Oligarch – Meinung – SZ.de

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Nach Wladimir Putins eher missbilligender Definition in einem Fernsehansprache ein Oligarch ist jemand, der „eine Villa in Miami oder an der französischen Riviera“ besitzt und „nicht auf Gänseleberpastete, Austern und sogenannte sexuelle Freiheiten verzichten kann“. Die Superreichen, die in Russland und der Ukraine mit dubiosen Mitteln vom postsowjetischen Übergang vom Staat zur Privatwirtschaft profitierten, werden seit Ende der 1990er Jahre als „Oligarchen“ bezeichnet. Die Oligarchie stammt, wie auch die andere Klassifikation von Staatsformen, aus dem Griechischen und bedeutet „Herrschaft der Wenigen“. Diese wenigen sind bemerkenswert für ihre Luxustransporte, teuren Scheidungen und Londoner Immobilien im Besitz von Offshore-Unternehmen, die jetzt für Kriegsflüchtlinge beansprucht werden. Gleichzeitig bleiben die Oligarchen geerdet, zumindest insofern, als sie ihren immensen Wohlstand vor allem der fossilen Energiewirtschaft verdanken. Dass der Kreml die Milliardäre mal braucht und mal abstößt, passt zu der Instabilität, die schon Aristoteles der Oligarchie attestierte: Politische Loyalitäten ändern sich mit den Geschäftsinteressen und umgekehrt. Aber die Oligarchen sind sich einig, so der Kunsthistoriker Wolfgang Kemp, der ein schönes wenig hat ein Buch hat eines über sie geschrieben: „The Will to the Yacht“.