Per Satellit die Umwelt beobachten: der neue deutsche Scout Enmap – Wissen

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Per Satellit die Umwelt beobachten: der neue deutsche Scout Enmap – Wissen

Nach fast 20 Jahren Planung und Entwicklung soll endlich ein deutscher Umweltsatellit die Welt von oben sehen. Wenn nichts anderes kommt, dann wird es Enmap, wie der knapp eine Tonne schwere Scout heißt, wird am Freitagnachmittag von Cape Canaveral aus gestartet. Fünf Jahre lang wird es dann die Wasserqualität von Seen aus dem Orbit überwachen, Nährstoffmängel und Schädlingsbefall in Pflanzen erkennen und Mineralien im Boden identifizieren. All dies in einer besonders edlen Optik.

Dann Enmap ist ein sogenannter hyperspektraler Satellit, der erste, den Deutschland ins All schicken will. Während die Sensoren in handelsüblichen Digitalkameras die Welt in drei Farben – rot, grün und blau – sehen und daraus ihre Bilder berechnen, Enmap 242 einzelne Farbtöne sind wahrnehmbar. Die Farbtöne stammen sowohl aus dem sichtbaren Licht als auch aus dem Infrarotbereich, der für das menschliche Auge nicht sichtbar ist und diesem direkt folgt.

Diese Vielfalt an Farbtönen ist enmaps großes Plus. Sie verspricht ungeahnte Einblicke in das Geschehen auf der Erde: Jedes Material an der Oberfläche – ob Pflanzen, Erde, Felsen oder Gewässer – reflektiert das einfallende Sonnenlicht auf ganz besondere Weise. Dabei werden einige Farbtöne verschluckt und im reflektierten Licht entsteht ein charakteristischer Fingerabdruck. Enmap, der etwa 650 Kilometer hoch über dem Boden liegen soll, sammelt diese reflektierte Strahlung und zerlegt sie in ihre 242 Kanäle. Je nachdem, welche Sensoren wie stark auftreffen, lassen sich Rückschlüsse auf den Zustand der beobachteten Materialien am Boden ziehen.

Alle 27 Tage passiert Enmap jeden Punkt der Erde

Enmap nicht nur sehen, welche Pflanzen auf einem Feld angebaut werden, sondern auch, wie ihre Nährstoffversorgung ist, ob sie unter Wassermangel leiden oder ob sie von Luftverschmutzung betroffen sind. In Seen oder Küstengewässern soll der Satellit aufzeigen, welche Schadstoffe im Wasser gelöst sind und ob Algen oder Schwebstoffe das Wasser belasten. Als Ergebnis, so die Hoffnung auf EnmapTeams müssten nicht so viele Wasserproben nehmen. Der Satellit soll auch Waldgebiete aus dem All beobachten und Schädlingsbefall oder Wasserstress frühzeitig erkennen.

Überfliegt alle 27 Tage Enmap jeden Punkt der Erde. Dieses Intervall lässt sich auf vier Tage verkürzen, indem man seine Hyperspektralkamera bewusst dreht und zur Seite schaut – etwa bei Naturkatastrophen, wo aktuellste Bilder benötigt werden. Die Daten sollen laut Deutschem Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) der Wissenschaft, aber auch Behörden und Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Bisher wird die Technologie nur für Beobachtungen mit Flugzeugen eingesetzt.

Sieht hier ein bisschen selbstgemacht aus, enthält aber modernste Technik: den neuen deutschen Hyperspektralsatelliten „Enmap“.

(Foto: H. von der Fecht/OHB)

Enmap ist damit nicht nur Deutschlands erster hyperspektraler Satellit, sondern auch einer der Satelliten, die bisher am längsten vom Reißbrett bis zur Startrampe gebraucht haben. Bereits 2003 bat das DLR um Ideen für eine entsprechende Mission. 2008 unterzeichnete sie den Vertrag zum Bau des Satelliten für damals 90 Millionen Euro. 2012 sollte Enmap Anfang.

Dass es nun deutlich länger gedauert hat, führt das DLR auf „tiefgreifende technologische Entwicklungen“ zurück, wie es auf Nachfrage heißt. „Diese Entwicklungen haben uns Zeit gekostet und viel länger gedauert als geplant“, schreibt Projektleiter Sebastian Fischer. „Jetzt soll es nach zehnjähriger Verzögerung und einem Gesamtaufwand von 300 Millionen Euro endlich losgehen.“ Immerhin: Die Notwendigkeit für die EnmapDaten dürften inzwischen noch größer geworden sein – angesichts der Klimakatastrophe und der Umweltzerstörung.