Brauns Verteidiger hingegen stellten Braun als Opfer dar: „Die Staatsanwaltschaft leidet unter schweren Mängeln und geht von einem völlig falschen Bild der Tat aus.“ Im weiteren Verlauf werde sich zeigen, dass „Dr. Braun nie Teil einer Bande war, die Millionen von Dollar hinter seinem Rücken veruntreut hat, dass er nichts von den Machenschaften dieser Bande gewusst und schon gar nicht davon profitiert hat.“ Diese richtet sich gegen den seit Sommer 2020 untergetauchten ehemaligen Vertriebsleiter Jan Marsalek, gegen den die Staatsanwaltschaft gesondert ermittelt.
Vor Prozessbeginn muss das Landgericht München im nächsten Schritt entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Seit vielen Jahren gibt es Manipulationsvorwürfe gegen Wirecard, der Skandal wurde von der britischen „Financial Times“ aufgedeckt. Braun selbst war durch den Zusammenbruch seines Unternehmens ruiniert, da er fast sein gesamtes Vermögen in Wirecard-Aktien investiert hatte.
Der angebliche Betrugsschaden von mehr als drei Milliarden Euro, zumindest in absoluten Zahlen und nicht inflationsbereinigt, übertrifft alle seit 1945 in Deutschland bekannt gewordenen Fälle. Bisheriger Rekordhalter ist die badische Firma Flowtex, die einen Betrugsschaden von zwei verursachte Milliarden Euro mit dem Verkauf nicht vorhandener Bohrmaschinen in den 1990er Jahren. Im VW-Skandal lagen die Folgekosten für den Wolfsburger Konzern mit rund 30 Milliarden Euro deutlich höher, es ging aber nicht um Finanzbetrug.
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