezepte zum Beispiel. „Wir haben keine eigene Testküche.“ Aber auf den Erfolg der Kekse, die Oma oder Opa seit Jahrzehnten aus der eigenen Umgebung backen, kann man sich trotzdem verlassen. Normalerweise sind Zeitschriften für ältere Menschen eher schwierig und beschäftigen sich hauptsächlich mit Gesundheit, hat sie beobachtet.
„Wir produzieren nur die Titelgeschichten selbst“
Tess Buchele möchte inspirieren, praktische Tipps und Anregungen geben, aber auch unterhalten. Das erklärt das Horoskop, das Großeltern mit ihren Enkelkindern lesen sollen.
Ja, sie hat auch schon Überraschungen erlebt, zum Beispiel in Sachen Spätmobilität. In jeder Ausgabe gibt es einen Bericht: Wenn Oma oder Opa mit ihren Enkeln auf Reisen gehen. Besonders beeindruckt zeigte sich die Redaktion von dem fast 90-jährigen Großvater, der davon träumte, noch einmal einen Roadtrip durch die USA zu machen. Gemeinsam mit den beiden Enkelkindern ist der 9000-Kilometer-Traum wahr geworden.
Toll fand sie auch die Oma, die ihrem Enkel eine gemeinsame Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn zum Abitur geschenkt hatte. Die Fotos für die Reisen werden nicht eigens produziert, schließlich soll in dem kleinen Verlag mit Sitz in der Nähe von München alles ziemlich authentisch sein.
„Nur die Titelgeschichten produzieren wir selbst“, sagt sie. Unter dem Titel „Viel zu geben“ geht es beispielsweise darum, wie Großeltern durch gemeinsame Aktivitäten, Erlebnisse und Nähe das Leben ihrer Enkel prägen.
[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Derzeit gibt es kaum Konkurrenz. In der Schweiz erscheint ein Großeltern-Magazin, das sich aber an eine andere, gehobenere Zielgruppe richtet. Und für kurze Zeit gab es auch ein Magazin namens „Oma“, das sich aber mehr auf schwere psychologische Themen und Promi-Geschichten konzentrierte.
Auch „gesundes Wohnen“ ist ein Thema, vor allem aber im Gewand von Wellness: Vitamin D, Entspannung im Bad oder beim Schwitzen. Die präsentierte Mode stammt nicht direkt vom angesagten Mailänder Laufsteg, sondern zeigt eher kuschelig warme Steppjacken oder weiche Strickhosen. (www.meine-enkel.de)
Auch bei der Themensetzung setzt die Enkelgeneration Akzente. Tess Buchele fragte kurz ihren Sohn, was er sich zum Geburtstag wünsche, bevor er letztes Jahr 6 Jahre alt wurde. Als Antwort hatte sie „eine Ritterburg“ oder „ein großes Lego-Set“ erwartet. Doch mitten in der Corona-Krise kam die überraschende Antwort: „Dass ich Oma mal wieder umarmen kann…“ Auch die jüngste Zielgruppe legt offensichtlich Wert auf ein gutes Gefühl.