Köln (dpa) – Spätestens seit der langjährigen Moderation der Anschläge vom 11. September 2001 gilt RTL-Moderator Peter Kloeppel als einer der besten Nachrichtenjournalisten Deutschlands. „RTL aktuell“ ist er seit 30 Jahren treu. Jubiläum ist am Mittwoch.
Im dpa-Interview erzählt er, wie sich die Fernsehnachrichten verändert haben und wie er privat mit den vielen traurigen Nachrichten unserer Zeit umgeht.
Frage: Herr Kloeppel, wie viele Sendungen haben Sie bisher moderiert?
Antwort: Unser Archiv zählte: Demnach waren es 6937 reguläre Ausgaben plus zahlreiche Sondersendungen, Nachrichten und Dokumentationen.
Frage: Welche dieser Präsentationen ist Ihnen am besten in Erinnerung geblieben?
Antwort: Der 11. September 2001 war definitiv der außergewöhnlichste und herausforderndste Tag für mich – schließlich war es eine siebeneinhalbstündige Livestrecke, die mich körperlich und mental an meine Grenzen brachte.
Frage: Wie gehen Sie mit der Gratwanderung in der Kriegsberichterstattung um, welche Bilder sind gegenüber Opfern und Zuschauern noch verantwortlich?
Antwort: Wir haben sehr klare Regeln darüber, was wir zeigen und was nicht. Für kritische Bilder von Tod und Zerstörung verwischen wir Details im Schneideraum. Weniger zu zeigen ist immer besser.
Frage: Belastet Sie die Mäßigung in solch dunklen Zeiten – Ukrainekrieg, Corona, Klimawandel – auch menschlich? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?
Antwort: Natürlich stört mich die Nachrichtenlage, aber ich habe über die Jahre gelernt, Schutzmechanismen einzusetzen. Das fällt mir auch leichter, weil ich die Nachrichten aus professioneller Distanz beurteilen kann und muss. Aber je näher mir die Ereignisse kommen, und das ist oft bei der Corona-Pandemie und jetzt beim Krieg in der Ukraine der Fall, muss auch ich mit meinen Emotionen kämpfen.
Frage: Wie haben sich die RTL-Nachrichtensendungen in den letzten 30 Jahren verändert?
Antwort: Die Informationsdichte und der Zugriff darauf hat enorm zugenommen. Gleichzeitig haben wir aber auch viel mehr Möglichkeiten, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Außerdem: Die uns zur Verfügung stehende Menge an Bildmaterial ist exponentiell gewachsen.
Und obendrein haben es neue Übertragungsmethoden deutlich einfacher gemacht, Reporter aus den entferntesten Winkeln der Welt für Live-Übertragungen zu gewinnen. All dies erfordert von uns Journalisten ein hohes Maß an Selektions-, Priorisierungs- und Einordnungskompetenz. Aber wir sind bei RTL News personell, fachlich und finanziell gut aufgestellt. Ich habe keine Angst vor der Zukunft.
Frage: Haben Sie schon einmal ein Angebot erhalten, zum öffentlich-rechtlichen Sender zu wechseln?
Antwort: Nein. Ich habe auch nie darauf gewartet.
Frage: Sie haben sich in einem Interview gegen Nebentätigkeiten von Nachrichtenmoderatoren ausgesprochen? Warum?
Antwort: Weil Sie sich – wenn Sie bezahlt werden – von Unternehmen oder Institutionen abhängig machen, denen Sie in der Berichterstattung möglicherweise wieder begegnen. Ich möchte nicht in dieser Situation sein.
Frage: Machen Sie sich als Botschafter der „Stiftung Lesen“ Sorgen um die Lesekompetenz von Kindern nach Corona?
Antwort: Ich habe lange vor Corona darüber nachgedacht und freue mich über jede Aktion, die Kindern das Lesen von Büchern beibringt. Bücher haben mir schon früh neue Welten eröffnet und mich neugierig gemacht auf das Leben und Wirken anderer Menschen. Das schwingt bis heute nach.
Frage: Bist du jemals zu spät ins Studio gekommen?
Antwort: Manchmal träume ich, dass ich zu spät komme und wache dann erschrocken auf. Aber im Ernst: Es war oft spät, zum Glück war ich nie ZU spät. Allerdings gab es Tage, an denen ich erst wenige Minuten vor Sendebeginn im Kölner Studio ankam. Das ist mir während meiner Zeit als Chefredakteur mehrfach passiert. Deshalb musste ich regelmäßig nach Berlin und bin nachmittags immer mit dem Flugzeug zurück nach Köln gekommen. Wenn der Flieger Verspätung hatte oder die Autobahn vom Flughafen zum Bahnhof verstopft war, wurde es sehr eng.
Einmal saß meine Kollegin Ilka Eßmüller als Stellvertreterin schon geschminkt und vorbereitet auf meinem Stuhl im Studio, als ich in letzter Minute hereinplatzte – zum Glück verstand sie meine missliche Lage und gab mir das Mikro.
ZUR PERSON: Der gebürtige Frankfurter Peter Kloeppel (63) ist seit dem 30. März 1992 Chefmoderator von „RTL aktuell“. Von 2004 bis 2014 war er zudem Chefredakteur des Kölner Privatsenders. Kloeppel gründete auch die RTL-Journalistenschule. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Die 18:45-Ausgabe von „RTL Aktuell“ erreicht täglich durchschnittlich 3,61 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 15,6 Prozent).