Pandemie: Kann man sich auf Corona-Testergebnisse noch verlassen? – Wissen

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Pandemie: Kann man sich auf Corona-Testergebnisse noch verlassen?  – Wissen

Ein Arzt des Gesundheitsamtes Neukölln hält ein Teststäbchen für einen PCR-Test in der Hand. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa


Vom Corona-Testergebnis hängt viel ab: Ob man zur Arbeit gehen kann oder als genesen gilt, ob Sportler bei Olympia starten dürfen. Die Tests liefern jedoch oft unterschiedliche Ergebnisse. Wie kann das sein?

Frankfurt/Main – Der Schnelltest zu Hause ist trotz der Symptome anhaltend negativ, der PCR-Test im Labor ist dann aber positiv. Oder umgekehrt: Der Antigentest eines engen Kontakts ist positiv, der Labortest negativ. Solche Fälle kennt derzeit fast jeder.

Bei Olympia testen Athleten tagelang negativ und kommen dann plötzlich positiv zurück. Der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, berichtet von Menschen, die „von Testzentrum zu Testzentrum rennen, bis sie das gewünschte Ergebnis haben“. Manche wollten sich testen lassen, um die Quarantäne zu beenden, andere wollten, dass ein positiver Bescheid als genesen gilt. Die meisten wollten natürlich ein korrektes Ergebnis – aber die Qualität von Tests ist für den Laien nicht leicht zu erkennen.

Unterschiede zwischen Schnell- und PCR-Tests

„Man kann viele Fehler machen“, sagte Bobrowski. „Vor der Pandemie waren professionelle Abnahme und Labordiagnostik medizinische Aufgaben. Jetzt ist alles verwässert. Monetäres regiert über Qualität.“ Der Verband vertritt rund 1.200 Fachärzte für Laboratoriumsmedizin in Deutschland.

Grundsätzlich müsse man zunächst zwischen PCR-Tests und Antigen-basierten Schnelltests unterscheiden, betont Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. „Dass PCR-Tests auch Wochen nach einer Infektion noch ein positives Ergebnis liefern können, ist bekannt und wird sehr häufig beobachtet“, sagt sie.

Dies liegt daran, dass die PCR „eine sehr empfindliche Technik“ ist. „Oft lassen sich noch Restmengen des Erbguts des Virus nachweisen, auch wenn die Infektion eigentlich längst überfällig ist.“ Es kann auch vorkommen, dass ein PCR-Test negativ ausfällt, ein nachfolgender Test dann aber wieder ein schwaches Ergebnis liefert. Diese schwachen Ergebnisse müsse man dann interpretieren: „Wenn die Virusmenge gering ist und eine Infektion bekanntermaßen abgelaufen ist, kann man in der Regel trotz der schwach positiven PCR davon ausgehen, dass man nicht mehr ansteckend ist.“



Auch Antigen-Tests seien mittlerweile recht zuverlässig, sagt Ciesek, allerdings in einem engeren Zeitfenster: „Dieser Test ist in der Regel nur in den ersten Tagen der Infektion positiv und wird dann negativ, auch wenn man mit einer positiven PCR rechnen muss ein paar Tage noch.“ , erklärt der Virologe. „Außerdem wird der Antigentest meist erst etwa 24 Stunden nach der PCR positiv.“

Die meisten Schnelltests seien „bei niedriger Viruslast praktisch nutzlos“, sagt Bobrowski. Obwohl die zuständigen Behörden Standards definiert haben, haben sie erst kürzlich mit den Kontrollen begonnen. Bisher sei die behördliche Aufsicht „nahezu wirkungslos“ geblieben. Dank neuer EU-Verordnungen müssen unabhängige Labore ab Mai 2022 nur noch die Qualität neu entwickelter Tests prüfen, bevor sie zugelassen werden.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat Ende vergangenen Jahres 122 Schnelltests auf Covid-19-Antigene verglichen. Gemessen wurde die Sensitivität, also die Fähigkeit, SARS-CoV-2 nachzuweisen. „Das Ergebnis: Die Qualität der Tests war sehr unterschiedlich.“ Die meisten Tests stufte die Behörde als zuverlässig ein. Lediglich 26 Tests boten nicht die geforderte Sensitivität von 75 Prozent, dh sie funktionierten bei weniger als drei von vier Infektionen tatsächlich.

Qualität zählt

Die meisten Schnelltests sind laut PEI auch für den Omikron-Nachweis geeignet. PEI-Präsident Klaus Cichutek verwies im ZDF darauf, dass das Institut mittlerweile mehr als 250 Testprodukte auf einer höheren Sensitivitätsstufe bewertet habe und immerhin 80 Prozent diese Stufe auch schafften. Generell können Schnelltests nur dann eine Infektion nachweisen, wenn zum Zeitpunkt des Tests eine hohe Viruslast besteht. Das gilt für Omikron genauso wie für andere Varianten.

Zuverlässigkeit hängt laut Bobrowski nicht nur von der Qualität der Tests ab, sondern auch von der Qualität der Probenahme. Richtig und sicher ist der Abstrich erst, „wenn er den Würgereflex im Rachen auslöst und es in der Nase richtig unangenehm wird“, erklärt der Laborarzt. Da die kommerziellen Testzentren jedoch die Kunden zurückholen wollten, gehen sie gerne sanfter vor.

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